Mit der Umsetzung des Karlsruher Stadtbahntunnels wurden sieben Haltestellen in den Untergrund verlegt. Die Entwürfe für das Großprojekt stammen von Allmann Sattler Wappner Architekten, das Lichtkonzept verantwortet die Ingo Maurer GmbH. Architektur und Licht ergänzen sich bei dem Projekt zu einer ganzheitlichen und kohärenten Ästhetik.
Die neuen Haltestellen bestehen aus je zwei Raumkategorien, die jeweils einem eigenen Gestaltungsprinzip folgen. Der »Transferraum« umfasst den Bereich vom Zugang an der Oberfläche über das Zwischengeschoss bis hin zum Fußpunkt der Treppen auf Bahnsteigebene. Die Beschaffenheit des Ingenieurbauwerkes ist hier direkt ablesbar, auf bauliche Verkleidungen wird weitestgehend verzichtet. Mit den gestockten Wandoberflächen und einer nicht gerichteten Lichtführung nimmt sich der Transferraum – als Übergang zum eigentlichen Haltestellenbereich auf Bahnsteigebene – in seiner Wirkung spürbar zurück.
Im Haltestellenbereich bekleidet eine weiße Raumschale wie ein Futteral allseitig das Ingenieurbauwerk. Die abgerundeten Übergänge von Boden, Wand und Decke und die farbliche Homogenität der Oberflächen erzeugen eine beinahe meditative Raumwirkung, in der sich die vielfältigen Eindrücke aus dem Stadtgeschehen neutralisieren.
Die Raumschale ist zweigeteilt ausgeführt: Am Boden und bis zur halben Wandhöhe wurden großformatige Betonwerksteine eingesetzt. Eine Trockenbaukonstruktion mit akustisch wirksamen Oberflächen formt die oberen Wandflächen und die Decke. Das Fugenbild unterstreicht die präzise Fügung der Verkleidung, der auch Sitzbänke und andere Einbauten in ihrer Materialität entsprechen.
Stimmungsvoller Akzent
Mit seinem Beleuchtungskonzept setzt Ingo Maurer einen stimmungsvollen Akzent in der zurückhaltend gestalteten Raumarchitektur der sieben Bahnhöfe. Über eine Stahlseilkonstruktion werden unzählige Seile, Klemmen, Isolatoren und Abspannungen als verdichtetes, wohlsortiertes Oberleitungssystem geführt, an dem röhrenförmige LED-Langfeldleuchten befestigt sind. In einer Anordnung von drei nebeneinander und zwei übereinander liegenden Seilen wirkt die Lichtkonstruktion – je nach Blickachse der Fahrgäste – wie „feinsinnig arrangierte Noten einer Symphonie“.
„Der Besucher nimmt auf Bahnhöfen seit jeher unbewusst das komplexe Geflecht der Oberleitungen wahr. Für den Bau der unterirdischen Haltestellen wollten wir diesen stilistischen Bestandteil als Lichtgespinst fortführen“, beschreibt Sebastian Utermöhlen, Hauptverantwortlicher für Großprojekte bei Ingo Maurer, die Entwurfsidee.
Als Effektbeleuchtung setzte das Ingo Maurer Team in unregelmäßigen Abständen RGB-Spots ein. Diese bündeln rotes, blaues und grünes Licht zu weißen Lichtkegeln und erzeugen zunächst helle Akzente auf den Bahnsteigböden. Wenn ein Fahrgast den punktuellen Spot durchschreitet, wirft die Person wie von Zauberhand farbige Schatten. Auf diese Weise werden die passierenden Fahrgäste Akteure des Lichtdesigns. Die Zugangsbereiche werden von kegelförmigen Deckeneinbaustrahlern beleuchtet. Die scheinbar zufällige Platzierung der Strahler steht in bewusstem Kontrast zu der netzartigen Seilstruktur, welche die Leuchten auf der Bahnsteigebene trägt.