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Trittschallschutz bei Treppen - Entkopplung durch elastische Auflager

Intelligent entkoppelt
Trittschallschutz bei Treppen

Trittschallschutz: Treppenläufe und Podeste können mit elastischen Auflagern akustisch von der Konstruktion entkoppelt werden. Die Übertragung der als Körperschall auftretenden Gehgeräusche lässt sich damit deutlich reduzieren.

Markus Hoeft

Mit „je schwerer, desto besser“ steht in der Schallschutzplanung eine einfache Faustregel zur Verfügung. Sie gilt allerdings nur für den Schutz gegen die Übertragung des sich in der Luft ausbreitenden Schalls, also etwa Sprechgeräusche oder Töne aus Musikanlagen, Fernsehern etc. Daneben breitet sich Schall aber auch in festen Körpern aus und diese grundsätzlich andere Übertragungsart folgt nicht dem Bergerschen Massegesetz, wonach die Schalldämmung mit zunehmender flächenbezogener Masse immer besser wird. Die Körperschallübertragung, also das Fortpflanzen der Schallschwingungen in festen Körpern muss stattdessen durch bauakustisch entkoppelte Bauteile unterdrückt bzw. vermindert werden. Etwa durch elastisch ausgebildete Stoßstellen im Bauteilanschluss oder durch weichfedernde Zwischenschichten im Bauteil selbst.

Wirkungen des Körperschalls

Der Unterschied zwischen Luft- und Körperschallübertragung wird deutlich hörbar, wenn beispielsweise in der Nachbarwohnung ein Bild mit Hammer und Nagel aufgehängt werden soll. Auch wenn die alltäglichen Lebensäußerungen des Nachbarn sonst kaum zu vernehmen sind, wird das Geräusch des Hammers sehr deutlich zu hören sein. Eine schwere, ausreichend den Luftschall dämmende Wand muss nicht unbedingt gut gegen die körperliche Schallübertragung des Hammerschlags wirken. Hämmernde Nachbarn sind glücklicherweise die Ausnahme, weshalb das Beispiel zwar illustrativ, aber im Alltag kaum von Bedeutung ist.
Ein für die Gebäudeplanung wichtigeres Körperschallphänomen tritt bei der Schallübertragung auf Nebenwegen, der sogenannten Flankenübertragung auf. Angrenzende, also flankierende Bauteile, etwa Innenwände, werden durch Luftschall akustisch angeregt und leiten die Schwingungen als Körperschall weiter zum trennenden Bauteil, z.B. einer Wohnungs- oder Haustrennwand. In der Folge verschlechtert sich deren Schallschutz. Mit einem elastischen Wandanschluss kann jedoch die Körperschallübertragung an der Stoßstelle von flankierender Wand zur Wohnungstrennwand wirksam reduziert werden.
Ähnlich ist die Situation beim Trittschall, der vielleicht wichtigsten Form der Körperschallübertragung in Gebäuden, für die mit dem Trittschallpegel L’n,w sogar ein eigenständiger Kennwert existiert. Neben dem für alle Bauteile relevanten Schalldämm-Maß R ist für Decken und Treppen also gesondert der ausreichende Trittschallschutz zu beachten.
Im Gegensatz zum Schalldämm-Maß für den Luftschallschutz ist beim Trittschallpegel der größere Wert der schlechtere. Oder anders formuliert: Der Trittschallpegel L’n,w muss möglichst klein sein.

Weich gelagert mit festem Auftritt

Wie bei jedem Körperschall lässt sich auch die Weiterleitung von Trittgeräuschen nur durch die akustische Entkopplung der Bauteile wirksam eindämmen. Bei Geschossdecken kann dies mit entkoppelten Aufbauten von Holzbalkendecken, schwimmenden Estrichen oder weichfedernden Bodenbelägen relativ gut gelingen. Schwieriger ist die Entkopplung bei Treppen, weil hier ein fester Auftritt benötigt wird. Schwimmende oder federnde Auflagen auf den Treppenstufen sind deshalb nur begrenzt einsetzbar. Speziell im mehrgeschossigen Wohnungsbau verbieten sie sich oft auch aus Brandschutzgründen.
Stattdessen gibt es jedoch sowohl für Massiv- als auch für Holztreppen verschiedene Möglichkeiten der weichfedernden Lagerung des gesamten Treppenlaufs und/oder der Podeste. Der Planer sollte sich dabei nicht auf mehr oder minder pfiffige „Baustellenlösungen“ verlassen, sondern die Auflagersituation selber auswählen und vorgeben. Dabei kann er für die gängigen Auflagerarten auf vorgefertigte Systemlösungen verschiedener Hersteller zurückgreifen.
Neuralgische Punkte sind je nach Bauweise vor allem:
  • die Auflager der Podeste,
  • der Übergang von den Treppenläufen zu den Podesten,
  • die Befestigung der Treppe in der Wand,
  • das Auflager der Stufen auf den Tragholmen.
Der schalltechnische Effekt der einzelnen Systemlösungen wird in der Regel als Trittschallverbesserungsmaß ΔLw angegeben (Tabelle 1). Es wird vom Trittschallpegel des jeweiligen Bauteils, der für Massivtreppen beispielsweise Tabelle 20 in Beiblatt 1 zu DIN 4109 entnommen werden kann, abgezogen.

Akustische Trennung

Die Podeste sollten keinesfalls direkt mit den Geschossdecken verbunden oder unmittelbar auf sie aufgelegt sein. Massivdecken und -podeste sind also beispielsweise nicht durchgehend zu betonieren. Stattdessen bieten sich vorgefertigte Wandauflager für die Podeste und ggf. auch die Treppenläufe mit weich gelagerten Hülsen an. In diese Hülsen greifen dann die Konsolauflager der Treppen bzw. Podeste zapfenförmig oder als Querkraftdorne ein.
Die federnde Lagerung verhindert bei fachgerechter Ausführung starre und damit gut schallübertragende Verbindungen. Um Schallbrücken sicher auszuschließen, ist außerdem eine Trennung zwischen den Podesten und Treppenläufen sowie den Treppenhauswänden vorzusehen. Dies kann im einfachsten Fall eine umlaufende offene Fuge sein, die aber neue Probleme aufwirft. Etwa ihre Verschmutzung während der Bauzeit oder im Verlauf der Nutzung. Es können Gegenstände in der Fuge einklemmen (Beton- oder Putzreste), die dann doch wieder eine schallstarre Verbindung herstellen. Sicherer ist deshalb der Verschluss dieser Fuge mit einer weichfedernden Distanzplatte.
Die Trennung zwischen Podest und Geschossdecken muss auch im Estrich ausgebildet werden. Der jeweils separate schwimmende Estrich der Wohnungen und der Podeste kann z.B. mit einem Streifen Verbundestrich unter der Wohnungstür und einem durch die beiderseitige Schrenzlage (Randstreifen) entkoppelten Aufbau sauber getrennt werden.
Elastische Drucklager am oberen und unteren Ende des Treppenlaufs reduzieren die Schallübertragung von den Stufen auf das Podest (und von dort weiter in die Konstruktion). Wie die Wandlager so gibt es auch diese Lösungen am Fuß und Kopf des Treppenlaufs sowohl für Holztreppen als auch für Massivtreppen in Ortbeton- oder Fertigteilbauweise. Darüber hinaus können Holzstufen auf Stahlholmen zusätzlich mit einer elastischen Trittschalldämmung zwischen Stufe und Holmen ausgerüstet werden.

„Randbedingungen“ beim Trittschallschutz

Die Qualität der vorgefertigten Systemlösungen für schalldämmende Auflager ergibt sich vor allem aus den Eigenschaften des jeweils verwendeten Spezialkunststoffs, zumeist einem Elastomer. Bei der Produktauswahl muss der Planer einige Punkte beachten bzw. den Hersteller hierzu um Auskunft bitten. Zum Beispiel zur jeweils zulässigen Belastung der schallentkoppelten Auflager. Die weich federnde Charakteristik des Kunststoffs muss dauerhaft und auch unter fortwährender Belastung erhalten bleiben. Je nach Bauwerk und Situation müssen außerdem eventuell bestimmte Brandschutzanforderungen für das Treppenhaus als Fluchtweg eingehalten werden.
Der von den Regelwerken vorgegebene erforderliche Norm-Trittschallpegel ist eine Ein-Zahl-Angabe, der die Schallübertragung über einen bestimmten Frequenzbereich hinweg repräsentiert. Normgemäß werden bei seiner Ermittlung die tiefen Frequenzen unter 100 Hz nicht berücksichtigt. Wer im Umfeld einer Diskothek oder musikbegeisterter Nachbarn wohnt, weiß jedoch aus eigener leidvoller Erfahrung – zu hören sind primär die Bässe. Oder anders formuliert: Gerade die tiefen Töne, also die niedrigen Frequenzen, dringen relativ gut durch Baukonstruktionen und werden darüber hinaus psychologisch als besonders unangenehm empfunden.
Trittschalldämmende Auflager sollten deshalb speziell nach ihrem Verhalten im niederfrequenten Bereich hinterfragt werden.
Der Planer muss schließlich beachten, dass die rechnerisch erreichbaren oder im Prüfstand ermittelten Norm-Trittschallpegel nur unter Einhaltung schalltechnisch günstiger Randbedingungen gelten.
Die Schalldämmung der konkret ausgeführten Treppe ist nur so gut wie ihr akustisch schlechtestes Detail. Schon eine einzelne starre Bauteilverbindung ohne Entkopplung kann als Schallbrücke wirken und den Nutzen der elastisch ausgeführten Auflager weitgehend wieder aufheben.

Trittschallschutz und Regelwerke

Der ausreichende Trittschallschutz von Treppen und Podesten beginnt mit einer intelligenten Grundrissplanung. In Doppel- und Reihenhäusern etwa kann die Trittschallübertragung zum fremden Wohnbereich schon vermindert werden, wenn die Treppe nicht an der Haustrennwand angeordnet wird. Ist dies aber unvermeidlich, sollte die Ausführung der Haustrennwand unbedingt allen modernen Schallschutz-Erkenntnissen entsprechen.
Also beispielsweise ein schallbrückenfreier zweischaliger Aufbau mit bis ins Fundament durchgehender Trennfuge in schwerer und eventuell zusätzlich asymmetrischer Ausbildung.
Im mehrgeschossigen Wohnungsbau sollten keine besonders ruhebedürftigen Wohnräume an die Treppenhauswände grenzen, also vor allem keine Schlafzimmer. Die Geräuschbelästigung in angrenzenden Räumen lässt sich vermindern, wenn die Treppe nicht an den Wänden befestigt wird und nur auf den Podesten aufliegt. Sind Befestigungen in der Wand unumgänglich, sollte ihre Anzahl im Sinne des Schallschutzes möglichst gering gehalten werden.
Bei aller Konzentration auf den Trittschallschutz darf bei der Planung von Treppenhäusern zudem nicht vergessen werden, dass deren Wände in bestimmten Fällen auch einen definierten Luftschallschutz zu den angrenzenden Räumen gewährleisten müssen. Die Mindestanforderung nach DIN 4109 für Geschosswohnungsbauten oder Schulen beträgt z.B. R’w = 52 dB. Die über 20 Jahre alte Norm gilt inzwischen jedoch kaum noch als Stand der Technik. Realistischer sowohl für den Tritt- als auch den Luftschallschutz sind die Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz nach Beiblatt 2 zu DIN 4109 oder sogar die Schallschutzstufe III nach VDI 4100, die über den Lärmschutz hinaus einen hochwertigen Ruheschutz berücksichtigt, jedoch zwischen Planer und Bauherr ausdrücklich privatrechtlich vereinbart werden muss (siehe Tabelle 2).
Für den von den Gehgeräuschen verursachten Luftschallpegel innerhalb des Treppenraums gibt es hingegen keine Anforderungen. Es kann jedoch sinnvoll sein, in den Treppenhäusern eine ausreichende Absorption gegen einen von Reflexion und Hall überhöhten Schalldruckpegel vorzusehen.

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