Wie schön es auf dem Land und in den Dörfern sein kann, zeigt der Deutsche Landbaukultur-Preis auch in diesem Jahr. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner überreichte in Berlin die Preise des angesehenen Architektur-Wettbewerbs. Der Hauptpreis geht an die Hofstelle Stiegler im mittelfränkischen Cadolzburg.
Die Fachjury unter dem Vorsitz von Heiner Farwick, Präsident des Bundes Deutscher Architekten, hatte die Qual der Wahl und musste aus mehr als 80 Bewerbungen auswählen. Am Ende wurden sieben Neu- oder Umbauten mit dem Deutschen Landbaukultur-Preis bzw. einer besonderen Anerkennung ausgezeichnet. Farwick hob hervor, die preisgekrönten Bauten belegten auf herausragende Weise, wie vielfältig, stilsicher und ansprechend auf dem Land gebaut werde.
Der Hauptpreis
Die Ausgangslage war verheerend: Bei einem Großbrand 2014 war die Hofstelle der Familie Stiegler mit den historischen Gebäuden mitten in Gonnersdorf, einem kleinen Dorf in Mittelfranken, fast völlig zerstört worden. Nur die alte markante Schmiede aus Sandstein blieb stehen. Für Landwirt Fritz Stiegler und seine Dürschinger Architekten eine große Herausforderung.
Der Wiederaufbau des landestypischen Dreiseitenhofes sei aufs Vortrefflichste gelungen, befand die Jury des Deutschen Landbaukulturpreises. Ein hervorragendes Beispiel, dass funktionales und modernes Bauen mit regionalen Materialien und dem Anspruch an ein gefälliges und harmonisches Erscheinungsbild möglich ist. Das Hofensemble des Betriebes Stiegler mit Schwerpunkt Haselnussanbau wirkt heute wieder, als ob alle Gebäude schon immer da gewesen wären. Das war der Jury den mit 10 000 Euro dotierten Hauptpreis wert.
Architekt: Dürschinger Architekten, Fürth
Die Auszeichnungen
Ausgezeichnet mit 4 000 Euro wurde der Kienzlerhansenhof, ein Einzelhof in einem reizvollen Schwarzwälder Hochtal auf fast 1 000 Meter Höhe.
Mit viel Fingerspitzengefühl, Liebe zum Detail und handwerklicher Restaurierungskunst ist dort die Renovierung des denkmalgeschützten Hofes von 1591 hin zu einem traditionellen Gebäude mit moderner Nutzung gelungen.
Architekten: Gössel + Kluge, Stuttgart
In Viechtach im Landkreis Regen steht in einer Einzellage am Waldrand ein neues, altes Austrags- bzw. Altenteilerhaus.
Bauherr und Architekt haben hier aus einem seit Jahrzehnten leerstehenden Gebäude wieder ein ansprechendes Wohnhaus mit einer Kombination aus Holz, Beton, Glas und Granit geschaffen. Auch hier verlieh die Jury eine Auszeichnung.
Architekten: Peter Haimerl, München
Eine weitere Auszeichnung in Höhe von 4 000 Euro erhielten Christian und Dietmar May aus dem unterfränkischen Junkershausen zusammen mit ihren Architekten für Konzept und Bauausführung eines neuen Wirtschaftsgebäudes. Sie bauten einen ökologischen Sauenstall in Vollholzbauweise mit Außenauslauf für die Tiere.
Die Jury lobte v.a. die vorbildliche Ausgestaltung und Kombination mit Hecken, begrüntem Dach und Besucherplattform.
Architekten: Holger Fenchel, Meiningen; Landschaftsbüro Pirkl-Riedel-Theurer, Traisa; Wolf System GmbH, Osterhofen
Einen Preis erhielt auch ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes und im Fachwerkstil errichtetes Heuerlingshaus im münsterländischen Lengerich.
Die Jury würdigte die behutsame Modernisierung mit Rücksicht auf den ursprünglichen Charakter des Hauses und die Nachbarschaft zu einer alten Wassermühle sowie einem Gutshof mit Gräfte.
Architekt: Sebastian Deeken, Berlin
Die Anerkennungen
Dass Bauten nicht spektakulär sein müssen, um prämiert zu werden, beweist die Anerkennung, die die Jury des Deutschen Landbaukulturpreises an Anette und Konrad Mockenhaupt (Bauherren) sowie Caroline Giese (Architektin) aussprach.
Am Ortsrand von Schürdt im Landkreis Altenkirchen in Rheinland-Pfalz bauten sie einen alten Fruchtspeicher zu einem schönen funktionalen Gebäude um mit Räumen für Mitarbeiter, Verwaltung und Vermarktung des ökologisch wirtschaftenden Betriebes.
Architekten: Max und Jakob Giese, Gehlert
Wie barrierefreies Wohnen in einem neuen Altenteilerhaus eines alten Hofes gelingt, zeigt der Bau des Altenteils Rückamp im westfälischen Enniger.
Auch hier ist die Einbindung des neuen Gebäudes in ein vorhandenes regionaltypisches Ensemble so gut gelungen, das die Jury dies für preiswürdig befand.
Die Anerkennungspreise sind mit jeweils 2 000 Euro dotiert.
Architekt: Thomas Hartmann, Telgte