Modernste Radiotechnik mit avantgardistischer Architektur zu verbinden – das war der Anspruch an die neue Sendehalle von »Radio Europe 1«, die 1954/55 in Berus bei Saarlouis entstand. Nun wird der muschelförmige Glasbau als »Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland« geehrt.
Mehr als 2.500 Quadratmeter ohne jede Stütze, nur gefasst von gläsernen Wänden, darüber schwebend, über 80 m weit gespannt, eine geschwungene Schale, deren Beton gerade einmal fünf bis sechs Zentimeter dick ist – die Sendehalle von »Radio Europe 1« in Berus im Saarland war und ist ein ganz besonderes Bauwerk.
Geplant auf der grünen Wiese inmitten der Hochebene am Sauberg war der Name des Senders Programm: Das »Centre émetteur de radio-télévision Europe no 1« sollte nichts weniger als die Nummer Eins und eine der größten Rundfunkanstalten werden. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen – und der Weg dorthin sehr lang. Mehr als einmal stand das Projekt kurz vor dem Aus. Denn die Besonderheit der verglasten Halle war, dass der 86,5 x 46 Meter große freitragende Bau aus Beton sein sollte.
Die Herausforderung des Projekts zeigt sich auch daran, dass gleich drei namhafte Ingenieure mit der Errichtung der Sendehalle betraut werden mussten, um allen Ansprüchen zu genügen – Bernhard Laffaille und Eugène Freyssinet, zwei Pioniere des Schalenbaus, sowie Pierre Xercavins, einer der bekanntesten französischen Ingenieure seiner Zeit. Heute ist es still geworden in dem einstigen Sendezentrum, aber die große herzmuschelförmige Halle hat nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt.
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Ehrung und Publikation
Am 24. September wird der prägnante Glasbau von der Bundesingenieurkammer sowie der Ingenieurkammer des Saarlandes in Anwesenheit von Bundesministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit dem Titel »Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland« geehrt.
Alle technischen und historischen Hintergründe zur Sendehalle in Berus sind in der Publikation von Werner Lorenz und Bernard Espion zusammengefasst, die in der Schriftenreihe »Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland« erscheint. Seit 2007 erhielten 28 Bauwerke eine solche Auszeichnung. Die eigens hierzu herausgebrachte Schriftenreihe porträtiert alle ausgezeichneten Bauwerke.
Weitere Informationen zu den Wahrzeichen sowie den jeweiligen Publikationen finden Sie unter wahrzeichen.ingenieurbaukunst.de.