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Anforderung:
Tageslicht und Privatheit bei sehr beengter Grundstücksituation in Garagen-Innenhof
Lösung:
Teils schräg verlaufende, reflektierende Kupfer-Außenwände erweitern Zwischenräume und sorgen für Lichteinfall
Das Grundstück liegt im Glockenbachviertel nahe der Altstadt. Es handelt sich um das Innere einer Blockrandbebauung aus den 1960er und 70er Jahren. Das Münchener Architekturbüro kandlerundmack verwandelte den tristen, grauen Garagenhof in einen lebendigen Ort zum Wohnen und Arbeiten. Was das neue Blockinnere auf den ersten Blick nicht vermuten lässt: Die drei Stadthäuser mit den grünen Außenflächen befinden sich auf der Decke der neuen Tiefgarage, die Platz für 26 Autos bietet.
Drei in Einem
Die schwierige Grundstückssituation erforderte einen sensiblen Entwurf. Licht und Privatheit waren wichtige Aspekte bei der Planung. Entlang der östlichen Grundstücksgrenze ordneten die Architekten einen gemeinsamen Erdgeschossriegel an. Als Solitäre ausgebildet, gliedern die drei Obergeschosse die Gesamtkubatur und lockern sie zugleich auf. Mit schräg verlaufenden Außenwänden reagieren sie auf die dichte Bebauung. Dadurch weiten sich die Zwischenräume Richtung Hof und bieten der dahinterliegenden Bebauung Durchblicke und eine gute Belichtung. Auch die Solitäre selbst profitieren von den Schrägen. Sie erhalten mehr Licht und Privatheit sowie zusätzliche Fläche für die Terrassen. Die Vor- und Rücksprünge der Neubauten kommunizieren mit der Gliederung des bestehenden Vorderhauses. Auch wenn die Wohnflächen unterschiedlich groß sind, weichen die Stadthäuser von außen optisch kaum voneinander ab. Sie sind so konzipiert, dass darin sowohl gewohnt als auch gearbeitet werden kann.
Verzinntes Kupfer
Das durchlaufende Erdgeschoss ist in Massivbauweise aus Stahlbeton errichtet, während die Obergeschosse als hinterlüftete Konstruktion in Holzfertigteilbauweise ausgeführt sind.
Verzinnte Kupferelemente verkleiden die Gebäude im Bereich der Solitäre jeweils vom Erdgeschoss bis zum Dach. Die Gestaltungsaufgabe der Fassaden und Dachflächen mit unterbrechungsfreien Ecken, der Lage und Größe der Metallelemente lag bei Fleischer Metallfaszinationen. Das Unternehmen entwickelte und fertigte die rund 500 m² Wand- und Dachverkleidung aus speziell oberflächenbehandeltes, beidseitig verzinntes Kupfer (-)bändern „Tecu Zinn“ von KME. Bei freier Bewitterung mattiert deren Oberfläche zu einem charakteristischen „farbigen“ Grau. Die Verbindung von Kupfer und Zinn ( verzinntes Kupfer ) kombiniert die Langlebigkeit des Trägermaterials mit einer metallischen Oberfläche. Die Bänder werden nach DIN EN 1172 gefertigt. Sie bestehen aus sauerstofffreiem, phosphordesoxidiertem Kupfer mit begrenztem Restphosphorgehalt, das sich leicht schweißen, löten und umformen lässt. Der Reinheitsgehalt beträgt mindestens 99,9 %.
Nach außen öffnende Fenster
Trotz der beengten Innenhofsituation erzielten die Architekten mit ihrem Entwurf lichtdurchflutete Wohn- und Arbeitsräume mit Ausblick. Dafür sorgen Oberlichter, Lochfenster sowie großflächige Verglasungen. Zugunsten einer maximalen Gestaltungsfreiheit bei der Inneneinrichtung entschieden sich die Architekten für Schiebe- und nach außen öffnende Klapp- oder Drehfenster.
Sie wählten das „Velfac 200“ System, bei dem alle Fenster standardmäßig nach außen öffnen. Ein weiterer Vorteil der Holz-Alu-Fenster ist der besonders schmale Rahmen, der größere Glasflächen ermöglicht und für ein filigranes Design sorgt. Durch die äußeren Alu-Flügel sind die Fenster witterungsbeständig und nahezu wartungsfrei. Das energieeffiziente „Velfac 200 Energy“ verfügt über einen UW-Wert von bis zu 0,8.
Extensiv und intensiv
Die begrünten Hofflächen sind intensiv bepflanzt mit der Optigrün Systemlösung „Landschaftsdach“, eine mehrschichtige Bauweise mit Drän- und Wasserspeicherelement. Für die extensiv Begrünung der Flachdächer der Erdgeschosse wurde mit der Optigrün Systemlösung „Spardach“ eine klassische mehrschichtige Bauweise mit Dränage und Filtervlies gewählt. Das Niederschlagswasser, das nicht in der Konstruktion gespeichert werden kann, versickert in einer Rigole, die sich unter Tiefgaragenniveau befindet.
Mit ihrem Entwurf gelang den Architekten der schwierige Spagat zwischen städtebaulicher Einbindung und unverwechselbarem Gebäudedesign. Entstanden ist eine eigenständige Architektur, die durch ihre Formensprache und die Fassadenmaterialien im spannungsvollen Dialog mit dem Bestand steht.
Mehr zum Thema Metallfassade finden Sie hier
Architekten: kandlerundmack architekten gmbh, München (LPH 1-9)
www.kandlerundmack.de
Metallfassade: Fleischer Metallfaszination, Neuhaus am Rennweg
Fenstermontage: Ammer Holzbau, Dingolfing
Stimmen
Michael Kandler, Architekt: „Die Schwierigkeit der Aufgabe war, den baurechtlichen und städtebaulichen Anforderungen sowohl für die Bestandswohnungen, die Neubauten als auch der nachbarlichen Bebauung gerecht zu werden. Dies war Grundlage des Entwurfsprozesses und drückt sich nachhaltig in Gebäudegeometrie und Materialwahl aus.“
Kilian Winhart, Architekt: „Durch die freie Bewitterung entwickeln die verzinnten Kupferschindeln auf ihrer Oberfläche einen warmen, mattgrauen Farbton, der das Tageslicht in den Hof reflektiert. Besonders hervorzuheben ist die Präzision der umlaufenden Fassade bei der Fügung der Schindeln mit unterbrechungsfreien Ecken.“
Regelwerke
DIN EN 1172, Norm für Kupfer und Kupferlegierungen – Bleche und Bänder für das Bauwesen.
DIN EN 14782, Norm für selbsttragende Dachdeckungs- und Wandbekleidungselemente für die Innen- und Außenanwendung aus Metallblech.
DIN EN 14783, Norm für vollflächig unterstützte Dachdeckungs- und Wandbekleidungselemente für die Innen- und Außenanwendung aus Metallblech.
- Dachdeckung und Außenwandbekleidung mit Kupfer, Deutsches Kupferinstitut, Düsseldorf