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Feuchteschäden mit Gespür beheben

Sanierung einer Kirche in Memmingen
Feuchteschäden mit Gespür beheben

Eine denkmalgeschützte Kirche in Memmingen wies erhebliche Schäden durch aufsteigende Feuchtigkeit im Mauerwerk auf. Die zuständige Architektin entschied sich nach eingehender Untersuchung u.a. für die Anwendung eines Sanierputzes, der die Abtrocknung verbessert und trotzdem einen schnellen Salztransport an die Putzoberfläche verhindert.

Olaf Janotte, Anwendungstechniker Baumit, Bad Hindelang | be

Bei der Sanierung von feuchte-geschädigtem Mauerwerk kommt es immer darauf an, dass den Ursachen gründlich nachgegangen wird. Erst wenn kein weiteres Wasser ins Mauerwerk dringt, kann von einer gelungenen Arbeit gesprochen werden. Die einschlägigen Richtlinien und Normen bieten eine Richtschnur, an denen man sich zu orientieren hat, um ein Gebäude „auf den neuesten Stand“ zu bringen. Aber was passiert, wenn dies gar nicht gewünscht wird? Im Bereich der Denkmalpflege kommt es nicht immer darauf an, das Mögliche umzusetzen, sondern meist nur darauf, das Notwendigste durchzuführen. Aber wo liegt die Grenze?
Im denkmalpflegerischen Bereich verschwimmen für den Planer die Grenzen, die ihm die Normen in seiner üblichen Tätigkeit setzen. Steht die Rekonstruktion mit den ursprünglich verwendeten Materialien im Vordergrund, bleibt kein Spielraum, wenn es um die Umsetzung der Arbeiten geht. Ob diese dann aber auch die gewünschten langfristigen Ergebnisse erzielen und nicht nur eine kurzfristige Ausbesserung darstellen, bleibt bei Schäden durch Wasser und Salz anzuzweifeln. Ein Kalkputz, der durch seine hohe Kapillarität das im Wasser gelöste Salz sehr schnell aufnimmt, ist nicht in der Lage, diesem Angriff lange Stand zu halten. Aus diesem Grund aber generell auf Kalkputze zu verzichten oder immer akzeptieren, dass die sanierte Fläche schon nach wenigen Monaten die ersten Feuchteränder zeigen? Hier kann es keine eindeutige Aussage geben, da die Anforderungen, die ein Denkmal und die Denkmalpflege an den Planer stellen, stets variieren können. Eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Planer und dem zuständigen Denkmalpfleger ist deshalb unumgänglich.
Schäden behutsam reparieren
Die Kinderlehrkirche in Memmingen ist ein Beispiel für gelungene Zusammenarbeit. Die Architektin Dipl. Ing. Ingrid Stetter hat die Belange des Denkmals immer im Auge behalten. Es handelt sich hier um die zwischen 1392 und 1512 erbaute ehemalige Kirche des Memminger Antonierordens, die in der Mitte des 18. Jh. an der Westseite sowohl einen Fachwerkanbau als auch ihren markanten Namen erhielt. Der Name leitet sich von der Verwendung als Lehrstätte für Kinder her, während für die Erwachsenen in der gegenüberliegenden Martinskirche der Gottesdienst abgehalten wurde.
Wie auf der Südseite zu sehen war, wies vor allem der Sockelbereich zum Teil starke Feuchteschäden auf, die durch aufsteigende Mauerwerksfeuchtigkeit verursacht wurden. Untersuchungen des Feuchte und Salzgehalts im Mauerwerk zeigten, dass diese in einem Teilbereich selbst noch in 6 m Höhe zu finden waren. Dies erklärt sich daraus, dass die Putzarbeiten bei der letzten Sanierung in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts mit einem sehr harten und dichten Zementputz ausgeführt wurden, der eine Abtrocknung nur langsam zulässt. Aus diesem Grund geben die Feuchteränder auf der Putzoberfläche auch nicht die tatsächlichen Feuchtehöhen im Mauerwerk wieder. Nachdem keine historischen Putzflächen betroffen waren, war das Abnehmen des Altputzes in den Erdgeschosszonen unproblematisch. Hier konnte auf einen Sanierputz-WTA zurückgegriffen werden, um die Abtrocknung zu verbessern und trotzdem einen schnellen Salztransport an die Putzoberfläche zu verhindern (Grundierung: Bayosan SanierVorspritz SV 61, erste Grundputzlage: Bayosan SanierPutz Grob SP 64 G, zweite Grundputzlage: Bayosan SelfporSanierputz SP 64 P). Damit das Mauerwerk durch das Abschlagen des sehr harten Putzes nicht zu sehr belastet wird, hat man allerdings darauf verzichtet, die übliche Sanierputzhöhe von 1 m über Feuchtezone einzuhalten.
Keine vollständige Abtrocknung
Um den Wassereintrag über das sehr unebene Fundament zu verringern, wurde auf eine konventionelle Abdichtung mit Zementputz und Dichtungsschlämme zurück gegriffen (Sockelputz: Multimörtel MULTI 61, Mauerwerkabdichtung: DichtungsSchlämme DS 25). Nachdem auch weiterhin Feuchtigkeit über das Fundament eingetragen wird, ist eine vollständige Abtrocknung nicht möglich. Dies ist auch nicht gewünscht, um eine erhöhte Schädigung der Natursteinbereiche durch auskristallisierende Salze zu verhindern. Auch eine Putzabdichtung bis mindestens 5 cm über Geländeoberkante ist eingesetzt worden, so dass die Feuchteaufnahme durch anstehendes Oberflächenwasser unterbunden wird. Bei der abschließenden Fassadenüberarbeitung wurde mit TrassKalkputz TK 01 ausgebessert. Darauf kam eine Haft-/Ausgleichsschicht mit multiContact MC 55 W, gefolgt vom Oberputz Kalkin RK 70 N.
Durch die bündige Vermörtelung der Dachziegel am Ortgang kam es zu einem unkontrollierten Abfließen des Wassers über die Fassade, so dass sich Schmutz, Algen und Pilze anlagern konnten. Durch einen leichten Überstand der Ziegel hat sich die Situation deutlich verbessert, ohne dass die Optik des Denkmals unverhältnismäßig geändert wurde. Die leicht überstehende Ziegeleindeckung bildet jetzt eine saubere Tropfkante mit einer gezielten Wasserführung.
Wenn man mit etwas Gespür für die Belange des Denkmals und der Denkmalpflege an eine Sanierung heran geht und ein Händchen für die richtige Materialauswahl besitzt, lassen sich durchaus die Erkenntnisse der täglichen Baupraxis auf ein Denkmal übertragen.
Architektin Ingrid Stetter fasst die Situation zusammen: „Um dem stark gegliederten Gebäude wieder eine einheitliche Oberfläche zu geben, wurden alle Fassaden, Lisenen, Blendbögen, Gesimse, Mauerversprünge etc. mit einem Kalkdünnschichtputz überzogen. Die neue Außenhaut, gestrichen mit Silikatfarben in Weiß nach Befund, entspricht dem mittelalterlichen Baudenkmal und unterstreicht seine feine Gestaltung. Die sanierten Flächen erfüllen so die Ansprüche nach einer am historischen Bestand orientierten Gesamtcharakteristik, ohne den notwendigen Schutz für das Gebäude zu vernachlässigen.“
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