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Luftige Lofts

Nachverdichtung im Kontext - Umbau und Aufstockung einer Schuhfabrik zu Wohnungen in Wien
Luftige Lofts

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Mitten in Wien ist eine ehemalige Schuhfabrik zu Wohnlofts umgebaut und durch ein Dachgeschoss ergänzt worden. Trotz enger Innenstadtbebauung konnten so neue großzügige Wohnungen entstehen. Die metallische Fassadengestaltung der baulichen Erweiterung greift die Linien des Bestands auf und setzt sie harmonisch kontrastierend fort.

„Ich erinnere mich genau, als ich die alte Schuhfabrik bei einem Stadtspaziergang entdeckt habe. Von der Mariahilfer Straße kommend…“ , so Jürgen Schnabl, „stand ich plötzlich vor der wunderbaren Industriearchitektur der 1920er Jahre: eine ruhige Wohnlage am Ende einer Sackgasse, quasi freistehend, weil an drei Seiten unverbaut, drei U-Bahnlinien um die Ecke und der Naschmarkt in der Nähe. Vom ersten Augenblick an war der Industriebau für mich eines dieser außergewöhnlichen und einprägsamen Gebäude, das die Phantasie beflügeln: Wie wäre es wohl, in diesen riesigen, lichtdurchfluteten Räumen zu arbeiten und zu wohnen…? Oder auf einer der großzügigen Terrassen mitten in der Stadt in der Sonne liegen zu können und in der Abenddämmerung dann ein Fest zu feiern…?“

Doch es dauerte noch einige Jahre, bis Jürgen Schnabl, Initiator und Bauherr der FAB-Lofts, die Gelegenheit erhielt, den massiven Gründerzeitbau in der Wiener Hornbostelgasse zu betreten. Erneut fasziniert von Architektur und Atmosphäre fasste er den Entschluss, das zum Teil leer stehende Industriegebäude zu erhalten und behutsam neu gestalten zu lassen. Den international ausgeschriebenen Wettbewerb entschieden die Architekten Malek Herbst für sich. Ihr Konzept basiert auf der Grundidee, das „New Yorker Loft Feeling at its best“ nach Wien zu holen und sah vor, die Großzügigkeit der Räume beizubehalten und auch bei der Aufstockung fortzusetzen.
Großzügige, offene Grundrisse
Die Umsetzung erfolgte unter der Maxime, die bestehende Gebäudeorganisation weitestgehend beizubehalten und die – erstaunlich gute – Bausubstanz möglichst wenig zu verändern.
Ausgehend vom historischen Bestand wurde für das Gebäude die maximal verträgliche Aufstockung festgelegt. Um auf bauliche und gesetzliche Gegebenheiten reagieren zu können, teilten die Architekten den Baukörper in Segmente, die der statischen Struktur des Bestandes entsprachen. Für die Anpassung an die Wiener Bauordnung verschoben sie Wände oder entfernten sie ganz, um Freiflächen zu schaffen.
Durch diese Vorgehensweise entwickelten sie für die Aufstockung einen klaren kubischen Baukörper, der aufgrund seiner Klarheit und seiner einfachen Struktur gut mit dem bestehenden Industriebau harmoniert.
Dieses Konzept setzt sich auch im Innern fort. Die Wohnungen verfügen über Wohn- und Nutzflächen zwischen 110 und 170 m² und leben durch großzügige, offene Grundrisse und einfach strukturierte Räume. Ihre Ausstattung greift die Klarheit und Einfachheit der Industriearchitektur auf: weiß verputzte Wände, Epoxidharzfußböden und Holzdielen.
Dieses Konzept setzten die Architekten auch bei der Aufstockung fort. Jede Wohnung verfügt über einen Balkon bzw. eine Terrasse. Im obersten Geschoss sind die Terrassen zudem um einen Dachgarten erweiterbar. Die vorhandenen Treppenhäuser blieben im Original erhalten und wurden nach oben fortgesetzt. Zu den Besonderheiten zählt, dass das ganze Gebäude während der Bauarbeiten unterfangen wurde, um im Untergeschoss eine Parkgarage mit Doppelstock-Parker für die Bewohner einbauen zu können.
Durchdachte Linienführung
Die Fassade des Bestands wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem saniert, die ursprüngliche Gestaltung und Gliederung der Fassade entsprechend nachgebildet. Die Fenster wurden gegen moderne ausgetauscht, behielten aber die ursprüngliche Gliederung bei. Die zweigeschossige Aufstockung erfolgte in Massivbauweise (Stahlbeton) mit hinterlüfteter Fassade.
„Für die Gestaltung wollten wir eine lebendige, metallische Bekleidung, um einerseits den Industriecharakter aufzugreifen und andererseits einen Kontrast zum Bestand zu erhalten“, erklärt Architekt Georg Herbst.
Die Entscheidung fiel auf das Titanzink von Rheinzink, weil dieses Material natürlich bewittert und aufgrund seiner schützenden Patina über seine gesamte Lebensdauer wartungsfrei ist. Diese Patina bildet sich durch Regenwasser und Kohlendioxid in der Luft von selbst und entsteht nach Beschädigungen immer wieder neu. Der natürliche Prozess wird durch Regenhäufigkeit, Himmelsrichtung und Dachneigung beeinflusst und kann daher ungleichmäßig verlaufen. Aus diesem Grund können Lichtreflexionen der Oberfläche ein unruhiges Aussehen verleihen, was Bauherren und Architekten manchmal stört. Als Alternative bietet Rheinzink deshalb das Titanzink bereits vorbewittert in den Qualitäten prePatina blaugrau und prePatina schiefergrau an. Sie entstehen durch ein Beizverfahren, durch welches das Titanzink den Farbton erhält, den es durch natürliche Bewitterung ohnehin erhalten würde. Die für Titanzink charakteristische Fähigkeit, bei Beschädigungen wieder die schützende Patina zu bilden, bleibt dabei erhalten.
Bauherr und Architekten der FAB-Lofts in Wien entschieden sich für die Oberflächenqualität prePatina blaugrau, die in dem Profilsystem Großraute in drei unterschiedlichen Breiten zum Einsatz kam. „Damit haben wir die Linien des Bestandsgebäudes aufgegriffen und fortgesetzt“, erläutert Georg Herbst weiter. Die Verlegung erfolgte mit folgendem Aufbau (von innen nach außen): Stahlbetonkonstruktion, Wandwinkelstützen zur Aufnahme der 20 cm starken Mineralwolledämmung, Trapezschale zur Hinterlüftung und als Unterkonstruktion für das Großrautensystem.
Handwerkliches Meisterstück
Die Ausführung der Bekleidung stellte den Verarbeiter vor einige Herausforderungen, denn es galt, mehrere Vorstellungen der Architekten umzusetzen: Die Geschosshöhe sollte auch auf der Fassade ablesbar sein, die Fensterlaibungen und -bänke sollten in das Fugenbild eingepasst und jedes der raumhohen Fensterelemente durch ein dunkles Fassadenelement optisch bis zur Geschosshöhe fortgesetzt werden. Außerdem sollte die Fassade optisch, also ohne sichtbare Attika, in den Himmel laufen.
„Eine gute Vorbereitung in Form einer durchdachten und exakten Planung ist die halbe Miete bei Zuschnitt und Verarbeitung“ , erläutert Spengler Klaus Zidek. Basierend auf der Planung und den Maßen vor Ort wurden die Großrauten im Rheinzink-Werk vorgefertigt, an die Baustelle geliefert und dort mit Autokran auf das Dach gehoben. Die Montage erfolgte nach Verlegeplan mit Schiebehaften. Um Windsogkräften, die eventuell bei starkem Wind auftreten können, zu widerstehen, wurden die Großrauten zusätzlich in der Mitte mit Metallkleber auf die Trapezschale geklebt. Die Länge der Großrauten (3,90 bis 4,00 m) entspricht der Geschosshöhe. Damit lässt der in einer Querlinie umlaufende Rautenanschluss die Geschosshöhe außen sichtbar werden. „Außerdem hatten wir hier darauf zu achten, dass der Falz der Großraute trotz der Quertrennung in einer senkrechten Linie weiterläuft“ , erinnert sich Zidek.
In die umlaufende Quertrennung wurden die Fensterbänke eingearbeitet und die senkrechte Bekleidung der Fenster mit Passpaneelen umgesetzt. Über den Stürzen der Fensterelemente kam Titanzink in der Oberflächenqualität prePatina schiefergrau zum Einsatz. Zidek: „Es handelt sich hierbei jeweils um ca. 1 m hohes und 1 m breites Sonderformat, das zur Rahmenfarbe der Fenster passt und die Linienführung gen Himmel unterstützt.“
Eine Besonderheit ist die Ausbildung des Attikaanschlusses. Die Attika wurde auf der Flachdachseite um 8 cm tiefer ausgeführt, die Großraute nach innen gekantet und in das gen Himmel gebogene Abschlussblech der Attika eingehängt.
Titanzink im Großrautensystem
Architekten:
Malek Herbst Architekten ZT GmbH, Wien
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