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Fritz-Höger-Preis umbenannt - Erich Mendelsohn neuer Namensgeber

Erich Mendelsohn als neuer Namensgeber
Fritz-Höger-Preis umbenannt

Die Initiative »Bauen mit Backstein« hat den von ihr ausgelobten Wettbewerb für herausragende Backstein-Architektur umbenannt. Grund dafür ist eine Studie des Hamburger Historikers Prof. Thomas Großbölting zur NS-Vergangenheit Fritz Högers. Sie bescheinigt dem bisherigen Namensgeber völkisch-nationalistische, rassistische und antisemitische Ansichten.

„Wollte man heute einen Namen für einen Architekturpreis wählen, dann stünde Höger wohl nicht an erster Stelle. Seine politischen Überzeugungen sind überhaupt nicht kompatibel mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“, so Historiker Großbölting.

Neuer Namensgeber des Preises ist Erich Mendelsohn (1887–1953), einer der wichtigsten Vertreter der Moderne in Deutschland. Bis heute gilt er als einer der weltweit innovativsten Architekten seiner Zeit.

„Mit der Namenswahl betonen wir den innovativen und internationalen Anspruch unseres Preises“, begründet Ernst Buchow als Vorsitzender der Initiative die Namensgebung. „Erich Mendelsohn steht in der Reihe der großen Baukünstler, denen es gelang, gestalterische und konstruktive Konventionen beim Bauen zu überwinden und zu transformieren.“ Seine Offenheit für Technologien und Materialien, seine Formensprache und seine fortschrittlichen Ideen zum Städtebau hätten die Architektur weltweit und bis heute geprägt. 

Variantenreiche Backstein-Fassade am »Westbeat«

Schon Einstein schätzte Erich Mendelsohn

Nur ein Jahr jünger als Mies van der Rohe und ein halbes Jahr älter als Le Corbusier, besitzt Erich Mendelsohn heute nicht mehr die Bekanntheit der beiden Stars unter den europäischen Architekten der Moderne. Dabei hatte ihn sein Einsteinturm schon zu Beginn der 1920er über Nacht berühmt gemacht: Das Observatorium in Potsdam zählt mit seiner neuartigen Formensprache zu den Ikonen des Neuen Bauens. Albert Einstein, Namensgeber des Werks, war es, der die frei geschwungenen Wandflächen erstmalig »organisch« nannte.

Backstein als prägendes Element

Ein anderes Beispiel für seine Experimentierfreude mit Materialien ist die Hutfabrik in Luckenwalde, ein Wegbereiter für Industriegebäude im Sinne der Corporate Architecture. Das an einen Hut erinnernde expressive Dach krönt eine Fassade aus Backstein, die gezielt mit Glasflächen durchbrochen wird. Hier zeigt sich erstmals die besondere Qualität des Architekten beim Umgang mit Backstein: Mendelsohn verwendet das Baumaterial als prägnantes Gestaltungselement, das die Bauvolumen in eine filigrane Haut aus horizontalen Linien zu hüllen scheint.

Mendelsohns einflussreiches Berliner Architekturbüro hat wesentlich das Neue Bauen geprägt und inspirierte Architekten weltweit. Mendelsohn war zwar nicht auf ein bestimmtes Baumaterial festgelegt, aber einige seiner wichtigsten Werke, vor allem aus seiner Berliner Zeit von vor 1933, haben mit Backstein die für Mendelsohn typische, dynamische Großstadt-Architektur ermöglicht.

Wegweisende Ursprünglichkeit

Innovativer Umgang mit Material und Form

Zu seinem Frühwerk in Deutschland gehört beispielsweise der Umbau des Verlagshauses Mosse mit elegant um die Ecke laufenden Fensterbändern. Seine berühmten Kaufhausentwürfe für Stuttgart, Breslau oder Chemnitz entwickeln das Thema der abgerundeten Gebäudeecke weiter bis hin zu geschwungenen Fassaden. Die organischen Rundungen werden zu seinem Wiedererkennungsmerkmal und prägen noch heute das Stadtbild Berlins, wie der in Backstein gekleidete Woga-Komplex am Kurfürstendamm.

„Beim Woga-Komplex betonte er mit dem Material die Horizontale. Er schichtete jeweils eine Reihe glänzender Binder über einer Reihe matterer Läufer, so dass bei bestimmtem Licht eine gestreifte Struktur erscheint. Mendelsohns Umgang mit Backstein war innovativ“, fasst es Carsten Krohn, Autor der neuesten, umfassenden Mendelsohn-Monografie »Erich Mendelsohn – Bauten und Projekte« zusammen.

Wachsendes Interesse der Nachwelt

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten folgte die Zäsur: Mendelsohn sah sich als Jude gezwungen, über London nach Israel und schließlich in die USA zu emigrieren. Sein späteres Werk bis zu seinem Tod im Jahr 1953 rückt inzwischen wieder stärker in den Fokus.

Besonders die Entwürfe aus dieser Zeit machen augenfällig, wofür Mendelsohns Werk vor allem steht: im Streben nach innovativer Architektur niemals stehenzubleiben, flexibel auf die Anforderung des Umfeldes einzugehen und dabei immer wieder überraschende Antworten zu finden. Für Ernst Buchow ist der Name Erich Mendelsohn deshalb „genau das Zeichen, das wir mit unserem Preis für Backstein-Architektur für die Zukunft setzen wollen“.


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