In der Ausstellung »Living Prototypes« präsentiert das Aedes Architekturforum in Berlin ein außergewöhnliches Forschungsprojekt: Gezeigt wird eine Rauminstallation aus 3D-gedruckten Bauteilen, die aus biobasierten Materialien wie Erde, Flachs und Biokunststoff bestehen. Zu sehen vom 10. Dezember bis 25. Januar.
Mittlerweile ist die Notwendigkeit, Kohlendioxidemissionen, Ressourcenverbrauch und Abfallerzeugung drastisch zu reduzieren, unbestreitbar. Bedenkt man, dass gegenwärtig rund 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland auf Bau, Nutzung bzw. Abriss von Gebäuden zurückzuführen sind, wird deutlich, dass es bis zum Erreichen des gesetzlich festgelegten Ziels – ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2045 – noch ein weiter Weg ist.
Wie könnte unser Zuhause aussehen, wenn es ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe gebaut würde? Was wäre, wenn die Forschung zu biobasierten Baumaterialien einen tiefgreifenden Wandel in der Architektur bewirken könnte? Und welches Wissen können architektonische Prototypen über ressourcenschonende Design- und Bauprozesse vermitteln? Diese Fragen stehen im Zentrum der Ausstellung »Living Prototypes«.
Ausstellung und Symposium
In der Ausstellung werden drei unterschiedliche Prototypen aus Erde, Flachs und Biokunststoff zu einer Installation im Maßstab 1:1 zusammengeführt, die in den Grundriss einer typischen 2-Zimmer-Wohnung integriert ist. Entwickelt wurden die Prototypen von drei Forschungsteams aus Spanien, Deutschland und Dänemark, die ihre Forschungsergebnisse in dem Projekt zusammengeführt haben.
Visualisierungen von Gebäuden, die mithilfe der Biomaterialien und digitalen Fertigungsmethoden realisiert werden könnten, sowie eine Auswahl von Rohmaterialproben und Testmodellen bieten zusätzliche Informationen und betten das Projekt in einen größeren Kontext ein. Die Entwicklung der Biomaterialien und Prototypen wird anhand von Video- und Fotomaterial illustriert.
Das begleitende Symposium am Nachmittag der Ausstellungseröffnung beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen das Entwerfen mit Biomaterialien und digitaler Fertigung für das architektonische Denken haben könnte. Nach einer Projektvorstellung durch die Forschungsteams wird die Keynote-Sprecherin Prof. Ingrid Halland von der Oslo School of Architecture theoretische Überlegungen zu »Living Prototypes« anstellen und gemeinsam mit Arnd Rose vom BBSR und den Teams diese zukunftsweisende Art des Bauens diskutieren.
Die Forschungsteams und ihre Projekte
3D-Printed Earth
Universitätspartner: IAAC – Institute for Advanced Architecture of Catalonia, Barcelona | Industriepartner: WASP, Massa Lombarda
Erde ist ein traditionelles und kostengünstiges Baumaterial, für das bereits umfangreiche Kenntnisse vorliegen. IAAC und WASP setzen 3D-Druck und computergestütztes Design ein, um die strukturelle und klimaregulierende Leistung von Erdhäusern zu verbessern. Dies ermöglicht auch eine höhere Flexibilität der mit diesem Biomaterial geschaffenen Architektur, verbessert deren ästhetische Eigenschaften und macht den Bauprozess effizienter und praktikabler für Nachverdichtungen der gebauten Umwelt.
Flax Fibre-Winding
Universitätspartner: ITKE – Institut für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen, Universität Stuttgart | Industriepartner: FibR GmbH, Kernen
Das robotische Freiformwickelverfahren zielt darauf ab, die Materialeffizienz bei Baukomponenten zu optimieren, indem Schalungen und Materialverschnitt vermieden werden. Dabei entspricht der Materialeinsatz exakt den strukturellen Anforderungen der jeweiligen Bauteile. ITKE und FibR untersuchen das robotische Freiformwickeln unter Verwendung von Flachsfasen und biobasierten Matrixwerkstoffen. Durch den intermateriellen Dialog mit anderen Prototypen der Aedes Ausstellung vermittelt das Projekt die Relevanz nachhaltiger Materialsysteme für die Gestaltung künftiger Gebäude.
Bioplastic Prints
Universitätspartner: CITA – Centre for Information Technology and Architecture, Royal Danish Academy, Kopenhagen | Industriepartner: COBOD International A/S, Kopenhagen
Biokunststoffe sind erneuerbar, kostengünstig, biologisch abbaubar und vielfältig in ihrer chemischen Zusammensetzung. Digitale Datenanalysetechnologien wie beispielsweise maschinelles Lernen ermöglichen es, das Verhalten dieser komplexen Materialien während und nach dem Druckprozess vorherzusagen und zu kontrollieren. CITA und COBOD entwickeln prototypische Baukomponenten für Innenräume aus zwei komplementären biobasierten Materialien (Cellulose und Knochenleim). Diese verweisen auf eine zukünftige zirkuläre Lebensdauer von Materialien in Gebäuden, die dieses adaptive Herstellungsverfahren ermöglicht.
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Ausstellung
- Termin: 10. Dezember 2022 – 25. Januar 2023
- Eröffnung: Freitag, 9. Dezember 2022, 18.30 Uhr
- Ort: Aedes Architekturforum, Christinenstr. 18–19, 10119 Berlin
- Öffnungszeiten: Di-Fr 11–18.30 Uhr, So-Mo 13–17 Uhr, Sa 10. Dezember 2022, 13–17 Uhr
Zur Eröffnung sprechen …
- Hans-Jürgen Commerell | Aedes, Berlin,
- Dirk Scheinemann | Abteilungsleiter Bauen und Wohnen, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Berlin, sowie
- Martin Tamke | Associate Professor, Royal Danish Academy, Kopenhagen.
Symposium
- Termin: Freitag, 9. Dezember 2022, 15.30 Uhr
- Ort: ANCB The Aedes Metropolitan Laboratory, Christinenstr. 18–19, 10119 Berlin
- Format: Die Veranstaltung findet vor Ort statt und wird auch live über Vimeo gestreamt.
Es erscheint eine ANCB Projektpublikation am Tag der Ausstellungseröffnung.
Weitere Informationen: www.aedes-arc.de