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Doppelfassade aus Glas mit öffenbaren Dreh-Schiebe-Elementen

Neubau eines Wohnkomplexes in Hamburg
Ein Ohr am Gleis

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Eine Balkonverglasung als Schallschutz war Teil der Lösung für einen Hamburger Neubau, der direkt an einer Bahnstrecke in Hamburgs liegt. Neben Blockrandschließung sowie einem Innenhof war die Doppelfassade aus Glaselementen wichtig für den erforderlichen Lärmschutz. Dank ihrer filigranen Gliederung sieht man der Fassade ihre Funktion nicht an.

Anforderung:

Schallschutz für Wohnneubau mit transparenter Fassade an vielbefahrener Gleisstraße

Lösung:

Doppelte Glasfassade mit öffenbaren Schiebe-Dreh-Elementen


Nicole Holtgreife | be

Die sogenannte Verbindungsbahn ist eine Eisenbahnstrecke innerhalb von Hamburg. Sie führt Gleise aus dem Norden und Westen der Hansestadt zusammen sowie den Bahnhof Altona mit dem Hauptbahnhof und den Bahnen in Richtung Süden und Osten. Eine sich direkt an der Verbindungsbahn befindende Brachfläche blieb lange unbebaut, zu hoch war das Schallaufkommen. Ein Konflikt, der 2017 mit einem Neubau und dem richtigen Lärmschutzkonzept gelöst werden konnte.

Der Wohnkomplex „An der Verbindungsbahn“ – Bauherr ist die GS-Bau GmbH – umfasst eine Gewerbeeinheit sowie eine Tiefgarage für die Bewohner. Auf einer Fläche von 10 273 m² finden 63 Eigentumswohnungen Platz. Vom Stadthaus mit separatem Eingang über kleine Maisonette- und Geschosswohnungen bis hin zur Panoramasuite bietet der Neubau unterschiedliche Wohntypen. Die Ausstattung der einzelnen Wohnungen ist nicht einheitlich, sondern durch die einzelnen Erwerber individuell geprägt. Durch die Lage im Stadtteil Hamburg-Rotherbaum sind die Wohnungen infrastrukturell sehr gut angebunden. Im benachbarten Kiez ist alles erhältlich, was zum täglichen Leben benötigt wird; Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten befinden sich in direkter Nähe.

Eingereicht wurde der Bauantrag für die Wohnanlage bereits 2012. Die Bauzeit betrug knappe zwei Jahre, von Juni 2015 bis März 2017. Wegen der starken Lärmbelastung galt das Grundstück lange als ungeeignet für eine Wohnbebauung. Nach mehreren Vorentwürfen und erteilten Bauvorbescheiden gaben der wachsende Wohnungsmangel sowie die zunehmende Nachfrage nach innerstädtischem Wohnraum den Impuls für dieses Projekt. Im Vorfeld waren aufwendige Grundstückstausche und -vereinbarungen mit der Stadt notwendig, um die heute realisierte Bebauung zu ermöglichen.

Konzept mit Doppelfassade

Die Ausschreibung gewann das Büro LRW Architekten und Stadtplaner aus Hamburg. „Das neue Gebäude schließt den Blockrand eines tortenstückähnlichen Grundstücks, auf dem sich zuvor ein flacher Gewerbebau befand. Der überwiegend gründerzeitlich geprägte Wohnblock war den Lärmemissionen der Bahntrasse und der Hauptverkehrsstraße schutzlos ausgesetzt“, so der Architekt Thomas Winkler. „Durch den Neubau mit seiner Doppelfassade konnte trotz der lärmintensiven Lage attraktiver Wohnraum – mit freiem Blick über den angrenzenden Park „Planten un Blomen“ und teilweise bis zur Elbphilharmonie – geschaffen werden. Zudem wurde die Lärmsituation für den gesamten Wohnblock durch den nun geschlossenen Innenhof deutlich verbessert.“

Der Lärm der Hauptverkehrsstraße „An der Verbindungsbahn“ und der angrenzenden Bahntrasse flutete zuvor ungebremst den Blockinnenbereich. Durch die Blockrandschließung und den neuen, ruhigen Innenhof hat die Nachverdichtung auch für die Nachbarn einen hohen Mehrwert geschaffen. „Das Projekt ist gerade vor dem Hintergrund der Grundstücksknappheit in innerstädtischen Lagen ein guter Beweis dafür, dass Schallschutz im Wohnungsbau wohnlich und hochwertig lösbar ist. Im Falle dieses Projektes ist der Verkehrslärm Fluch und Segen in gleichem Maße, bedeutet er doch glücklicherweise auch eine perfekte infrastrukturelle Anbindung und kurze Wege zu den Haltestellen des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs“, so der Architekt Thomas Winkler.

Balkonqualität bewahrt

Um den Schallschutz zu komplettieren, wurde für die zur Straße „An der Verbindungsbahn“ gelegene Seite des Gebäudes eine Doppelfassade aus nahezu rahmenlosen Glaselementen in Kombination mit filigranen Stahlbeton-Fassadenfertigteilen entwickelt. Diese erzielt in Anlehnung an die reiche Profilierung der Gründerzeitfassaden eine gewisse Gliederung bzw. Dreidimensionalität in der Fassade. Keinesfalls sollte der Eindruck entstehen, dem Gebäude sei eine notwendige Schallschutzhaut übergestülpt worden. Die Doppelfassade ist Teil der Schallschutzmaßnahmen, die durch Auflagen der Baubehörde gefordert waren. „Eine Lösung lediglich mit Schallschutzfenstern in Kombination mit ergänzenden Prallscheiben war durch die zuvor genannten Auflagen ausgeschlossen. Zu dem hohen Schallschutz sollte die Fassade eine starke Transparenz aufweisen“, so Thomas Winkler.

Erreicht wurde die gewünschte Funktionalität mit den Schiebe-Dreh-Elementen SL 25 von Solarlux. Die rahmenlosen, volltransparenten Elemente sitzen auf den transparenten Fassadenbrüstungen. Im Prüfstand schaffen die Elemente eine Luftschalldämmung von 22 dB. Im Ganzen wurden 27 Einheiten der Doppelfassade mit insgesamt 360 Schiebe-Dreh-Elementen ausgestattet. Sie lassen ein einfaches Öffnen der äußeren Seite der Doppelfassade zu. Bewohner können so mit wenigen Handgriffen und dank der schmalen Vorsprünge vor den Fassaden einen offenen Balkon bzw. bei geöffneter Innenfassade eine Loggia erzeugen, die direkt in den Wohnraum übergeht. Dazu werden die Schiebe-Dreh-Elemente zur Seite geführt und dort um 90 Grad aufgedreht. Die Verglasung wird zu einer Art Glas-Sandwich, das an der Seite verstaut kaum Platz einnimmt.

Im geschlossenen Zustand sorgen die Elemente nicht nur für Schallschutz, sondern auch für einen Temperaturpuffer. Schmale Schlitze zwischen den Elementen sorgen für ausreichende Frischluftzufuhr auch bei geschlossener Balkon- bzw. Fassadenvorderseite.


Bauherr: GS-Bau GmbH,
Neu Wulmstorf

Architekt: Thomas Winkler, LRW Architekten und Stadtplaner, Hamburg
www.lrw-architekten.de

Auszeichnungen:
Anerkennung WohnbauPreis Hamburg 2017

Nominierung vom Rat für Formgebung für den German Design Award 2019


Architekt Thomas Winkler: „Im Grunde beeinflusste das Thema Lärm neben der Einbindung in die städtische Maßstäblichkeit der Nachbarbebauung den Entwurf des Gebäudes signifikant. Das Planungskonzept sah dabei vor, mit viel Volumen an der Straße am Durchschnitt durch größere Gebäudetiefe und damit der Verlagerung der Gebäudemasse, möglichst viel Wohnfläche in dem „ruhigen“ Baukörperbereich anzusiedeln.“


Schallschutz mit Glas: Die rahmenlosen Glas-Schiebe-Dreh-Elemente erzielen im Prüfstand eine Luftschalldämmung von 22 dB.


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