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Preisgekröntes Unterwasser-Fahrradparkhaus in Amsterdam

Architektur in den Niederlanden
Unterwasser-Fahrradparkhaus in Amsterdam

Im Herzen von Amsterdam haben VenhoevenCS architecture+urbanism mit dem »IJboulevard« ein neues Unterwasser-Fahrradparkhaus realisiert, das Platz für 4.000 Fahrräder bietet und gleichzeitig attraktiven öffentlichen Raum schafft. 

Ende Februar wurde der »IJboulevard« offiziell eröffnet. Er liegt direkt zwischen dem verkehrsreichsten Ort der Stadt – dem Amsterdamer Hauptbahnhof – und dem Fluss IJ. „Durch die unterirdische Unterbringung von Fahrrädern wird Platz auf Straßenebene geschaffen, während gleichzeitig ein neues Wohnzimmer für die Stadt entsteht: ein Fußgängerboulevard mit Panoramablick auf den Fluss IJ“, so die Architekten.

Der Entwurf sieht 6.000 m² neuen öffentlichen Raum vor, der auf dem Dach des Unterwasser-Fahrradparkhauses entsteht. Der neue Boulevard entlang des Flusses schafft einen attraktiven Flanierbereich und Treffpunkt für Anwohner und Besucher, mit Sitzgelegenheiten und Blick auf den Fluss IJ.

„IJboulevard baut auf der Tradition von VenhoevenCS auf, funktionale Infrastruktureinrichtungen in verführerische Räume zu verwandeln, die zur Stadtkultur beitragen“, so Danny Esselman, Architekt-Direktor bei VenhoevenCS.

Fahrradparkhaus mit einladender Ästhetik

Das Innere des Unterwasser-Fahrradparkhauses ist von fließenden Linien und abgerundeten Formen geprägt, die eine warme und einladende Ästhetik erzeugen. Mit Holz verkleidete Wände, eine dezente Beleuchtung und eine ruhige Farbpalette tragen zu Klarheit und Orientierung bei.

Die Eingänge sind mit dem gleichen dunkelgrauen Naturstein wie der Boulevard gestaltet und bilden einen nahtlosen Übergang zwischen Innen- und Außenbereich. Die Treppenhäuser mit großen Glasflächen lassen natürliches Tageslicht ins Innere und bieten vom Fußgängerboulevard aus einen Blick auf das Parkhaus.

Das gut beleuchtete, stützenfreie Design, die langen Sichtachsen und das prominent platzierte Büro des Betreibers tragen zu einem Gefühl der Sicherheit für die Nutzer bei.

Naturnaher Wohnkomplex in Amsterdam

Herausfordernder Standort

Der Amsterdamer Hauptbahnhof ist einer der wichtigsten Fernbahnhöfe in den Niederlanden und ein Knotenpunkt für den regionalen und städtischen Verkehr. 250.000 Menschen passieren den Bahnhof jeden Tag. Zahlreiche Busse, Straßenbahnen, die städtische Metro und die Amsterdamer Fähren halten hier. Auf der IJ-Seite führt ein Autotunnel am Wasser entlang, auf dem Wasser herrscht Bootsverkehr und unter Wasser verläuft die Nord-Süd-Linie für den Fernverkehr.

Dementsprechend herausfordernd war der Standort für den Bau des IJboulevards. Um einen sicheren und effizienten Bauprozess inmitten dieses multimodalen Verkehrsnotenpunkts zu gewährleisten, wurde die Struktur für das Unterwasser-Parkhaus andernorts vorgefertigt, dann auf dem Fluss transportiert und am Bahnhof versenkt.

Komplexer Bauprozess

Das Tragwerk des Gebäudes besteht aus drei langgestreckten Hohlprofilen aus 6.800 m³ Beton und 2.500 Tonnen Stahl. Die Gebäudeteile wiegen jeweils zwischen 5.000 und 7.100 Tonnen. Nach ihrer Herstellung wurden sie auf Waggons nacheinander zu einem Kai gefahren und jeweils auf einen Tauchponton gesetzt. Dieser wurde so tief ins Wasser abgesenkt, bis das Bauwerk schließlich von alleine schwamm. Die schwimmenden Bauwerksteile wurden anschließend von Schleppern in einer etwa dreistündigen Fahrt 12 km bis zum Amsterdamer Hauptbahnhof transportiert. 

Vor Ort wurden 72 Gründungspfähle unter Wasser gesetzt – allerdings nicht im Bereich oberhalb der Nord-Süd-Linie. Hier wurde die Konstruktion wie eine Brücke gesetzt. Die Navigation zur richtigen Position war komplex und erforderte höchste Präzision. Die Positionierung eines Bauabschnitts dauerte bis zu drei Stunden. Währenddessen konnten der Fährbetrieb und die Schifffahrt wie gewohnt weiterlaufen.

Nach Positionierung der drei Teilabschnitte musste das gesamte schwimmende Bauwerk 15 cm ins Wasser abgesenkt werden. Zu diesem Zweck wurden 4.500 Tonnen Kies als Ballast in und auf dem Bauwerk platziert. Anschließend konnten die drei Abschnitte an den Pfählen befestigt und miteinander verbunden werden. Das so entstandene Bauwerk ist 237 m lang.

Schwingende Dynamik

Nachhaltig und naturverträglich

Der IJboulevard ist laut Architekten ein umweltfreundliches Bauwerk, das einen niedrigen Energieverbrauch aufweist, mit nachhaltigen Materialien arbeitet und zudem die Artenvielfalt fördert. Denn: Es enthält Elemente, die natürliche Lebensräume imitieren und somit die Unterwasserökologie stärken.

Das Entwurfskonzept für das Unterwasser-Fahrradparkhaus umfasst beispielsweise »Biohäuschen«, Hölzer, Kokosnussmatten und porösen Beton zwischen den Unterwasserpfahlstützen, die Unterschlupf und Wachstumsflächen für Wasserpflanzen bieten und so die Gesundheit des Flusses insgesamt verbessern.

Der IJboulevard wurde vom Centrum Ondergronds Bouwen (Zentrum für unterirdisches Bauen) mit dem prestigeträchtigen Schreuders-Preis 2022 ausgezeichnet, dem Preis für innovative unterirdische Bauprojekte.


Projekt: Unterwasser-Fahrradparkhaus IJboulevard

Standort: De Ruijterkade, Amsterdam 

Bauherr: Van Hattum en Blankevoort – Stadtverwaltung von Amsterdam

Architekten: VenhoevenCS architecture+urbanism (Danny Esselman, Max Fleer), Amsterdam
www.venhoevencs.nl

Landschaftsarchitekten: DS Landschapsarchitecten, Amsterdam
www.dsla.nl

Entwurf – Fertigstellung: 2019 – 2023

BGF: 4.270 m²


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