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Toiletten von berühmten Architekten in Tokyo

The Tokyo Toilet Project
Toiletten von berühmten Architekten

In Shibuya, einem Stadtteil von Tokyo, entstehen derzeit 17 neue Toilettenhäuser, die von bekannten Architekten und Gestaltern entworfen wurden – darunter Toyo Ito und Kengo Kuma. Besucherinnen und Besucher sollen zu jeder Tages- und Nachtzeit in den Genuss einer modernen und sauberen Toilette kommen. 

Japan zählt zu den saubersten Ländern der Welt. Selbst die öffentlichen Toiletten haben dort einen höheren Hygienestandard als andernorts. Dennoch werden auch sie in Japan oft nur ungern genutzt, weil sie nach wie vor als dunkel, schmutzig und unheimlich gelten. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, werden in Shibuya derzeit öffentliche Toilettenhäuser neu gestaltet bzw. gebaut.

Ins Leben gerufen wurde das »Tokyo Toilet Project« von der Nippon Foundation. 16 bekannte Architekten und Gestalter konnten dafür gewonnen werden. Zudem ist Japans führender Hersteller von Sanitärkeramik TOTO als Berater beteiligt und bringt Vorschläge für die Ausstattung und Gestaltung der einzelnen Toiletten ein.

Wichtige Maßgabe bei dem Projekt ist eine möglichst inklusive Nutzung: Die öffentlichen Toiletten sollen von allen Menschen zu jeder Zeit bequem und sicher genutzt werden können, unabhängig von Geschlecht, Alter oder körperlicher Beeinträchtigung. Dazu zählt auch ein möglichst hoher hygienischer Standard mit entsprechenden Produkten und regelmäßiger Reinigung. Die Architektur soll zudem modern und einladend gestaltet sein.

Projekt »White« von Kashiwa Sato

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Der Kubus »White« befindet sich am Westausgang des hoch frequentierten Bahnhofsplatzes der Ebisu-Station. Bild: TOTO LTD.

Im Juli 2021 wurde der ganz in Weiß strahlende Toiletten-Kubus aus der Entwurfsfeder von Kashiwa Sato eröffnet – ein bekannter japanischer Grafiker und Creative Director. Der Kubus befindet sich am Westausgang des hoch frequentierten Bahnhofsplatzes der Ebisu-Station.

Sato konzentrierte sich bei seinem Entwurf auf ein sicheres und sauberes Toilettenhaus, das hell, leicht und sehr harmonisch wirkt. In der Dämmerung und nachts, wenn die Downlights die weiße, vorgesetzte Hülle aus Aluminiumlamellen anstrahlen, scheint der Kubus wie eine schwebende Straßenlaterne zu leuchten.

Sato hat die fünf Toilettenräume in unisex und inklusiv ausgeführt. Die Besucher sollen die Toilette nicht nach Geschlecht, sondern vielmehr nach ihren Bedürfnissen und der jeweiligen Ausstattung auswählen. Installiert wurden Dusch-WCs, hilfreiche Klappsitze und hygienische, sensorgesteuerte Waschtischarmaturen. Kashiwa Sato hat auch die Piktogramme entworfen, die für alle Toiletten des »Tokyo Toilet Projects« genutzt werden.

Die »Drei Pilze« des Toyo Ito

Die Toilettenhäuser von Architekt Toyo Ito am Rande des städtischen Parks Yoyogi Hachimann erinnern auf den ersten Blick an drei Pilze. Foto: TOTO LTD.

Das Thema Vielfalt bei der Gestaltung der Toilettenkabinen spielt auch beim Projekt des Pritzker-Preisträgers Toyo Ito eine wichtige Rolle – auch hier gibt es ein Gebäudeteil »für alle«, neben den klassischen Kabinen für Männer und Frauen.

Der 1941 geborene und weltweit bekannte Architekt hat am Rand des städtischen Parks und Wäldchens Yoyogi Hachimann öffentliche Toilettenhäuser geplant, die auf den ersten Blick an drei Pilze erinnern. Mit diesem Bild nimmt er Bezug auf den Wald, der eine über 800-jährige Geschichte hat.

Die drei Gebäudeteile schaffen ein Gefühl von Offenheit, sodass jeder Toilettennutzer sich sicher fühlen kann. Nachts reflektieren die abgesetzten pilzschirmartigen Dächer das Licht von innen und lassen die Gebäude wie kleine Laternen wirken. Die Außenwände der drei Pilze wurden mit maßgefertigten Mosaikfliesen – mit selbstreinigender Oberfläche – verkleidet, deren Farbe von einem erdigen Dunkelbraun am Fuß nach oben hin heller wird. Jeder der drei Toilettenräume ist sehr geräumig gestaltet und die Ausstattung ist so gewählt, dass sie auch von älteren Menschen oder Kindern problemlos benutzt werden kann.

Ein Waldspaziergang mit Kengo Kuma

Am Rande des Nabeshima Shoto Parks entstanden die fünf Toilettenhäuschen von Architekt Kengo Kuma. Foto: TOTO LTD.

Wenige Gehminuten entfernt vom Bahnhof Shinsen liegt der grüne Nabeshima Shoto Park, umgeben von einer ruhigen Wohngegend und Galerien. Am Rande des Parks entstanden die fünf Toilettenhäuschen von Architekt Kengo Kuma.

Auf unterschiedlichen Höhenniveaus und leicht zueinander versetzt, können die fünf Gebäude selbst wie ein kleiner Wald durchstreift werden. Verstärkt wird das Bild noch von den unregelmäßigen Fassadenverkleidungen aus Zedernholz. Auch im Innenraum überrascht der Einsatz von rohem Schnittholz.

Wie bei vielen Toiletten des »Tokyo Toilet Projects« setzt auch Kengo Kuma auf Räume für unterschiedliche Anforderungen – kindgerecht, barrierefrei, für ältere Menschen –, anstatt klassisch nach Geschlechtern zu sortieren. Die Toilette für Kinder ist mit einem speziellen Toilettenset für Kleinkinder ausgestattet ist, inklusive Urinal und Waschbecken auf kindgerechter Höhe.

Schwebende Kugel mit Sprachsteuerung von Kazoo Sato

Wie eine strahlend weiße Halbkugel landete das Projekt von Kazoo Sato an der Seventh Street im Nanago Dori Park. Bild: TOTO LTD.

Wie eine strahlend weiße Halbkugel landete das Projekt von Kazoo Sato an der Seventh Street im Nanago Dori Park. Die Schalenkonstruktion der Kugel ist leicht abgesetzt vom Boden und scheint zu schweben.

Kazoo Sato, ein medienübergreifend arbeitender und mehrfach ausgezeichneten japanischer Kreativkopf, entwickelte für das Projekt eine Sprachsteuerung, sodass die Tür, das Dusch-WC und die Waschtischarmatur rein über Sprachbefehle bedient werden können. So müssen die Gäste bei der Benutzung der »Hi Toilet« nichts anfassen – hygienischer lässt sich eine öffentliche Toilette kaum planen.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass mal etwas defekt ist, wurde jedoch darauf geachtet, dass alle Elemente auch klassisch bedient werden können. Damit die Kugel ihre weiße Oberfläche möglichst lange behält, wurde für ihre Außenbeschichtung ein photokatalytischer Lack verwendet, der Schmutz mit Hilfe von Sonnenlicht zersetzt. Die Kugel wurde zudem so konstruiert, dass die Frischluft am Sockel zugeführt wird und entlang der Kuppel zirkuliert, womit eine effiziente Belüftung erreicht wird. Die reinweiße Kugel, die im August 2021 eröffnet wurde, ist bereits ein Wahrzeichen der Gegend.

Eine Übersicht über alle Toilettenpavillons – wie etwa die 2020 realisierten von Tadao Ando oder Shigeru Ban – finden Sie hier: www.tokyotoilet.jp

Bis Ende 2022 sollen alle 17 Toiletten des »Tokyo Toilet Projects« fertiggestellt sein.


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