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Titanzink für die Fassade einer Weinkellerei

Neubau einer Weinkellerei in der Toskana
Wie Felsen anmutende Prismen

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Eine Kellerei von der Größe eines Industriegebäudes sollte in die hügelige Landschaft der Toskana integriert werden: Das Architekturbüro asv3 – officina di architettura löste die Aufgabe, in dem es ein Gebäude wie eine Felsformation aus dem Erdreich wachsen ließ. Schiefergraues Titanzink trägt maßgeblich zu diesem Erscheinungsbild bei.

Anforderung:

Großkellerei mit viel Kapazität. Themen- und Umgebungsaffine Architektur

Lösung:

Baukörper wie riesige Felsformation: gegliedert aus Dreieckelementen, bekleidet mit schiefergrauem Titanzink


Mareike Füllner | be

Das Unternehmen Marchesi Antinori S.p.A zählt nach 600jähriger Tradition zu den größten Weinproduzenten Italiens. In der Nähe des Ortes Bolgheri – Castagneto Carducci besitzt das Familienunternehmen das Weingut „Guada al Tasso“, das mit 300 ha Weingärten das größte in der Region ist. Für eine wirtschaftliche Traubenverarbeitung sollte eine neue Kellerei mit entsprechender Verarbeitungskapazität errichtet werden. Das Grundstück dafür liegt etwa 1 km von der Küste entfernt in den Weinbergen, die mit unterschiedlich hohen Erhebungen zum Meer hin sanft abfallen.

Diese Gegebenheiten übertrugen die Architekten auf das Produktionsgebäude, in dem sie Fassade und Dach der Kellerei „Cantina del Buciato“ so gliederten, dass sie an eine aus dem Boden ragende Felsformation erinnern. Umgesetzt haben sie diese Anmutung durch dreieckige, prismenähnliche, ineinander verschachtelte Elemente und durch schiefergrauen Titanzink von Rheinzink.

Hergestellt wird das Titanzink in drei Oberflächenqualitäten: prePatina schiefergrau, prePatina blaugrau und Classic walzblank. Bei Classic walzblank entwickelt sich die schützende Patina durch Witterungseinflüsse von selbst. Die Qualitäten prePatina schiefergrau und prePatina blaugrau erhalten durch spezielles Beizverfahren bereits von Anfang an den Farbton, der sich durch natürliche Bewitterung ohnehin bilden würde. Die charakteristische Patina bleibt dabei vollständig erhalten. asv3 wählte prePatina schiefergrau, da dieser Farbton der Felsformation am ehesten entspricht.

Eine bestehende Halle wurde für die Hauptverwaltung umgebaut. Weitere Bestandsbauten wurden abgebrochen. Als Kellerei errichteten die Architekten auf einem ehemaligen Reitareal den Neubau mit einer Fläche von ca. 6 700 m².

Weinproduktion bestimmt Gliederung

Gliederung und Konstruktion des 95,60 m langen und 61,80 m breiten Produktionsgebäudes orientieren sich am Prozess der Weinherstellung – getrennt nach roten und weißen Trauben. Die Trauben werden im Osten angeliefert, wo ein 16 m auskragendes und 30 m breites Vordach die Abladezone für Weinlese-Fahrzeuge und Lkws markiert. Dahinter befinden sich die Quetschen und Maischetanks. Zwischen diesen beiden Bereichen beherbergt ein dreistöckiger Trakt das Labor für Weinanalyse, Räume zur Weinverkostung und Personalräume. Auf der nördlichen und südlichen Gebäudeseite sind die Tanks für die Weinreifung angeordnet. Die westliche Gebäudehälfte ist für die Lagerung der Weine in Barriquefässern reserviert. Zudem sind auf der südlichen Seite Lagerräume und ein Eingang sowie auf der nördlichen Seite nochmals Lagerräume mit Flaschenabfüllung und ein weiterer Eingang angeordnet.

Konstruktion

„Das Bauvolumen nimmt die serielle Bauweise des Industriebaus auf“, erläutert Francesco Gasperini weiter. Daher basiert der Grundriss auf einem 5-m-Raster – ablesbar an der Fassaden- und Dachgestaltung. Als Primärkonstruktion dienen Stützen aus Betonfertigteilen, die zum Innenraum feuchtigkeitsbeständig beschichtet und mit Hohlraum ausgeführt sind. Dieser Hohlraum dient bei den nach oben offenen Doppelelementen als Bewegungsraum bei Erdbeben, bei oben geschlossenen Doppelelementen ist Wärmedämmung integriert. Auf den Schenkeln der Betonfertigteile ruht die Sekundärkonstruktion, die aus Stahlstützen und -trägern besteht. Stützen und Träger bilden zusammen eine gitterförmige Struktur, die das Sheddach und die Konstruktion für die Titanzinkhülle trägt.

Bei den Innen- und Außenwänden sind die Stahlstützen mit Mineralwolle gedämmt und mit wasserbeständigen Trockenbauplatten bekleidet. Das Dach wurde mit Styropor gedämmt und innen mit OSB- und Faserzementplatten verkleidet. Den oberen Abschluss bilden zwei Lagen OSB-Platten, eine strukturierte Trennlage und die darauf verlegten Scharen aus Titanzink.

Zwei Elemente für die Fassade

Die 19 Dachsheds sind in Ost-West-Richtung angeordnet und jedes Shed ist gen Osten für die natürliche Belichtung der Kellerei mit Glaselementen geschlossen. In Nord-Süd-Richtung fallen die Sheds von einem Hochpunkt in Gebäudemitte zu den Seiten ab und gehen in dreiseitige, prismenähnliche Formen über. Auch hier nutzten die Architekten die industrielle Vorfertigung, indem sie zwei unterschiedliche Elemente entwickelten, im Rhythmus a-b-a-b miteinander kombinierten und so die felsenähnliche Struktur schufen. Ein Prisma fällt steil herab und schließt als Dreieck am Boden ab. Das andere Prisma führt die dreieckige Form der Sheds über das Gebäude hinaus, knickt am unteren Punkt des Dachtragwerks nach innen und verläuft mit seiner Grundfläche wieder zum Gebäude zurück.

Die Bekleidung mit den Titanzink-Scharen erfolgte bei den Sheds in Doppelstehfalztechnik. Dieses System eignet sich mit doppelt gefalzter Verbindung schon ab einer Dachneigung von 3° und kann – wie bei der Kellerei durch Sonderlösungen – problemlos auch an außergewöhnlich geformte Gebäude angepasst werden. Für die nach außen ragenden Fassadenelemente wählten die Architekten Großrauten und Steckfalzpaneele. Beide Systeme werden passgenau für jedes Objekt gefertigt und im Nut- und Federprinzip montiert. In Bolgheri kamen – industriell vorgefertigt – drei unterschiedliche Breiten im Verhältnis 1:2:4 zum Einsatz. Dadurch entsteht eine Linienführung, die an aufbrechende Felsen erinnert und gleichzeitig mit ihrer unterschiedlichen Brechung des Tageslichts die dreieckigen Körper betont. Weil die Fassadenkonstruktion nicht am Gebäude direkt befestigt ist, sondern sie wie ein Cape umhüllt, entstand ein Zwischenraum, der zur Kühlung der Kellerei dient. Verstärkt wird dieser Kühleffekt durch Steckfalzpaneele mit Mikroperforierung.


Projekt: Winery „Cantina del Buciato

Standort: Bolgheri–Castagneto Carducci, Italien

Bauherr: Marchesi Antinori S.p.A., Florenz, Italien

Architekten: Avs3 – officina di architettura, Fiorenzo Valbonesi, Cesena, Italien
www.asv3.com


Francesco Gasperini: „Wir lieben dieses Material (Titanzink), denn es besitzt eine ganz eigene Eleganz. Außerdem widersteht es aufgrund seiner Eigenschaften auch widrigsten Witterungsbedingungen. Bei der Kellerei wollten wir zudem eine vibrierende Oberfläche realisieren.“


Doppelstehfalztechnik eignet sich mit doppelt gefalzter Verbindung schon ab einer Dachneigung von 3° und kann – wie bei der Kellerei durch Sonderlösungen – problemlos auch an außergewöhnlich geformte Gebäude angepasst werden.


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