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Der Bodenablauf - Sensibles Detail im Systemaufbau

Bodenabläufe in Gebäuden
Unscheinbares Detail

Markus Hoeft

Der Bodenablauf zur Entwässerung von Fußböden in Nassräumen ist in Relation zum Gesamtgebäude ein kleines und deshalb oft wenig beachtetes Detail im Planungsprozess. Je nach Nutzungsart des Gebäudes sind dennoch einige Rahmenbedingungen bei der Planung und Produktauswahl zu beachten.

Sensibles Teil des Systemaufbaus

Es ist ja schließlich nur ein Gully – bei solchem Gedanken hat mancher Planer vielleicht schon sich selbst oder auch seinen Bauherrn und die Verarbeiter ertappt. Doch der Bodenablauf ist ein sensibles Teil des Systemaufbaus, weil er eine Unterbrechung der flächenhaften Abdichtung darstellt, an der verschiedene Baustoffe dauerhaft dicht miteinander verbunden werden müssen.

Einbaufehler, die zu einem Eindringen von Feuchtigkeit in den Bodenaufbau führen, haben oft gravierende Schäden bzw. aufwändige Sanierungen zur Folge. Und selbst wenn der schlimmste Fall, sprich die Undichtigkeit, nicht eintritt, kann ein ungünstig geplanter Ablauf die Funktionalität oder die Optik eines Nassraum-Fußbodens beeinträchtigen.

Nassräume für Gewerbe und öffentliche Bereiche

Das klassische Einsatzgebiet für Bodenabläufe sind Gewerberäume in Produktionszweigen wie der chemischen oder der Lebensmittelindustrie (Brauereien, Molkereien u.ä.). Neben eventuellem Prozesswasser aus der Anlagentechnik fällt vor allem in Bereichen mit erhöhten hygienischen Anforderungen auch das Wasser aus Reinigungsvorgängen in erheblichem Maße an.

Häufig sind dabei Linienentwässerungen (Rinnen) die bessere Lösung gegenüber der Anordnung einer recht hohen Zahl von punktförmigen Abläufen. Punktförmige Einzelabläufe wirken hingegen optisch attraktiver und werden deshalb in Bereichen mit Publikumsverkehr bevorzugt, etwa in öffentlichen Waschräumen und Duschen, auf Laufwegen in Schwimmbädern sowie ggf. auch in öffentlichen Küchen.

Es handelt sich hier um eine hohe, jedoch nichtdrückende Wasserbeanspruchung, die Notwendigkeit eines Bodenablaufs ist bei diesen gewerblichen Raumnutzungen offenkundig.

Wohnungsbäder mit oder ohne Bodenablauf?

Für Bäder von Wohnungen gilt das nicht in gleichem Maße. Bei bestimmungsgemäßer Nutzung dürfte hier nur Spritzwasser in geringen Mengen anfallen, womit ein Bodenablauf entbehrlich erscheint. Allerdings sagt die Entwässerungsnorm DIN 1986 aus: „Bäder in Wohnungen sollten einen Badablauf erhalten.” Das Wort „sollten” formuliert eine Empfehlung, von der ohne Grund nicht abzuweichen ist.

Ordnet der Planer nun aber einen Bodenablauf an, dann muss auch eine Abdichtung der Fußbodenfläche vorgesehen werden, unabhängig davon, ob im normalen Betrieb des Wohnungsbades tatsächlich Wasser in relevanten Mengen anfällt. Denn ein vorhandener Bodenablauf kann die Nutzer des Gebäudes zu großzügigem und eventuell nicht ganz bestimmungsgemäßen Verhalten verleiten, etwa indem Wassereimer ausgegossen werden. Ein Bodenablauf ohne Flächenabdichtung des Fußbodens ist deshalb nicht nur sinnlos, sondern gefährlich.

Wenn aber von der Empfehlung der DIN 1986 über die Anordnung eines Bodenablaufs in Wohnungsbädern abgewichen wird, dann braucht der Raum auch nicht mehr als Nassraum aufgefasst werden. Denn die Abdichtungsnorm DIN 18195–1 definiert: „Bäder im Wohnungsbau ohne Fußbodenablauf zählen nicht zu den Nassräumen.” Damit werden in der Norm auch keine Anforderungen an die Abdichtung dieser Bäder formuliert.

Ob sich der Planer für diese Interpretation als Nicht-Nassraum entscheidet, hängt sicherlich von der konkreten Baukonstruktion ab (Welche Schäden kann eindringendes Wasser verursachen?) sowie von der Art und Menge der Wasserzapfstellen im jeweiligen Bad. In der Praxis werden außerdem die wirtschaftlichen Vorstellungen des Bauherrn eine Rolle spielen.

Hotels, Balkone und Loggien

Unter dem Aspekt der reinen Wassermenge könnte man auch für Bäder in Hotels überlegen, ob ein Bodenablauf wirklich in jedem Fall erforderlich ist. Hier ist allerdings die Forderung der DIN 1986 eindeutig: „Sanitärräume in Gebäuden, die ständig für einen größeren Personenkreis bestimmt sind (z.B. Hotels, Schulen), müssen einen Bodenablauf mit Geruchsverschluss erhalten.” Gerade in Hotels, aber auch im gehobenen Wohnungsbau, sind derzeit niveaugleiche Böden der Duschen (ohne Duschtasse) sehr beliebt. In solchen Fällen lässt sich der Ablauf der Dusche zugleich als allgemeiner Bodenablauf nutzen.

Ein weiteres Einsatzgebiet für Bodenabläufe sind Balkone und Loggien, bei denen eine äußere Entwässerung über Wasserspeier oder Tropfleisten nur statthaft ist, wenn Dritte nicht beeinträchtigt werden. Spezielle Formen des Ablaufs sind außerdem die Entwässerungen von Höfen oder anderen Freiflächen sowie von Flachdächern, die hier aber nicht näher betrachtet werden sollen.

Bodenablauf und Abdichtung

Bodenabläufe lassen sich mit allen gängigen Formen der Abdichtung kombinieren. Bei Bahnenabdichtungen mit darüberliegender Schutzschicht wird die Verbindung zum Ablauf über Flansche am Ablaufkörper erreicht. Entweder ist die Bahn auf der Baustelle mit dem Klebe- oder Klemmflansch zu verbinden oder der Ablauf wurde schon beim Hersteller mit einem Anschlussstück für die Bahnenabdichtung ausgerüstet; dann ist vor Ort nur noch eine Nahtverbindung zwischen Anschlusskragen und Flächenbahn herzustellen.

Im Industriebau wird die Abdichtung meist mit Reaktionsharzen in der obersten Nutzschicht hergestellt, Flansche sind hier nicht unbedingt erforderlich. Doch ist darauf zu achten, dass der Ablauf satt in das Harz eingebettet ist. Dies lässt sich beispielsweise erreichen, indem der Estrich um den Ablauf herum ausgespart wird. Den dadurch erhöhten Harzverbrauch sollte man im Sinne der Sicherheit gegen Undichtigkeit nicht scheuen.

Im Wohnungsbau werden heute vor allem Verbundabdichtungen unmittelbar unter dem Fliesenbelag eingesetzt (auch alternative Abdichtungen genannt). Die dichtenden Schichten sind dabei nur wenige Millimeter dick. Schon kleine Setzungsunterschiede zwischen Ablauf und Fußboden können deshalb zu einem Abriss der Abdichtung führen. Dies lässt sich mit Anschlusskragen am Ablauf verhindern, die als Gewebearmierung in die Abdichtungsschicht eingebettet werden. Zusätzliche Sicherheit gegen Setzungsdifferenzen bieten Abläufe mit angearbeiteter Stahlbewehrung, bei denen die Stahlbewehrung in die Estrichschicht hineinragt.

Platzierung des Bodenablaufs

Fußböden mit Abläufen benötigen ein Gefälle (mind. 1,5 %) und der Ablauf muss sich selbstverständlich am tiefsten Punkt befinden. Für die Ausbildung des Gefälleestrichs ist oft die Raummitte der günstigste Tiefpunkt, mit Blick auf die Raumnutzung können aber auch andere Positionen sinnvoll sein: Im Industriebau beispielsweise am Aufstellort der Anlagen, bei Duschen leicht neben dem Duschplatz – nicht direkt darunter, weil der Duschende dann auf dem Ablauf steht.

Bei Räumen mit einem repräsentativen Anspruch kann auch das Fugenraster der Fliesen für die Position des Ablaufs entscheidend sein. Auf diese Weise lässt sich ggf. der Ablaufrost optisch ansprechend genau in die Fliesenreihen einpassen. Sicherer, aber leider auch weniger attraktiv ist die Anordnung einer Fliesenreihe rund um den Ablauf mit einer anschließenden Dehnfuge im Fliesenraster.

Materialwahl

Abläufe werden aus Edelstahl, Gusseisen oder Kunststoffen angeboten, wobei es auch Kombinationen der Werkstoffe gibt, etwa den sichtbaren Rost aus Edelstahl mit einem Ablaufkörper aus Kunststoff. Bei chemischen Belastungen im industriellen Einsatz bietet sich eine vollständige Edelstahlausführung an, die zudem – ebenso wie Gusseisen – Vorteile beim Schall- und Brandschutz aufweist. Für Wohnungsbäder dürften hingegen wirtschaftliche Kunststofflösungen in der Regel ausreichen.

Ausschlaggebend für die Materialwahl kann auch die mechanische Belastbarkeit sein, die DIN EN 1253–1 in vier Klassen einteilt: H 1,5; K 3; L 15 und M 125. Die Ziffer gibt jeweils die bei der Prüfung wirkende Kraft in kN an. Das Gehäuse des Ablaufs kann/muss je nach Einsatzzweck und Art der Wasserbelastung mit einem Geruchsverschluss, einem Schlammfang oder einer Rückstausicherung versehen sein. Gerade im gewerblichen Bereich sollte bei der Produktauswahl auf eine schnelle und unkomplizierte Reinigung des Schlammfangs Wert gelegt werden.

Ableitung in oder unter der Decke

Die Ausläufe der Bodenentwässerungen sind zur Seite oder nach unten orientiert. Die seitliche Auslaufneigung beträgt 1,5° und kommt zum Einsatz, wenn die weitere Verrohrung in der Decke geführt wird. In diesem Fall ist meist eine geringe Bauhöhe für die gesamte Ablaufeinrichtung erforderlich.

Eine Auslaufneigung von 90° bedeutet, dass der Auslauf nach unten führt und die Ableitung dann unter der tragenden Decke verläuft. Die Bauhöhe ist in diesem Fall weniger relevant, dafür stellt die Wasserführung jedoch einen Durchbruch in der meist feuerbeständig auszuführenden Decke dar.

Nach den Forderungen der Landesbauordnungen muss eine Übertragung von Feuer oder Rauch ausgeschlossen werden. Noch genauer geht die bauaufsichtlich eingeführte Leitungsanlagen-Richtlinie auf dieses Problem ein, die für die Leitungsführung durch feuerbeständige Decken (F 90 oder höher) eine Qualität R 90 oder höher verlangt. Nicht brennbare Metallrohre haben bei diesen Anforderungen natürlich Vorteile, aber selbst hier ist die Brandschutzqualität mit einem Prüfzeugnis zu belegen.

Bei brennbaren (Kunststoff-)Rohren verlangt die Richtlinie eine bauaufsichtlich zugelassene Brandschutzabschottung. Verschiedene Hersteller bieten hierfür Systeme an. Es handelt sich um Einsätze im Auslauf, die unter Wärmeeinwirkung aufquellen und die Öffnung dadurch verschließen.

Im gewerblichen Bereich kann außerdem eine Anforderung an die rutschhemmende Qualität des Rostes bzw. der Abdeckung des Einlaufs gestellt werden. Die Klassifizierung wird wie für Bodenbeläge mit den Gruppen R 10 bis R 13 vorgenommen. Für nasse Barfußbereiche, etwa in Schwimmbädern, sind die Bewertungsgruppen A bis C maßgeblich.


Weitere Informationen gibt es per Leserdienstkarte von folgenden Herstellern

ACO Holding bba 526

Birco Baustoffwerk bba 527

Dallmer bba 528

Marley Deutschland bba 529

Martin Ehmer GmbH bba 530

Wiedemann GmbH bba 531

Riegelhof & Gärtner bba 532

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