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Im Heute angekommen

Sanierung und Umbau eines historischen Stadtbades in Zittau
Im Heute angekommen

Schwimmbäder erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit – vor allem wenn sie Wellness-Oase nennen können. Denn immer mehr Menschen suchen Orte der Ruhe und Entspannung u. a. in den Saunalandschaften der Bäderbetriebe. Das historische Stadtbad in Zittau bietet nun nach Umbau und Sanierung derartige Möglichkeiten – vom Sportbad bis zur Finnischen Sauna.

Dipl. Ing. Marc Nagel

Direkt an der viel befahrenen Straße Töpferberg in der Innenstadt Zittaus liegt das historische, aus den Jahren 1870 bis 1874 stammende Stadtbad und bildet heute einen versöhnlichen Abschluss des alten Stadtkerns zum sogenannten Grünen Ring. Dieser folgt dabei der mittelalterlichen Stadtstruktur und dem Verlauf der früheren Stadtmauer. Doch dieser Zustand herrschte lange nicht vor. Schließlich lag dieses Baudenkmal mit seinen klassizistischen und historistischen Einflüssen als verfallendes Gebäude in einer Reihe weiterer geschichtlich wertvoller, ebenfalls meist historistischer, aber bereits sanierter Gebäude entlang des Grünen Rings noch im Dornröschenschlaf.
So sollte nach Plänen der Stadt und des Denkmalschutzes dieses Beispiel aus der Zittauer Baugeschichte erhalten und für eine moderne Variante seiner ursprünglichen Nutzung umgebaut werden. Nach den Plänen von AIZ, dem Architektur- und Ingenieurbüro für Hoch- und Tiefbau aus Zittau, wurde in den letzten Jahren schließlich damit begonnen, das Bad nicht nur zu sanieren, sondern die Technik, die Ausstattung und das Angebot auch an die Bedürfnisse heutiger Besucher anzupassen.
Dass dies bei einem denkmalgeschützten Gebäude nicht einfach war, versteht sich von selbst. Dass die dabei gewählte Lösung in Kooperation mit dem Denkmalschutz dann aber sogar einen Teilabriss sowie eine Erweiterung vorsah, kann als ungewöhnliche Lösung gelten. Schließlich sind gerade viele Städte bestrebt, von Frankfurts Römerberg bis zum Neumarkt in Dresden, historische Ensembles nahezu originalgetreu zu rekonstruieren. Das Ergebnis ist eine gekonnte Mischung aus neuen Elementen und historischem Bestand, die vor allem eines ist: Gestalterisch unaufdringlich.
Zwei Bauabschnitte und Teilabriss
Da es sich um eine sehr komplexe Aufgabe handelte, wurden der Umbau und die Sanierung aus Kosten- und Logistikgründen in zwei Bauabschnitte unterteilt. Im Verlauf des ersten Bauabschnitts galt es zunächst, ein modernes Sportbecken zu installieren. Da dieses aufgrund der Größenvorgaben mit einer Bahnenlänge von 25 m und der technischen Anforderungen jedoch nicht in die vorhandene Schwimmhalle integriert werden konnte, wählten die Planer von AIZ nach Prüfung verschiedener Alternativen die Erweiterung des Gebäudes und einen Teilabriss als beste Lösung.
Eine Variante, die aufgrund ihrer überzeugenden Argumente schließlich auch vom Denkmalschutz mitgetragen wurde. Der Anbau wurde dabei am Westgiebel des Bestands angefügt und setzt bewusst eine moderne Architektursprache ein, die aber mit dem an eine Attika erinnernden Dachabschluss und den betont hochformatigen Fenstern klassizistische Zitate beinhaltet. Der gesamte Bereich mit Sportbecken wurde dabei völlig neu erstellt und mit zeitgemäßen Ausstattungen versehen, die sich teilweise im Anbau und teilweise hinter der historischen Fassade verbergen.
Innen wurden bewusst keine historischen Materialien eingesetzt, sondern ebenfalls zeitgemäße Elemente verwendet. Auf dem Zementestrich, der als Heiz-estrich ausgeführt wurde und eine Velta Classic 17 Fußbodenheizung hat, wurden Bodenfliesen von Agrob Buchtal aufgebracht, die den Serien Xeno, Chroma, Beach und Capestone entstammen. Auch die Wandfliesen stammen von Agrob Buchtal und wurden aus den Serien Avorio, Construct, Chroma und Chroma II ausgewählt. Um zudem das typische Problem einer hohen Lärmbelastung und langer Nachhallzeiten in den Griff zu bekommen, ließen die Planer eine Akustikdecke einbauen, deren Unterbau aus Knauf Aquapanel-Elementen besteht. Beides Lösungen, die speziell für den Einsatz in Feuchträumen gedacht sind.
Damit die vorhandene Statik im Bereich des Schwimmbeckens nicht überlastet wird, entschloss man sich, die bestehende Struktur abzureißen und durch neue Stahlbetonwände im gleichen Grundriss zu ersetzen, die auch das Schwimmbecken tragen. Lediglich die Nordwand wurde erhalten, was während der Bauzeit zu erheblichem logistischem und bautechnischem Aufwand führte, da diese ausreichend abgestützt werden musste. Auch die aus An- und Umbau neu entstandene Struktur und die Erweiterung des Raums nach Süden zog eine statische Ertüchtigung der Gebäudestruktur nach sich, weswegen 6,21 m hohe Rundstützen im Verbund mit Becken und Geschossdecken gegossen wurden, die das neue Hallendach tragen. Deren Ausführung in Sichtbeton sowie die Installation einer Zuschauertribüne unterstreichen das Konzept eines modernen Bades hinter historischen Fassaden.
Sauna und Wellness
Während sich der erste Bauabschnitt mit dem Um- und Anbau sowie der Installation des Schwimmbeckens beschäftigte, wurde im zweiten Bauabschnitt die bestehende historische Struktur beibehalten und in diese eine zeitgemäße, in ihrer Anmutung weiterhin klassizistische Wellnessanlage integriert. Dabei war es ein großes Anliegen, dass beispielsweise der Übergang von der Farb- und Materialausstattung des Sportbereichs zum Wellnessbereich und dem historischen Foyer nicht zu hart verläuft und eine Zäsur darstellt, sondern dass ein farblicher Übergang gelingt. Die Nahtstelle bilden dabei der Mittelteil des Bades mit Foyer und Umkleidebereichen. Von ihnen gelangt man in den Ostteil, der ganz anders als der Westteil mit seinen modernen Einbauten eine das Denkmal und seine Bausubstanz betonende Ausführung hat. So wurden Decken, Raumstrukturen, Mosaike und andere Elemente rekonstruiert und aufgefrischt. In Kombination mit moderner Sauna- und Badtechnik entstand so ein zeitgemäßer Wellness-Bereich. Die Dampfbäder und Saunen wurden dabei nach den Plänen und Vorgaben der Architekten von AIZ durch die Ridky GmbH aus Erlangen geplant und gefertigt. Für die Saunen kam Aspen-Holz zum Einsatz.
Für die ideale Be- und Entlüftung dieser Bereiche sorgen Anlagen von Menerga. Die Geräte des Typs solVent sorgen dabei für einen Zuluftstrom von 7 200 m3/h und einen Abluftstrom von 7 400 m3/h. Übrigens: Auch im Bereich des Schwimmbads wurde ein Klimagerät von Menerga eingesetzt. Das Gerät des Typs ThermoCond leistet dabei 8 500 m3/h Zu- und 8 800 m3/h Abluft.
Unerwünschte Feuchtigkeit
Diese Anlagen helfen dabei, die Räume zu entfeuchten und für ein angenehmes Klima zu sorgen. Ein Effekt, der auch durch die Heiztechnik mit einer Wärmepumpe von Menerga und einer Viessmann Solarwärmeanlage mit Vitosol Röhrenkollektor 200 unterstützt wird.
Dass dabei bei einem Gebäude, das ein Bad beinhaltet, Feuchtigkeit entsteht, die man aus dem Gebäude bekommen möchte, ist auch im Falle des Stadtbads in Zittau keine Besonderheit. Doch dass zusätzliche Feuchtigkeit durch das Mauerwerk ins Innere kommt, ist auch bei einem Bad unwillkommen.
Da der Ostflügel mit dem Sauna- und Dampfbadbereich von anstehendem Schichtenwasser bedroht war, war es zusätzlich zur Sanierung diese Abschnitts notwendig, den gesamten Bereich mit einer WU-Bodenplatte zu unterfahren. Zusätzlich versahen die Planer das Gebäude mit einer Innenwanddämmung in einer Schichtdicke von 60 mm. Hierbei wurden Foamglas-Platten T4 WDS (T4–040) eingesetzt, deren Stoßfugen verklebt wurden. Dies bringt den Vorteil, dass die Wahrscheinlichkeit von Kältebrücken nahezu ausgeschlossen werden kann. Zudem sind Foamglas-Dämmplatten gegen Feuchte resistent, da sie diese nicht aufnehmen. Das Dach wurde außen mit einer Flachdach-Wärmedämmung in 160 mm von Foamglas gedämmt.
Gelungene Kombination
Mit einer verfügbaren Gesamtsumme von 10,6 Millionen Euro ist es dem Bauherren, der Städtischen Beteiligungsgesellschaft mbH Zittau und den Planern von AIZ gelungen, ein historisches Gebäude zu retten und seiner ihm eigenen Nutzung zuzuführen.
Dass man dabei mutig im Umgang mit dem Denkmal umgegangen ist und trotzdem nicht die historische Substanz über die Maßen belastet hat, kann als positiv gelten.
Vor allem aber die konsequente energetische, technische und bauliche Ertüchtigung des Gebäudes verdient ein Lob. Schließlich wird so gezeigt, dass ein Denkmal auch lebendig und nutzbar sein kann und in seiner ursprünglichen Form und Struktur auch Raum für Wellnessbereiche bietet, die den Ansprüchen heutiger Besucher genügen. Damit tritt das Stadtbad Zittau in eine Reihe mit dem Merkelschen Bad in Esslingen oder dem Palais Thermal in Bad Wildbad, die beide ebenfalls moderne Wellness-Bereiche und historische Bausubstanz kombiniert haben. Bleibt zu hoffen, dass dieser Weg Nachahmer findet und es nicht heißt: Historisches muss historisch genutzt werden und für eine moderne Nutzung braucht es einen modernen Bau.
Dipl.-Ing. Fred Milke: „Der Wert eines Denkmals wird ersichtlich, wenn es erlebbar ist. Denkmalpflege und Planer haben am Zittauer Stadtbad einen gelungen Weg für eine erfolgreiche Denkmalsanierung aufgezeigt.“
Projektleiter Architekt Siegfried Schwarzer: „Für die bis ins Mittelalter zurückführende Zittauer Badtradition galt es eine adäquate Umsetzung für die Neuzeit zu finden. Die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des historischen Bades war dazu die Chance. Die gelungene Vollendung der Baumaßnahmen im städtischen Contextus war Heilung einer städtebaulichen und architektonischen Wunde. Beinahe unwiederbringlich verloren, nun im neuen Glanz sich dokumentierend, das Stadtbad.“
Architekten: AIZ Architektur- und Ingenieurbüro für Hoch- und Tiefbau Zittau GmbH, Dipl. Ing. Fred Milke
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