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Der Feuchtigkeit dauerhaft trotzen

Neubau eines Schwimmbades in Passivhaus-Bauweise in Lünen an der Lippe
Der Feuchtigkeit dauerhaft trotzen

Im Rahmen eines neuen Bäderkonzeptes ist in Lünen ein Hallenbad in Passivhaus-Bauweise entstanden. Aufgrund der besonderen Anforderungen an Baumaterialien in Schwimmbädern mit sehr hoher Luftfeuchte und chlor- haltiger Luft entschied man sich bei der Planung für den Einsatz einer faserfreien, rein mineralischen und zementgebundenen Bauplatte.

Christian Schröder | jo

Das neue Schwimmbad besteht aus einem 5 000 m2 großem Neubau und einem ehemaligen Fernheizwerk aus den 60er Jahren, das nach funktionsbedingtem Umbau in den Neubaukomplex integriert wurde. Das neue Sport- und Freizeitschwimmbad ist neben Schulen und Vereinen insbesondere auch Familien, Senioren und Behinderten zugänglich. Es umfasst zwei 25 m lange Sportbecken mit einem Sprungbereich, ein Lehrschwimmbecken mit Hubboden, ein Warmwasserbecken mit Spaß- und Erholungsbereich und ein angrenzendes, aber abgetrenntes Eltern-Kind-Becken.
Durch den Einsatz effizienter Baustoffe, moderner Wärmedämmung und dreifacher Fensterverglasung rechnet man auf Betreiberseite mit Energieeinsparungen von bis zu 50 % gegenüber herkömmlichen Schwimmbädern im öffentlichen Betrieb: Zwei Blockheizkraftwerke übernehmen im Erdgas- und Biogasbetrieb die Wärmeversorgung. Ein speziell entwickeltes Wassermanagement-Konzept organisiert und realisiert die Badewasseraufbereitung, Rückspülwassernutzung und Wassereinsparung durch modernste Armatur- und Spülsysteme. Darüber hinaus liefert eine auf dem Gebäudedach installierte Photovoltaik-Anlage mit über 100 kW den Großteil des erforderlichen Strombedarfs der energiesparenden und tageslichtgesteuerten Beleuchtung. In der Summe aller Maßnahmen können Kosteneinsparungen von insgesamt ca. 190 000 Euro jährlich realisiert und bis zu 1 000 Tonnen CO2 weniger in die Atmosphäre abgegeben werden.
Trockenbaulösung
Aufgrund der extrem hohen Anforderungen an Baumaterialien in Schwimmbadanwendungen mit permanenter, sehr hoher Luftfeuchte und chlorhaltiger Luft entschied man sich bei der Planung des Lippe Bad für den Einsatz der faserfreien, rein mineralischen und zementgebundenen Bauplatte „Aquapanel Cement Board Indoor“. Sie liefert alle Vorteile des Trockenbaus (schnell, leicht, preiswert und durch Ritzen und Brechen leicht zu bearbeiten) und ist vor allem auch zu 100 % wasserbeständig, stabil sowie biegsam und erfüllt die gestellten Ansprüche an Brandschutz.
Überall dort, wo Feucht- und Nassräume durchgehend mit Spritzwasser in Berührung kommen – Gemeinschaftsduschen, Sanitärbereiche und natürlich auch Schwimmbadhallen – bietet diese Bauplatte den idealen Fliesenuntergrund. Die Platte ist komplett anorganisch, nicht brennbar (Baustoffklasse A1) und so stabil und robust wie die Stein-auf-Stein-Bauweise. Auch bei permanenter Wassereinwirkung behalten die Zementbauplatten ihre Festigkeit und Stabilität und verhindern mit ihrem pH-Wert 12 die Bildung von Schimmelpilz.
Hinzu kommt, dass diese zementgebundene Bauplatte eine hohe Beständigkeit in korrosiver, chlorhaltiger Umgebung zeigt, wie sie in Schwimmbädern gegeben ist. Die Beständigkeit gilt auch bei chlorhaltigen, desinfizierenden Reinigungsmitteln, die in öffentlichen Schwimmbädern eingesetzt werden.
Hohe, stabile Wandkonstruktion
Die 15 m hohe Außenwand des integrierten Fernheizwerkes erhielt sowohl eine Fassadendämmung als auch eine Innendämmung aus 30 cm Foamglas. Dadurch konnte die Energiebilanz des Gebäudes verbessert und der Passivhausstandard eingehalten werden.
Die Herausforderung, hohe Wände im Trockenbau zu errichten, besteht zum einen darin, genügend Stabilität zu erhalten und Rissbildungen zu verhindern, die durch das nach unten drückende Gewicht entstehen können. Zum anderen ist es erforderlich, auch in diesen Sonderkonstruktionen Anforderungen an den Brand- und Schallschutz aufrecht zu erhalten bzw. entsprechend umzusetzen. Die Verkleidung der Innendämmung erfolgte mittels Holzunterkonstruktion mit einer 2-lagigen Beplankung mit Aquapanel Cement Board Indoor. Dadurch wurde zusätzlich zur Energieeffizienz die geforderte Ballwurfsicherheit der Wand gewährt.
Konstruktionsdetails
Im ersten Schritt wurden 25 cm dicke Foamglas-Platten vollflächig mit versetzten Fugen an der Wand verklebt. Darüber hinaus wurde die Dämmung mittels Krallenplatten und Betonankern in vertikalen und horizontalen Fluchten alle 50 cm mit der Wand fest verankert. Auf die Krallenplatten wurden korrosionsgeschützte Direktabhänger zur Aufnahme einer Holzunterkonstruktion montiert. Hierbei kamen Kanthölzer im Format 6 x 8 cm in schwimmbadtauglicher S10 Qualität zum Einsatz. Eine Holzunterkonstruktion wurde einer Metallunterkonstruktion vorgezogen, da hierdurch eine bessere Gesamtdämmung realisiert werden konnte.
In die Holzunterkonstruktion wurden weitere 5 cm Foamglas Dämmung eingelegt und verklebt sowie die 2-lagige Beplankung mit der beschriebenen Bauplatte. Dabei wurden durch durch die Verarbeiter die Fugen der beiden Zementbauplattenlagen versetzt angeordnet und Kreuzfugen vermieden.
Ergebnis ist eine durch 30 cm Foamglas gedämmte, hinterlüftete, doppelt beplankte Schwimmbad-Innenwand, die auf Grund ihrer Dimension alle 7,5 m mit von unten nach oben verlaufenden Dehnungsfugen versehen wurde. Nach der Vorverspachtelung der Plattenfugen mit Einbettung eines Knauf Glasfaser Fugendeckstreifen wurde die Wand vollflächig mit dem wasserabweisenden, pastösen Flächenspachtel Aquapanel Q4 Finish verspachtelt. Im unteren Teil der Wand kam auf Grund der direkten Nähe zum Schwimmbad ein circa 50 cm hoher Fliesenspiegel zum Einsatz. Für die Vorsatzwand wurden insgesamt ca. 1 500 m2 der Bauplatte verbaut. Gewünschte Elektroinstallationen verschwanden unsichtbar im Wandaufbau. Zur Verbesserungen der Raumakustik wurden abschließend noch Ecophon Akustikpaneele an die Wand montiert.
Wände in Nass- und Feuchträumen
Weitere circa 4 500 m2 Aquapanel kamen in den Sanitärbereichen – Duschen, WCs und deren Eingangsbereiche – sowie im Kellergeschoss mit seinen Wirtschaftsräumen, Sozialräumen und Umkleiden für Mitarbeiter zum Einsatz.
Die Wände in den sanitären Nass- und Feuchtbereichen wurden ebenfalls doppelt beplankt, da sie zum Teil bis zu 5 m hoch sind. Als Unterkonstruktion dienten hier CW 100 korrosionsgeschützte Metallprofile in der Korrosivitätskategorie C5. In den hoch beanspruchten Bereichen der Duschen sind die Wände gefliest, alle anderen Wände vollflächig verspachtelt und gestrichen.
Naheliegende Wahl
Für den hochwertigen Ausbau von Fitness- und Wellnessanlagen sind zementgebundene Bauplatten heute eine unverzichtbare Technologie. Sie ermöglichen effizienten Trockenbau in Bereichen, in denen früher nur massiv gebaut werden konnte. Bereits in der frühen Planungsphase hatte man sich beim Innenausbau für Aquapanel Cement Bord Indoor entschieden.
„Für den Einsatz im Schwimmbadbereich ist das aufeinander abgestimmte Aquapanel System erste Wahl“, so Martin Gottmann, Projektleiter vom Ausbau-Unternehmen OKEL, „von der Platte über die Schrauben bis hin zum Flächenspachtel für das geforderte Q4 Finish. In der Verarbeitung zeigte sich
die Platte robust und schnell zuzuschneiden. Bei der Integration des Kraftwerkes kam außerdem die Herausforderung der 15 m hohen Wand hinzu, aber auch diese ließ sich mit der Zementbauplatte sehr gut lösen.“
Nach rund dreijähriger Planungs- und Bauphase eröffnete im September 2011 das Lippe Bad seine Pforten, als eines der ersten Passivhaus-Bäder Europas. Schon jetzt zeigen viele Kommunen und Fachleute Interesse an diesem Leuchtturmprojekt.
Planung: nps tchoban voss GmbH & Co. KG, Hamburg
Bauleitung: HW Ingenieur Consult GmbH, Grafschaft-Ringen
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