Die Ausstellung »Good Vibrations« im Aedes Architekturforum in Berlin zeigt ab 19. März neun gelungene Beispiele von Universitätsgebäuden in Österreich, die einen neuen Typus repräsentieren: die Universität als »urbaner Campus«.
Für die Gründung und den Bau neuer Universitäten waren die 1960er- und 1970er-Jahre eine Zeit des Neuanfangs. Europa orientierte sich an den USA als Inbegriff von Demokratie und Fortschritt – man legte moderne Universitäten als Campus im Grünen mit offenen, flachen Strukturen an. Oft weit vom Zentrum entfernt, bildeten sie mit ihren großzügigen Freiräumen einen Gegenpol zu den historischen Stadtuniversitäten.
Mittlerweile wird wieder intensiv in Bildungsinfrastruktur investiert, die Universitäten wachsen. Doch Klimawandel und digitale Transformation definieren die Parameter völlig neu. Zeitgenössische Lehre ist interdisziplinär, dialog- und prozessorientiert, sie erfordert eine sehr spezifische Architektur. Studierende benötigen technische, wissenschaftliche und räumliche Infrastruktur sowie Orte für Begegnung, Diskurs, Konzentration und Teilhabe. Die Universitätsarchitektur muss auch städtebaulich mit ihrem Umfeld interagieren und strukturell so flexibel sein, dass sie künftige Veränderungen antizipieren kann.
Neue Universitätsbauten in Österreich
Nicht nur der Campus an der Peripherie, auch die traditionellen Stadtuniversitäten haben ihre spezifischen Defizite. Draußen fehlen Urbanität und Leben, in der Stadt Freiraum und Grün. Die österreichische Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hat sich zum Ziel gesetzt, das Beste aus beiden Welten miteinander verbinden.
Die BIG ist eine der größten Immobilieneigentümerinnen in Österreich. Sie entwickelt und verwaltet landesweit öffentliche Bauten, darunter etwa 350 Universitätsgebäude – vom Renaissance-Juwel bis zum modernen Universitätscampus. Als zeitgemäßen Typus forciert sie den »urbanen Universitätscampus«, der eine Verbindung herstellt zwischen Freiraum und Interaktion mit der Stadt. Mit ihren Universitätsprojekten möchte die BIG vitale Orte schaffen, die dem menschlichen Grundbedürfnis nach vielfältiger, stimulierender Umwelt entsprechen. Architekturwettbewerbe sind Basis der erfolgreichen Arbeit. Der Fokus liegt dabei auf der Transformation des Bestands, wodurch ein wichtiger Beitrag zur CO2-Reduktion geleistet wird. Aber auch zukunftsweisende Neubauten gehören zum Portfolio der BIG.
Oft ist der »urbane Universitätscampus« in historische Stadtstrukturen eingefügt, die durch An-, Um- und Zubauten modernisiert wurden. Das trifft beispielsweise auf die weiterentwickelte Universität für angewandte Kunst in der dicht bebauten Innenstadt von Wien zu, wo in behutsam adaptierten Beständen existierende Freiräume gesucht und diese mit den Bestandsgebäuden verflochten wurden: Innenhof, Atrium, Straße, Platz bilden hier ein neues, nutzungsoffenes Raumgeflecht zur Interaktion. Auch der erste Campus Österreichs – die in den 1960er-Jahren erbaute Johannes Kepler Universität in Linz – wurde in den letzten Jahren mit gezielten Interventionen und Erweiterungsbauten in sein Umfeld eingebunden.
Ausstellung im Aedes
Die von Architekt Peter Riepl kuratierte Ausstellung »Good Vibrations« im Aedes Architekturforum zeigt gelungene Beispiele neuer Campus-Standorte in Österreich in ihrem stadträumlichen Kontext. Die von nationalen und internationalen Architektinnen und Architekten entworfenen Um- und Neubauprojekte in Wien, Graz und Linz belegen: Campus und Stadt sind nicht länger voneinander getrennt, sondern zum beiderseitigen Nutzen spannungsvoll verwoben.
Präsentiert werden Pläne, Fotos und Videos sowie – als zentrale Installation – eine Collage aus städtebaulichen Modellen aller neun Projekte. Es erscheint zudem ein Aedes Katalog.
Auf einen Blick
- Ausstellung: Good Vibrations • Die Universität als urbaner Campus – Neun Beispiele aus Österreich
- Termin: 19. März – 5. Mai 2022
- Eröffnung: Freitag, 18. März 2022, 18.30 Uhr
- Ort: Aedes Architekturforum, Christinenstr. 18–19, 10119 Berlin
- Öffnungszeiten: Di–Fr 11–18.30 Uhr, So–Mo 13–17 Uhr, Sa 19. März 2022, 13–17 Uhr
Weitere Informationen:
www.aedes-arc.de