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Fliesen bilden eine schillernd-grüne Keramikfassade

Grundschulzentrum im niederländischen Hoogezand
Keramisch schillernd in Grün

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Bei der Planung des Grundschulzentrums „De Zuiderkroon“ in Hoogezand bei Groningen hat das Büro De Zwarte Hond eine luftige Lernlandschaft aus zweigeschossig übereinander gestapelten Kuben geschaffen. Charakteristisch ist außerdem die schillernde Keramikfassade aus grün-blauen Fliesen, die den Neubau geschickt in die umgebende Landschaft einbindet.

Anforderung:

Großes Gebäude an die Wahrnehmung und Größe eines Kindes anpassen

Lösung:

Baukörper mit Abtreppungen und Versprünge in Länge und Breite. Fassade unten: Beton, oben: grün-blaue Fliesen


Robert Uhde

In der kleinen, rund 20.000 Einwohner zählenden Ortschaft Hoogezand, ganz oben im äußersten Nordosten der Niederlande, ist zuletzt das inklusive Grundschulzentrum „De Zuiderkroon“ neu errichtet worden. Der Neubau ist Teil eines umfangreichen Programms, mit dem die Gemeinde Midden-Groningen aktuell eine Vielzahl von neuen Bildungsgebäuden in der von Bevölkerungsrückgang betroffenen Region realisiert. Er verbindet eine aus einer Schulfusion hervorgegangene öffentliche Grundschule mit einer Grundschule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt und integriert außerdem auch eine Kindertagesstätte.

Mit der Planung des Neubaus war nach öffentlicher Ausschreibung De Zwarte Hond aus Groningen beauftragt worden. Das Büro zählt seit Jahren zu den führenden Architektur-Adressen in den Niederlanden. In Hoogezand haben die Planer bereits den großflächigen Kultur und Gemeindekomplex Het Kielzog geschaffen.

Komplexe Baukörpergliederung

Ausgehend von den Vorgaben der Gemeinde und der Lage des Grundstücks am südlichen Ortstand von Hoogezand im Übergang zur flachen Landschaft entwickelten De Zwarte Hond einen zweigeschossigen Komplex aus containerartig übereinander gestapelten Kuben. Auf einer Nutzfläche von 5.100 m² steht eine offene und bewusst flexible und multifunktional gestaltete Lernlandschaft mit hellen und bis zu 4,50 m hohen Klassenzimmern für insgesamt 450 Schülerinnen und Schüler zur Verfügung.

Als weitere Funktionen wurden eine Unterrichtsküche, ein Fachraum für Technik sowie eine hochmoderne Zweifachsporthalle integriert. Erschlossen werden sämtliche Räumlichkeiten über ein luftiges Atrium im Zentrum des Neubaus, das über verschiedene Öffnungen ausreichend Tageslicht erhält.

„Eine wichtige Entwurfsaufgabe bestand darin, das umfangreiche Raumprogramm so zu modellieren, dass der Baukörper kleiner und damit einladender wirkt“, beschreibt Projektarchitekt Henk Stadens eine der zentralen Herausforderungen bei der Planung des Projekts. „Entsprechend haben wir mit Abtreppungen und Versprüngen des Baukörpers in Länge und Breite erreicht, dass das Gebäude besser zur Wahrnehmungshöhe von Kindern passt.“

Ein wichtige Funktion übernehmen dabei auch die im Außenbereich vorgelagerten, aus 30 x 30 cm dicken Stahlbeton-Trägern zusammengesetzten Pergolen, die in sämtlichen Bereichen einen fließenden Übergang zwischen innen und außen ermöglichen und dabei optisch das streng geometrische Gebäuderaster weiterführen. Und ebenso sind auch im Innenraum durch die differenzierte Untergliederung des Gebäudes unterschiedlichste Orte und Nischen entstanden, an denen die Schülerinnen und Schüler sich aufhalten und begegnen können.

Grüne Fliesen reflektieren die Natur

Zusätzlichen Reiz schafft die optische Untergliederung der Fassade in zwei Ebenen. Das als Sockel gestaltete EG wurde dabei mit 3 x 3 m großen und 120 mm dicken Betonelementen mit reliefartig strukturierter Oberfläche verkleidet. Die zusätzlich integrierten Doppeltüren betonen nicht nur optisch den fließenden Übergang zwischen innen und außen, sondern sie bieten den Lehrenden im Verbund mit den vorgelagerten Pergolen auch die Möglichkeit, bei entsprechendem Wetter bequem an der frischen Luft unterrichten zu können.

Die oberen beiden Ebenen der Fassade haben die Planer im Kontrast und in enger Kooperation mit dem Keramikunternehmen Koninklijke Tichelaar mit handgefertigten grün-blauen Fliesen in Kombination mit einem Attikarand aus eloxiertem Aluminium ausgeführt, um so einen direkten Bezug zur angrenzenden Landschaft zu schaffen. Die glasierten Fliesen reflektieren den Himmel und die Bäume in der Umgebung und bieten durch ihr Zusammenspiel verschiedener Grüntöne bei jedem Wetter unterschiedliche Ansichten.

Für die rund 1.300 m² große Fassadenfläche sind insgesamt 62.300 Keramikfliesen zum Einsatz gekommen. Die spezielle Farbgebung war dabei im engen Austausch zwischen allen Beteiligten und auf Basis mehrerer Bemusterungen entwickelt worden und wurde anschließend im Werk durch die Zugabe von speziellen grünen und blauen Pigmenten erreicht: „Die bei einer Temperatur von 1.100 Grad Celsius aufgetragene Glasur fällt dadurch bei jedem Stein anders aus“, beschreibt Henk Stadens das Ergebnis des aufwändigen Herstellungsprozesses.

Im Rahmen der Montage wurden die jeweils 290 x 70 mm großen und lediglich 14 mm dicken Keramikfliesen mit einem speziellen Kleber im Stapelverband mit direkt übereinander liegenden Fliesen auf darunter liegenden Paneelen aus Steinwollfasern (Rockpanel von Rockwool) aufgebracht. Die Paneele selbst sind im hinterlüfteten Aufbau vor einer wärmegedämmt ausgebildeten Pfosten-Riegelkonstruktion aus Holz montiert. Die Wärmedämmung besteht aus Resol Hartschaum-Isolierplatten Kooltherm K12 von Kingspan Insolation. Die eigentliche Tragkonstruktion des Gebäudes wird aus 300 x 300 mm dicken Stahlbetonstützen gebildet.

Gestaltung des Innenraumes

Große Sorgfalt legten die Planer auch auf die Gestaltung des Innenraumes. Eine zentrale Rolle spielt dabei das luftige Atrium mit seiner großen Treppe, die gleichzeitig als Sitzgelegenheit und Tribüne für Veranstaltungen zur Verfügung steht. Hier wie in sämtlichen Bereichen dominieren langlebige und natürliche Materialien wie Holz oder Linoleum, die eine angenehm-warme Atmosphäre schaffen und gleichzeitig robust sind. Für eine reduzierte Geräuschkulisse wurde außerdem eine optimierte akustische Dämmung integriert.

Komplettiert wird das Konzept durch eine hohe Nachhaltigkeit. Ein wichtiger Baustein dazu ist die große Photovoltaikanlage auf dem Dach der Schule. Die Anlage hat eine Leistung von 212 kWp und stellt damit 80 bis 90% des vor Ort benötigten Stromes bereit. Im Verbund mit einer optimierten Dämmung sowie Wärmerückgewinnung kann das Gebäude damit weitgehend energieneutral betrieben werden.

Ein Grund mehr, warum der Entwurf zuletzt durch die Jury des renommierten niederländischen „Architectenweb Awards“ als „Schoolgebouw van het jaar“ ausgezeichnet wurde.


Projekt: Kindcentrum Zuiderkroon

Standort: Zuiderkroon 6, Hoogezand (NL)

Bauherrin: Gemeinde Midden-Groningen

Planung: De Zwarte Hond, Groningen
Team: Henk Stadens, Marjolein Maatman en Martijn Korendijk
www.dezwartehond.nl

Generalunternehmen: Hesco Bouw, Stadskanaal

Gebäudetechnik: Adviesbureau Sijperda-Hardy BV

Nutzfläche: 5.100 m²

Kosten: 7,8 Millionen Euro

Fertigstellung: 2021


Projektarchitekt Henk Stadens, De Zwarte Hond: „Eine wichtige Entwurfsaufgabe bestand darin, das umfangreiche Raumprogramm so zu modellieren, dass der Baukörper kleiner und damit einladender wirkt.“


Robert Uhde

Studium der Kunst und Germanistik in Oldenburg. Erstes Staatsexamen. Ausbildung zum Fachredakteur für Architektur bei der Verlagsgruppe Rudolf Müller in Köln. Seit 1997 freier Autor für Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Eigenes Büro in Oldenburg.
www.robert-uhde.de


Lesen Sie hier mehr vom Büro De Zwarte Hond

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