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Welcher Unterputz für welches Mauerwerk?

Risse vermeiden
Welcher Unterputz für welches Mauerwerk?

Enttäuschte Erwartungen, kostenintensive Nachbesserungen, nervenaufreibende Diskussionen um Gewährleistungsansprüche – Risse in neuen Putzfassaden sind unzweifelhaft ein Ärgernis für alle Beteiligten. Besonders unerfreulich ist aber, wenn Fassadenschäden allein durch die Anwendung des richtigen Unterputz-Systems hätten vermieden werden können.

Vor allem in den vergangenen Jahren treten solche Fälle verstärkt auf. Ursächlich für diese Problematik sind Veränderungen bei den Mauerwerkssteinen. Durch die gestiegenen Anforderungen des Wärmeschutzes haben sich die Wärmeleitfähigkeit und zugleich die Druckfestigkeit des Mauerwerks verringert. Infolgedessen verlangen moderne Mauersteine nach weicheren und flexibleren Unterputzen. Denn: Ist das Unterputz-System härter als das Mauerwerk, können u.a. Spannungsrisse entstehen, die auch im Oberputz sichtbar sind.

Nach Meinung von Christian Poprawa, Marketingleiter beim Putzhersteller weber broutin, ist diese Thematik in Branchenkreisen bislang eher stiefmütterlich behandelt worden: „Viel zu wenige Bauprofis wissen, dass inzwischen verschiedenste Unterputze existieren, deren Verformungsverhalten und Festigkeit exakt an spezifische Mauerwerks-Typen angepasst sind. Auch Architekten sind darüber nicht ausreichend informiert und spezifizieren den Unterputz in Ausschreibungen nicht. Eine genaue Abstimmung von Putzsystem und Mauerwerk ist heutzutage unumgänglich.“

Wärmeleitfähigkeit und E-Modul beachten

Für die Wahl des richtigen Unterputzes ist die Wärmeleitfähigkeit von maßgeblicher Bedeutung. Sie variiert bei modernen Mauersteinen zwischen 0,16 W/mK und 0,09 W/mK. Ziegel mit einer geringen Wärmeleitfähigkeit erfordern einen Unterputz mit niedrigem E-Modul – dem Wert, der Auskunft über die Elastizität bzw. das Verformungsverhalten des Putzes gibt.

Kalkzementputze besitzen beispielsweise ein E-Modul von 5000 N/mm bis 7000 N/mm und damit eine sehr geringe Flexibilität. Sie können die vom Mauerwerk hervorgerufenen Zug- und Druckspannungen nur schlecht kompensieren. „Durch den Zusatz von Leichtzuschlägen, wie etwa gefasertem oder rundem EPS, haben wir das E-Modul der Unterputze über die Jahre hinweg deutlich senken können“, erläutert Dr. Markus Hildebrand, Leiter Forschung und Entwicklung bei weber broutin.

Die Spezialisten für mineralische Fassadenlösungen bieten mit dem „weber.dur 140“ einen Superleichtputz an, der über ein E-Modul von 1000 N/mm bis 2000 N/mm verfügt. Bei den Dämmputzen liegen die Werte sogar unter 500 N/mm. „Solche Unterputze können Spannungen und Bewegungen im Untergrund über unsichtbare Gefügeänderungen ausgleichen, ohne dass Risse entstehen“, so Dr. Hildebrand.

Dieser Effekt wird durch den Zusatz von Fasern noch verstärkt, wie es etwa bei dem neuen faserarmierten Leichtputz weber.dur 137 und dem Superleichtputz weber.dur 140 der Fall ist. Eine wichtige Faustregel bei der Abstimmung von Unterputz und Mauerwerk lautet also: Je geringer die Wärmeleitfähigkeit des Mauerwerks ist, desto geringer sollte das E-Modul des Unterputzes sein.

Rohdichte, Druckfestigkeit, Oberputz berücksichtigen

Die Wärmeleitfähigkeit des Mauerwerks ist nicht die einzige Einflussgröße, die bei der Auswahl des geeigneten Unterputzes beachtet werden muss. Vor allem die Rohdichte und Festigkeit der Steine spielen eine große Rolle. Um die Wärmedämmung zu optimieren, haben die Hersteller die Rohdichte und damit die Festigkeit des Materials immer weiter verringert. Hochwärmedämmende Leichthochlochziegel besitzen Rohdichten unter 600 kg/m3 und Druckfestigkeiten von 6 N/mm2 (senkrecht gemessen). Bei Porenbetonsteinen sind die Werte sogar noch niedriger. Sie liegen bei 350 kg/m3 bzw. 2,5 N/mm2.

Bessere Rohstoffe, andere Herstellungsprozesse und variierende Lochgeometrien konnten den Festigkeitsverlust nur zum Teil ausgleichen. Daher sollte der Putz auch im Bezug auf die Rohdichte und Druckfestigkeit immer dem Mauerwerk entsprechen. Weiterhin ist der verwendete Oberputz von Bedeutung. So erfordern feinkörnige oder gar gefilzte Oberflächen einen sicheren Unterbau und damit ein hochwertiges Unterputzsystem. Darüber hinaus sollte die Lage des Gebäudes sowie dessen Schlagregenbelastung einer genauen Betrachtung unterzogen werden.

Beurteilung des Putzgrundes

„Eine grundsätzliche Voraussetzung für schadensfreies Verputzen ist natürlich ein homogener Putzgrund“, führt Dr. Hildebrand aus. „Problemzonen, wie Rollladenkästen oder Deckenranddämmungen, müssen entsprechend den Verarbeitungshinweisen der Hersteller vorbereitet werden. Dadurch werden Spannungen, die aus den unterschiedlichen Verformungseigenschaften der Materialien resultieren, deutlich verringert.“

Stoßfugen, die größer als fünf Millimeter sind, und Fehlstellen wie Mörteltaschen müssen ausreichend lange vor dem Verputzen mit Leichtmörtel geschlossen werden. Auch sollten Verarbeiter unbedingt das nach DIN 1053–1 geforderte Überbindemaß von 40% der Steinhöhe einhalten.

Ist zudem der Putzgrund durchfeuchtet, dann sollte dieser, wenn eben möglich, vor Aufbringen des Putzes austrocknen. Wie jüngste Untersuchungen zeigen, hat insbesondere feuchtes Mauerwerk einen ungünstigen Einfluss auf die Festigkeitsentwicklung und das Schwindverhalten des Putzes. „Es ist gerade bei etwaigen Abweichungen des Mauerwerks vom Sollzustand sinnvoll, auf ein hochwertiges Unterputz-System zu setzen“, so Dr. Hildebrand. „Auf diese Weise erhält man auch in Problemsituationen einen größtmöglichsten Schutz vor Spannungs- und Schwindrissen.“

Weitere Informationen
Unterputz-Systeme bba 510

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