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Pritzker-Preis 2022 geht an Francis Kéré

Architekturpreis
Pritzker-Preis geht an Francis Kéré

Der in Burkina Faso geborene und in Berlin lebende Architekt Francis Kéré ist mit dem diesjährigen Pritzker-Preis ausgezeichnet worden.

„Seine kulturelle Sensibilität leitet seinen gesamten Planungsprozess und sorgt für soziale und ökologische Gerechtigkeit“, heißt es in der Begründung der Jury. „Er weiß intuitiv, dass es bei der Architektur nicht um das Objekt geht, sondern um das Ziel; nicht um das Produkt, sondern um den Prozess. Er weiß, dass kulturelle Sensibilität der Weg zur Legitimität eines Gebäudes innerhalb einer Gemeinschaft ist.“

Eng verbunden mit dem Heimatkontinent

Geboren wurde Diébédo Francis Kéré 1965 in Burkina Faso. Schon früh musste er seine Familie verlassen, um zur Schule gehen zu können – denn in seinem Heimatdorf Gando gab es keine. In den 1980er-Jahren kam er mit einem Stipendium nach Deutschland, machte sein Abitur und studierte Architektur in Berlin. Bereits während seines Studiums sammelte er Spenden, um in seinem Heimatort eine Grundschule bauen zu können.

International bekannt wurde Kéré mit dem Serpentine Pavilion in London und dem Biennaleauftritt in Venedig. Doch immer wieder wandte er sich dem afrikanischen Kontinent zu, baute nicht nur in seinem Heimatland Burkina Faso, sondern verwirklichte auch Projekte in Mali, Kenia oder auch Uganda. Viele Schul- und Bildungsprojekte sind darunter, aber auch ein Gesundheitszentrum oder das Gebäude der Nationalversammlung von Burkina Faso in Ouagadougou.

Erst kürzlich wurde in der senegalesischen Hauptstadt Dakar der Startschuss für den Neubau des Goethe-Instituts nach seinen Plänen gegeben. Der breiten deutschen Öffentlichkeit wurde Kéré vor allem durch seine Entwürfe für Christoph Schlingensiefs »Operndorf Afrika« bekannt.

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Lokale Materialien, lokales Know-how

Besonderheit von Kérés Arbeit ist, dass sie traditionelle lokale Baumaterialien mit moderner Ingenieurtechnik vereint und das Know-how der Menschen und Handwerker vor Ort nutzt.

„Er schöpft aus seiner europäischen architektonischen Ausbildung und Arbeit und verbindet sie mit den Traditionen, Bedürfnissen und Bräuchen seines Landes“, konstatiert auch die Jury des diesjährigen Pritzker-Preises. „Das gesamte Werk von Francis Kéré zeigt uns die Kraft der Materialität, die im Ort verwurzelt ist. Seine Gebäude, gebaut für und mit Gemeinschaften, stammen direkt von diesen Gemeinschaften – in ihrer Herstellung, ihren Materialien, ihren Programmen und ihrem einzigartigen Charakter. Sie sind mit dem Boden, auf dem sie stehen, und mit den Menschen, die in ihnen leben, verbunden.“

Durch die Verwurzelung im Lokalen ist Kéré schon seit langer Zeit auch ein Vorreiter in puncto Nachhaltigkeit. Denn: Nachhaltigkeit bedeutet für einen Großteil der Welt nicht so sehr die Vermeidung unerwünschter Energieverluste, sondern vielmehr unerwünschter Energiegewinne. Für viele Menschen in den Entwicklungsländern ist das Problem nicht Kälte, sondern extreme Hitze.

Als Antwort darauf entwickelte Kéré ein hochgradig performatives und ausdrucksstarkes architektonisches Vokabular: Zu seinen Kernstrategien zählen u.a. Doppeldächer, die Nutzung von thermischer Masse, Windtürme, indirekte Beleuchtung, Querlüftung sowie Schattenkammern anstelle von konventionellen Fenstern, Türen und Stützen.

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»Ein leuchtendes Vorbild in der Architektur«

„Seit die Welt auf das bemerkenswerte Werk und die Lebensgeschichte von Francis Kéré aufmerksam geworden ist, ist er ein leuchtendes Vorbild in der Architektur“, so die Pritzker-Preis-Jury. „Er hat uns gezeigt, wie die Hinwendung zum Lokalen zu einer universellen Möglichkeit wird. In einer krisenhaften Welt, inmitten sich verändernder Werte erinnert er uns an das, was ein Eckpfeiler der architektonischen Praxis war und zweifellos auch weiterhin sein wird: ein Sinn für Gemeinschaft und eine erzählerische Qualität, von der er selbst mit Mitgefühl und Stolz zu berichten weiß. Damit liefert er eine Erzählung, wie Architektur zu einer Quelle anhaltenden und dauerhaften Glücks und Freude werden kann.“

Der Pritzker-Preis gilt als renommierteste Auszeichnung der Architekturbranche und ist mit 100.000 Dollar dotiert. Vergangenes Jahr gewann das französische Architekturduo Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal. Frühere Preisträger waren u.a. Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Norman Foster und Peter Zumthor. Kéré ist der erste Pritzker-Preisträger, der aus einem afrikanischen Land stammt. 

www.pritzkerprize.com


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