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Schutz gegen Rückstau bei der Gebäudeentwässerung

Gebäudeentwässerung
Schutz gegen Rückstau

Dipl. Betriebswirt Reinhard Späth / Kessel GmbH / red.

Rückstau hat es immer wieder mal gegeben. Denn Kanäle sind aus wirtschaftlichen und technischen Gründen auf ein mittleres Regenereignis ausgelegt. So kann bei einem Wolkenbruch der Mischwasserkanal ganz schnell voll sein. Neu ist hingegen, dass sich anerkannte Meteorologen einig sind: Starkregenfälle werden zukünftig zunehmen.

Der Grund: Die Erderwärmung führt zu mehr Verdunstungen von der Erdoberfläche. So können sich Regenwolken prall füllen und dann als sintflutartige Regenfälle entladen.

Kommunen müssen für Wasserschäden nach einem so genannten Jahrhundertregen nicht haften. Das hat der Bundesgerichtshof im Mai 2004 entschieden. Städte und Gemeinden müssen dem aktuellen Urteil zufolge in Fällen höherer Gewalt nicht für Schäden einstehen, die durch eine überlaufende Kanalisation verursacht werden. Erstmals legten die Karlsruher Richter auch fest, wann genau starker Regen als höhere Gewalt einzustufen ist: „Bei einem ganz ungewöhnlichen und starken Regenereignis, wie es mit einer Wiederkehrzeit von mehr als 100 Jahren hier vorliegt“. Kommunen bringen sich auf die sichere Seite und schreiben den Grundstücksbesitzern vor, dass sie sich gegen Rückstau selbst zu sichern haben.

Fachberatung ist gefordert

Letztendlich stehen Bauherr, Hausbesitzer und Renovierer allein auf weiter Flur. Denn sie müssen ihren Besitz auf jeden Fall vor Rückstau sichern, ob nun versichert oder nicht.

Genau hier ist der Fachmann gefordert. Rückstau-Schutz ist eine Sache für den Profi und nichts für den Selbermacher. Deshalb müssen die Fachleute Hausbesitzer, Bauherren und Renovierer kompetent darüber informieren, wie sie sich am besten vor Rückstau schützen können. Wenn die Kanalisation bei schweren Niederschlägen an ihre Grenzen stößt und der Wasserpegel über die Rückstau-Ebene steigt, ist dabei meist die Höhe der Straßenoberkante gemeint. Tieferliegende Räume im Souterrain oder Keller werden schnell geflutet.

Vorsorge treffen

Nach DIN EN 12056–4 kann trotz der Bemessung nach den jeweils geltenden anerkannten Regeln der Technik und eines sorgfältigen Betriebes ein Rückstau jederzeit vorkommen. Öffentliche Misch- und Regenwasserkanäle können aus wirtschaftlichen Gründen nicht so dimensioniert werden, dass sie jeden außergewöhnlichen Regen einwandfrei ableiten können. Bei starkem Regen muss daher mit Stau im Kanal und Rückstau in den Anschlusskanälen gerechnet werden. Grundsätzlich fordern die Gemeinden deshalb jeden Bauherren und Hausbesitzer auf, sich durch den Einbau einer geeigneten Rückstau-Sicherung selbst zu sichern und so Schäden zu verhindern.

Darüber hinaus kann ein Rückstau auch aus folgenden Gründen entstehen:

  • Verstopfungen, Rohrbrüche oder Kanalschäden,
  • Pumpenausfall, wenn das Entwässerungssystem an eine Pumpstation anschließt,
  • Hochwasser im Vorfluter (Bach oder Fluss), da bei tiefliegenden Gebieten das Abfließen von Regenwasser beeinträchtigt wird,
  • Absperrung oder Umleitung des Kanals wegen Reparaturarbeiten,
  • Verstärkter Abwasserzufluss zum Beispiel bei Kanalspülungen, Feuerwehreinsätzen oder durch zusätzliche, ursprünglich nicht vorgesehene Anschlüsse an das Kanalnetz.

Mittlerweile werden von einigen Versicherungen Policen gegen Hochwasser- und Rückstauschäden angeboten. Wichtig: Der Schadenersatz ist immer abhängig vom zusätzlichen Einbau des im Einzelfall geeigneten Rückstau-Verschlusses. Es müssen also jedenfalls Rückstausicherungen für Ablaufstellen, die unterhalb der Rückstauebene liegen, eingebaut werden, ansonsten werden die Schäden von den Versicherungen nicht gedeckt. Diese Tatsache ist sowohl den Bauherren, aber auch den Fachleuten oftmals nicht bekannt.

Sicherer Schutz durch Rückstau-Verschlüsse

Nach DIN EN 12056 erfolgt der Schutz gegen Rückstau durch Abwasserhebeanlagen. Alternativ dazu können auch Rückstau-Verschlüsse eingesetzt werden. Die Einsatzvoraussetzungen nach DIN EN 12056–4 sind:

  • Es muss ein Gefälle zum Kanal gegeben sein.
  • Es muss sich um Räume mit untergeordneter Nutzung handeln. Das bedeutet, dass bei Rückstau keine wesentlichen Sachwerte beschädigt oder die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigt werden.Der Benutzerkreis muss klein sein.
  • Es muss ein weiteres WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung stehen.
  • Bei Rückstau muss auf die Benutzung der Ablaufstelle verzichtet werden können.

Die Auswahl und der Einsatz von Rückstau-Sicherungen richten sich nach mehreren Bedingungen. Beachtet werden müssen die Wünsche des Betreibers, der Entwässerungsgegenstand selbst, die Lage des Abwasserkanals, die Abwasserart sowie die entsprechenden DIN-Vorschriften.

Es liegt auf der Hand, dass diese Bedingungen bei der Planung von Entwässerungsanlagen in Neubaugebieten leichter zu berücksichtigen sind als bei der Sanierung rückstaugefährdeter Altbauten. So kommt man im letzteren Fall oftmals kaum an einer Neuverlegung der gesamten Abwasserleitung vorbei. Diese Kosten relativieren sich jedoch schnell, wenn man die Folgekosten möglicher Rückstauschäden betrachtet.

Produktauswahl

Bei der Produktauswahl ist die Unterscheidung zwischen fäkalienfreiem Grauwasser und fäkalienhaltigem Schwarzwasser von großer Bedeutung. Ausschlaggebend ist immer die Abwasserart, welche in Fließrichtung über die Rückstausicherung in Richtung Kanal abläuft. Fäkalienfreies Abwasser beinhaltet Wasser ohne Fäkalienanteile, wie Duschwasser oder Waschmaschinenwasser. Fäkalienhaltiges Abwasser liegt immer dann vor, wenn Rohrleitungen angeschlossen sind, die in Fließrichtung Fäkalien von Urinalen oder Toiletten transportieren. Welche Abwasserart im Rückstaufall (also vom Kanal in Richtung Rückstausicherung) zurückgedrückt wird, ist dabei unerheblich.

Bei der Auswahl und Planung von Rückstausicherungen für Entwässerungsanlagen unterhalb der Rückstauebene müssen vorher die in einer Checkliste genannten Punkte abgeklärt werden.

Erst nach Klärung dieser Fragen kann die passende Rückstausicherung ausgewählt werden. Rückstau-Verschlüsse für durchgehende Rohrleitungen stellen eine ideale technische und vor allem auch finanzielle Alternative zu Hebeanlagen dar. Dazu müssen die Einsatzvoraussetzungen nach DIN EN 12056–4 gegeben sein. Nach DIN EN 13564–1 werden sechs Typen von Rückstau-Verschlüssen unterschieden.

Weitere Informationen
Rückstauverschlüsse bba 550

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