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Klinker-Architektur - Erweiterungsbau von Herzog & de Meuron für das Museum Küppersmühle fertiggestellt

Klinker-Architektur
Erweiterungsbau von Herzog & de Meuron für Museum Küppersmühle fertiggestellt

„Als wäre er schon immer da gewesen“ – so beschreiben die Architekten Herzog & de Meuron den neuen Erweiterungsbau für das Museum Küppersmühle (MKM) am Duisburger Innenhafen. Handgefertigte Klinker für Fassade und Schriftzug nehmen die Materialität des angrenzenden Speichergebäudes auf und folgen dem Charakter alter Backsteinbauten am Hafenbecken.

Einst Umschlagplatz für Kohle, Holz und Getreide ist der Duisburger Innenhafen heute ein Mischgebiet aus Wohnen und Arbeiten, Kultur und Freizeit. Verantwortlich für die strukturelle Umnutzung war der von Norman Foster und Partner erstellte Masterplan im Rahmen der internationalen Bauausstellung »Emscher Park 1994«.

Dass die industriell genutzten Gebäude weitgehend entkernt und restauriert werden konnten, ist auch einer Bürgerinitiative zu verdanken, die sich Anfang der Siebziger Jahre für den Erhalt und gegen die Abrisspläne eines der ältesten Speichergebäude, der Küppersmühle, einsetzte. Heute beherbergt dieses denkmalgeschützte Gebäude hinter seiner historischen Backsteinfassade eine der umfangreichsten und renommiertesten Sammlungen deutscher Gegenwartskunst.

Nicht weniger renommiert ist das Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron, nach dessen Entwurf 1999 die Speicherflächen in Ausstellungsräume umgestaltet wurden. In diesem Jahr haben sie das Museum durch einen Neubau um weitere 2.500 Quadratmeter baulich ergänzt. Wie schon beim Anbau an die Tate Modern in London und bei der Erweiterung auf dem Vitra Campus setzen die Architekten auf Fassadenklinker von Gima.

Klinker-Fassade am Erweiterungsbau für das Museum Küppersmühle von Herzog & de Meuron in Duisburg
Der Erweiterungsbau für das Museum Küppersmühle fügt sich konsequent und harmonisch in die Gebäudezeile des Duisburger Hafenbeckens ein. Architekten: Herzog & de Meuron. Bild: Jörg Seiler

Dezente Fortschreibung

Die ursprüngliche Idee, einen Leuchtkubus aus Stahl auf das Dach der Silos zu heben, musste 2008 verworfen werden. Bei der neuen Entwurfsplanung fünf Jahre später orientierten sich die Architektenam Bestand und an den Baudenkmälern des Innenhafens.

Die Stahlsilos blieben allerdings Teil des Entwurfs – auch weil sie ein wichtiger Bestandteil der Küppersmühle als Industriedenkmal sind. In ihrer neuen Funktion als Erschließungselement verbinden sie die bestehenden mit den neuen Ausstellungsräumen über Brücken im ersten und zweiten Obergeschoss. Darüber hinaus ließen die Architekten sechs Innensilos herausnehmen und öffneten die Decke über dem Erdgeschoss.

Die entstandene Ausstellungsfläche bietet dem Besucher ein spektakuläres Raumerlebnis. Über das Haupttreppenhaus, das als gewendelte Sichtbeton-Treppe aus rot gefärbtem Beton an das bestehende Treppenhaus anknüpft, kann der Museumsrundgang anschließend fortgesetzt werden. In Materialwahl, Proportion und Fassadengliederung schmiegt sich der neue Baukörper, bestehend aus drei unterschiedlich hohen Teilen, sanft an die Rückfront des Bestandsgebäude an.

Klinker-Fassade am Erweiterungsbau für das Museum Küppersmühle von Herzog & de Meuron in Duisburg
Entstanden ist eine imposante Ziegelfassade mit langen vertikalen Fensteröffnungen und besonderen Details. Architekten: Herzog & de Meuron. Bild: Jörg Seiler

Aufwändige Klinker-Fassadendetails

Die epochenübergreifende Kontinuität im Mauerwerk gelingt Herzog & de Meuron auch bei diesem Projekt durch den Einsatz von Fassadenklinkerm. Hierfür wählten sie den Klinker „Breno FKS“ von Gima in den Abmessungen 280 x 115 x 144 Millimeter, der mittig gebrochen verarbeitet wurde und der Fassade dadurch die unverwechselbare Struktur verleiht. Die Abkürzung in der Farbbezeichnung steht dabei immer für Fußsortierung, Kohlebrand und Salzglasur.

Bis zur finalen Entscheidung gab es einen langjährigen Entwicklungsprozess. Nach ersten Bemusterungen im Baseler Büro und späteren Besuchen der Architekten im niederbayerischen Werk konnten mithilfe großformatiger Musterwände die perfekten Klinker ausgewählt werden. Die besondere Komplexität bei dieser Fassade bestand hierbei vor allem darin, das gewünschte Farbspiel nicht nur außen, sondern – durch die mittige Bruchkante – auch im Klinker-Inneren zu erreichen.

Entstanden ist eine imposante Ziegelfassade mit langen vertikalen Fensteröffnungen und besonderen Details wie dem abgesetzten Schriftzug „Küppersmühle“ an dem geschrenkten Mauerwerk der Ostfassade. Allein hierfür wurden knapp 1.000 Klinker in millimetergenauer Planung handgeschliffen und verbaut. Für einige Lettern mussten sogar mehrere, teils einzigartige Formsteine produziert werden, um Bögen wie den im „R“ legen zu können.

Bei Gima werden derartige Sonderformen stets in einem Stück produziert und nicht nachträglich geklebt. Anders als für die restliche Fassade wurden diese Klinker nicht mit einer bruchrauhen, sondern mit einer glatten Oberfläche verbaut. Dadurch setzen sie sich sichtbar von dem lebendigen Fassadenbild aus gebrochenen Klinkern ab.

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Konsequent eingefügt

Nach zehnjähriger Planungs- und Baugeschichte wird der Neubau im Sommer 2021 eröffnet. Dann sind auch die rund 1.500 Kunstwerke zu denen Werke von bekannten Künstlern wie Anselm Kiefer oder Gerhard Richter zählen für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Mit dem Erweiterungsbau der Küppersmühle hat die Sammlung nicht nur an Ausstellungsfläche dazu gewonnen. Es ist auch ein Ort entstanden, der sich durch die Gestaltung konsequent und harmonisch in die gesamte Gebäudezeile des Duisburger Hafenbeckens einfügt.


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