Startseite » Sanitär » Schwimmbäder | Sauna »

Kraft des Wassers

Neubau der Therme in Wien-Oberlaa
Kraft des Wassers

Wer eine neue Therme baut, sieht sich berühmten Vorbildern gegenüber: Die Therme Vals von Peter Zumthor, die Therme in Arosa von Mario Botta oder die Therme Bad Aibling von Behnisch Architekten haben Maßstäbe gesetzt. An ihnen muss sich die neue Therme in Wien-Oberlaa als größte Therme Österreichs von 4a Architekten aus Stuttgart messen lassen.

Dipl Ing. Marc Nagel

Denkt man an Wien, dann fallen einem viele Begriffe ein: Residenzstadt, der Prater oder Kaffee-Häuser. An eine Kuranlage oder eine Therme denkt man eher selten. Dabei ist das Kurzentrum in Wien-Oberlaa, im Süden der österreichischen Hauptstadt schon lange beliebtes Ausflugsziel. Mit dem 90 ha großen Kurpark bietet sich dem Besucher hier eine Erholungslandschaft stadtnah und mit dem neuen Thermalbad eine zusätzliche Attraktion für die Metropole.
Dabei ist es den Architekten von 4a gelungen, nicht nur einen Wellness-Komplex zu entwerfen, der sich in Architektur und Ausstattung nicht verstecken muss. Die Planer schafften es auch, die Bruttogeschossfläche von 64 000 m2 so im Süden des Parks zu integrieren, dass die komplexe Anlage nicht als ein Fremd- körper wirkt.
Lauf eines Baches und die vier Jahreszeiten
Laut Aussage der Architekten wurde die Anlage dabei so gestaltet, dass sie an den Lauf eines Baches erinnert, der sich zwischen Steinen hindurch windet. Ein Bild, dem man erst beim zweiten Nachdenken folgen will, da Gebäudegrößen und deren Anordnung nicht den Eindruck eines mäandernden Baches vermitteln. Doch städtebaulich attraktiv ist der Komplex allemal, wozu auch die maximale Dreigeschossigkeit der Gebäude, teil-begrünte Dächer und umgebende Liegewiesen beitragen. Einzige Ausnahme der auf drei Geschosse begrenzten Bebauung ist das Gesundheitszentrum am Eingang, das mit seinen fünf Geschossen einen Hochpunkt setzt.
Mathias Burkhart, 4a Architekten: „Leitbild und Inspiration für die Gestaltung der Therme Wien war die Kraft
des Wassers und der Natur. Eingebettet in den Landschaftspark Oberlaa inszeniert die Gebäudekomposition die Natur als Erlebnis. Die einzelnen Gebäude – wie das Gesundheitszentrum und die Beautyzone – liegen wie große Steine oder Felsen in der Parklandschaft entlang eines Baches. Der Wasserlauf reicht von der Quelle im Park bis zum Eingangsplatz der Therme und dient als verbindendes Element im Gesamtkonzept. Der Bezug zum Wasser und zur Landschaft ist für den Besucher stets spürbar.“
Beim Betreten des Gebäudes empfängt den Besucher ein offenes und freundliches Foyer. Von ihm aus sind das Gesundheitszentrum sowie das eigentliche Thermalbad erreichbar. Die freundliche At-mosphäre erhält das Foyer dabei von seiner Farbgebung hauptsächlich an den Decken. Sie wurde laut Architekten, wie bei allen übrigen Decken in den Hauptbereichen, von den vier Jahreszeiten inspiriert. Im Eingangsbereich stand das Frühjahr Pate. So ergänzen frische Grüntöne an der Decke die ansonsten dezent in Weiß, Beige und Grau gehaltenen Räumlichkeiten.
Folgt man dem Weg vom Foyer ins Bad, dann kommt man über die Umkleidebereiche in die erste Thermalhalle. Sie ist farblich von ihrer in Braun- und Grüntönen gehaltenen Decke geprägt, die hier an den Herbst erinnern soll. Die Decken dieser und der anderen Badehallen sind, zur Verminderung des Schallpegels, als Akustikdecken ausgeführt und stammen von Heradesign. Diese Decken des Typs Heradesign Akustik in der Ausführung micro sind speziell für Räume gedacht, die einen hohen Publikumsverkehr haben und eignen sich zudem für den Einsatz in Schwimmbädern.
Befindet man sich in der Thermalhalle, kann man von dort direkt in den Beauty-Bereich oder zur Entspannungszone, zum Erlebnisbereich und zur zweiten Thermalhalle gelangen. Die Erschließung lebt dabei vom Wechsel aus sich verengenden und weitenden Raumsituationen. So wirkt der Verbindungsgang zwischen den beiden Thermalhallen, der zwischen Entspannungs- und Erlebnisbereich eingebettet ist, wie eine schmale Schlucht, die sich an Anfang und Ende weitet. Abgeschlossen wird der Weg durch die Sauna-Anlage. Farblicher Akzent in der zweiten Halle ist erneut die Decke, die hier wieder die Grüntöne des Foyers aufnimmt und damit den Frühling repräsentiert.
Getrennte Nutzung
Um den unterschiedlichen Erwartungen der Gäste entsprechen zu können, wurden die einzelnen Funktionen gegliedert und voneinander getrennt. So stören spielende Kinder im Erlebnisbereich nicht die Bedürfnisse der anderen Gäste in der Ruhezone. Im Einzelnen wurden die Bereiche als Bausteine konzipiert und der Grundidee des Bachlaufs entsprechend positioniert. Neben den beiden Thermalhallen findet der Besucher damit fünf weitere Bereiche.
Am Eingang zum Komplex befindet sich das separate Gesundheitszentrum. Es steht als ambulantes Rehabilitations- und Trainingszentrum für den Stütz- und Bewegungsapparat des Menschen zur Verfügung und ist organisatorisch von der eigentlichen Therme abgetrennt. Ebenfalls nahe dem Eingang, über die erste Thermalhalle erreichbar, ist das Schönheitszentrum. Der sogenannte „Stein der Schönheit“ bietet dabei Kosmetikbehandlungen für die Gäste. Ebenfalls als Steine bezeichnet werden die Bereiche für Entspannung und Erlebnis. Der Entspannungsbereich oder „Stein der Ruhe“ wurde von den Architekten zurückhaltend gestaltet. Sanfte Cappuccinotöne an den Wänden und ein dunkler Holzboden sollen die Ruhe vermitteln, die hier herrscht. Eine dezente, von Philips Licht stammende Beleuchtung, leistet hierzu ebenfalls einen Beitrag. Insgesamt wurde neben der Farbgebung viel Wert auf eine passende Lichtstimmung gelegt, wobei in der gesamten Therme verschiedene Leuchten von Philips Licht zum Einsatz kamen.
Zum „Stein der Ruhe“ gehört neben den Ruheräumen auch ein Solebecken sowie das Grottenbecken. Beide wurden ebenfalls dezent farblich akzentuiert. Das Sole- und Entspannungsbecken weist die gleichen Farbtöne wie die Ruhebereiche auf, während das Grottenbecken mit dunklem Putz und dunkler Keramik eine höhlenartige Stimmung erzeugen soll. Die Keramik stammt dabei, wie bei allen übrigen Becken, aus dem Bäderspezialprogramm von Agrob Buchtal, bei dem eine breite Farbpalette möglich ist.
Erlebnis pur
Den Kontrast zum Ruhebereich bildet der sogenannte „Erlebnisstein“. In ihm kann es durchaus laut werden, da hier mit Rutsche, Wildwasserkanal, Erlebnisbecken und Wasserspielpark alles geboten wird, was das Herz von Kindern und Junggebliebenen höher schlagen lässt. Auch hierauf reagiert die Architektur mit passenden Mitteln. So wie man in Farbigkeit und Höhe im Ruhebereich dessen Funktion gut in die Gestaltung übersetzt hat, gelang dies auch beim „Erlebnisstein“. Statt niedriger Räume wie im „Stein der Ruhe“ empfängt den Besucher hier ein hoher Raum. Statt Erdverbundenheit vermittelnder Farben wie nebenan aktivieren hier Blau- und Weißtöne und nehmen so als Winterfarben den Grundgedanken der vier Jahreszeiten wieder auf, der übrigens mit einem Gelbspektrum als Sommer im Gastrobereich abgeschlossen wird. Zudem signalisiert eine Sprungturmanlage aus Sichtbeton, dass es hier um Aktivität geht, und die Rutschen verbinden durch ihren Verlauf die Innen- und Außenräume auf spielerische Art.
Abgerundet wird das Angebot vom „Saunastein“ im Norden der Anlage. Er hebt sich durch viele Glasmosaiksteine ab, die hier die Gestaltung dominieren. Im gemischten Bereich wurden diese von Trend hergestellten Glasmosaiksteine des Typs Brillante, die sich besonders durch ihren hohen Anteil an Recycling-Materialien auszeichnen, in warmen Erdtönen gehalten. In der Frauensauna wählten die Architekten dagegen rosafarbene Steine und in der Männersauna wurde im Kontrast zu einem dunklen Boden rote Glasmosaike verwendet. Die Saunen selbst wurden nach Maß von Silgmann gefertigt.
Spagat geschafft
Insgesamt also ein gutes Angebot. Trotzdem wird die Therme in Wien vermutlich nicht in einem Atemzug mit Vals oder Arosa genannt werden. Dazu muss dieser Komplex zu viel leisten und kann sich zu wenige Extravaganzen erlauben. Doch sehen lassen, das kann sich dieser Entwurf von 4a Architekten auf jeden Fall. Der Spagat zwischen Therme, Wellness-Anlage und Erlebnisbad ist gelungen – dank kluger und farblich akzentuierten Trennung der Funktionsbereiche und dank dem Gespür für gute Bäderarchitektur, die 4a bereits in Konstanz und Bad Salzuflen bewiesen haben.
Architekturbüro: 4a Architekten GmbH, Stuttgart
Tags
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de