Im Oktober war Startschuss für das Forschungsvorhaben »U-green« am Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) in Würzburg. Im Rahmen des Projekts werden typische Fassaden- und Dach-Begrünungen bauphysikalisch bewertet – und zudem standardisierte Messverfahren entwickelt, um Bauwerksbegrünungen bei der energetischen Auslegung von Gebäuden berücksichtigen zu können.
Ein hoher Bebauungs- bzw. Versiegelungsgrad führt in städtischen Gebieten immer häufiger zu negativen klimatischen Effekten – vor allem, wenn längere Hitzeperioden oder auch Starkregenereignisse hinzukommen. Dach- oder Fassaden-Begrünungen können diese negativen Effekte abmildern und die Belastung für Mensch und Ökosystem verringern.
Begrünungen können mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen. Dazu gehören z.B. …
- die Verbesserung des Dämmwertes der Gebäudehülle,
- die Verringerung der sommerlichen Überhitzung,
- die Verbesserung des Wohnumfeldes (Mikroklima),
- Lärmschutz,
- Biodiversitätssteigerung,
- CO2-Abbau und
- Sauerstoffproduktion.
Zudem können Dach-Begrünungen, je nach Aufbau, Niederschlag aufnehmen und speichern – und helfen dadurch, das Risiko für Überflutungsschäden bei Starkregenereignissen zu vermindern.
Systematische Analyse von Begrünungen
Das ZAE Bayern hat bereits früh damit begonnen, an Begrünungssystemen in Verbindung mit innovativer Fassadentechnik zu forschen. Aus dieser Vorarbeit ist das Projekt »U-green« entstanden.
Handelsübliche Fassaden- und Dachbegrünungssysteme werden dabei in Klassen systematisiert und anschließend bauphysikalisch und thermisch charakterisiert. Dadurch wird die Möglichkeit eröffnet, Wärmedämmwirkung und Verdunstungsleistung von Begrünungskomponenten und -systemen zuverlässig zu bestimmen.
Ergänzend wird ein Software-Tool entwickelt, das zukünftig die bauphysikalische Bewertung von Fassadensystemen für Fachplaner vereinfachen soll. Zudem ist der Aufbau einer frei zugänglichen Datenbank mit den Projektergebnissen geplant.
Baustein für klimaneutralen Gebäudebestand
Das interdisziplinäre Projektteam setzt sich aus Wissenschaftler:innen, Ingenieur:innen und (Landschafts-)Architekt:innen der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und beteiligten Projektpartnern (ZAE Bayern • TU Berlin • Landesanstalt für Wein- und Gartenbau • BuGG Bundesverband GebäudeGrün e.V. • Bayerische Architektenkammer) zusammen. Das Projekt ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand bis zum Jahr 2050.