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Luftdicht mit Anschluss

Klebebänder gegen Leckagen in der Gebäudehülle
Luftdicht mit Anschluss

Jörg Wollnow, Siga Anwendungstechnik, Ruswil/CH / red.

Gebäude werden heute in aller Regel mit hochwärmegedämmten Dächern und Wänden ausgeführt. Dadurch lässt sich die Wärmeleitung durch die einzelnen Bauteile der Gebäudehülle wirksam minimieren. Was nutzt jedoch die immer effektivere Dämmung, wenn die erwärmte Raumluft durch Fugen oder andere Leckagestellen entweichen kann? Dies führt zu einem erhöhten Heizenergiebedarf und widerspricht den übergeordneten Zielen der Reduzierung des Energieverbrauchs und des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes. Darüber hinaus können Lecks in der luftdichten Gebäudehülle zu Bauschäden durch Schimmelbildung führen.
Die Energieeinsparverordnung EnEV fordert in Abschnitt 2 § 5: „Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend dem Stand der Technik abgedichtet ist.“ Bereits bei der Planung ist darum eine Luftdichtheitsebene vorzusehen, die lückenlos die gesamte Gebäudehülle umschließt.
Wegen der grundlegenden Bedeutung dieser Schicht für den Heizenergiebedarf muss der Architekt oder Planer die Ausbildung der Luftdichtheitsebene in allen Plänen und Ausschreibungen genau vorgeben.
Die DIN 4108–7:2000–00 Punkt 3.1 definiert die Luftdichtheitsschicht als „Schicht, die die Luftströmung durch Bauteile hindurch verhindert“. Denn Leckstellen setzen die Wirksamkeit der Dämmung massiv herab und führen zu einem erhöhten Heizenergiebedarf. Eine Fuge von 1 mm Breite und 1 m Länge kann die Funktion der Wärmedämmung um 35 bis 65 Prozent mindern. Darüber hinaus üben Lecks negativen Einfluss auf die langfristige Funktionsfähigkeit der Baukonstruktion aus sowie auf Behaglichkeit in den Innenräumen.
Komfortverlust durch Luftströmungen
Im Winter herrscht bei beheizten Gebäuden ein erhebliches Temperaturgefälle zwischen innen und außen. Wenn in der Gebäudehülle undichte Stellen durch Fugen, Durchdringungen oder Bauteilanschlüsse vorhanden sind, strömt die warme Luft infolge des thermischen Auftriebs durch die Leckstellen im oberen Teil des Gebäudes, also vor allem am Dach. Im Haus entsteht ein leichter Unterdruck, der durch das Einströmen kalter Außenluft durch Fugen und Lecks im unteren Teil des Hauses wieder ausgeglichen wird.
Herrscht außen Wind, wird der Prozess durch das Druckgefälle zwischen windabgewandter und windzugewandter Seite noch verstärkt. Der Bewohner empfindet den Luftstrom als kontinuierliche Zugluft im Haus; das Behaglichkeitsempfinden wird nachhaltig gestört. Das Nachströmen der Außenluft sorgt darüber hinaus für eine niedrige Temperatur gerade am Fußboden und reduziert durch Fußkälte den Wohnkomfort zusätzlich.
Konzentrierte Feuchtigkeit an Leckstellen
Noch gravierender sind mögliche Auswirkungen auf die Baukonstruktion: Eine undichte Gebäudehülle kann langfristig zu Schäden führen, weil sie die Feuchtigkeitskonzentration an Schwachstellen und damit die Gefahr von Schimmelpilzbildung fördert. Denn die warme Innenraumluft ist in der Lage, erhebliche Mengen an Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf aufzunehmen.
Strömt die Luft durch Leckagestellen, beispielsweise am Dach, in die Baukonstruktion, kühlt sie sich dabei ab. Weil kältere Luft aber weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann, kommt es innerhalb der Dachkonstruktion zur Kondensation. Der Wasserdampf fällt an den Sparren und Balken des Dachstuhls oder der Wärmedämmung als Tauwasser aus.
Mittelfristig bedeutet dies eine Reduktion der Dämmwirkung, denn feuchte Materialien dämmen deutlich schlechter als trockene. Bei dauerhafter Einwirkung von Nässe bildet sich Schimmel in den Dämmschichten, die Holzelemente können von Fäulnis zersetzt werden.
Diffusion wird bauphysikalisch überschätzt
Die Feuchtigkeitseinträge durch ungewollte konvektive Luftströmungen können deutlich größer sein als die viel diskutierte Belastung durch Wasserdampfdiffusion. Untersuchungen des Fraunhofer Instituts für Bauphysik, Stuttgart, ergaben Verhältnisse pro Tag von bis zu 1 g/m² bei der Diffusion im Vergleich zu 360 g/m² bei der Konvektion.
Dabei wurden die Bedingungen eines kalten mitteleuropäischen Wintertags zugrunde gelegt (Innentemperatur 20 °C, Außentemperatur –10 °C sowie relative Luftfeuchte 80%). Hinzu kommt, dass die Diffusion gleichmäßig über eine große Fläche stattfindet. Die Konvektion tritt hingegen hochkonzentriert an den Leckagestellen auf. Die sich dort ansammelnden Feuchtigkeitsspitzen können – selbst bei idealem, also außen diffusionsoffenem, innen diffusionsdichterem Dachaufbau – während der Sommerperiode meist nicht ausdiffundieren. Im Resultat ist ein undichtes Gebäude also nicht nur unzulässig im Sinne von § 5 EnEV, sondern langfristig auch konstruktiv gefährdet.
Einer unzureichenden oder unsachgemäß durchgeführten Abdichtung lässt sich mit einem Blower-Door-Test nachspüren. Die Differenz-Druckmessung mit einer sorgfältigen Leckage- ortung kann als Qualitätsnachweis für ein EnEV-konformes und nach dem Stand der Technik errichtetes Gebäude dienen.
Kritische Details dauerhaft luftdicht
Bei der Ausbildung der Luftdichtheitsebene werden in der Praxis meist Bahnen aus Polyethylen, Polyamid, Vlies, Baupappe oder Aluminium eingesetzt, die gleichzeitig die Funktion einer Dampfbremse übernehmen. Möglich sind auch plattenförmige Abdichtungen, z. B. OSB-Platten. Bei allen diesen Produkten treten Probleme nur selten in der Fläche, dafür aber immer wieder an bestimmten Anschlussdetails auf. Kritisch sind vor allem folgende Stellen:
  • lange Überlappungen von Dampfbremsbahnen
  • lange Plattenstöße von OSB-Platten
  • Anschlüsse von Bahnen an Durchdringungen, etwa für Rohre oder Kabel
  • Anschlüsse von Bahnen an Türen, Fenstern und speziell Dachfenstern
  • Anschlüsse von Bahnen an verputztes Mauerwerk, etwa an der Giebelwand.
Maßgeklebt – vorgefaltet, steif oder flexibel
Die verwendeten Klebebänder beziehungsweise selbstklebenden Massen sollten genau auf die Details des jeweiligen Anschlusses abgestimmt sein. Der Schweizer Spezialist Siga beispielsweise bietet ein solches Programm an. Seine Hochleistungsklebebänder berücksichtigen das für den Einbauort typische Mikroklima ebenso wie die Untergrundbeschaffenheit und die Verarbeitungscharakteristika. Deshalb kleben sie dauerhaft sicher sowie haftstark.
Mit ihrer „Langzeitwirkung“ entsprechen sie den Forderungen der EnEV, Fugen „dauerhaft luftundurchlässig“ abzudichten. Alle Siga-Produkte werden umweltgerecht hergestellt und sind frei von kritischen Stoffen wie Lösemitteln, Weichmachern, Hochsiedern oder Formaldehyd. Beim Anschluss von Tür- und Fensterrahmen sowie von Dachfenstern, aber auch an Balkendurchdringungen, muss das Klebeband exakt um die Kanten gelegt und bis in jede Ecke hinein sicher befestigt werden.
Eine praxisgerechte Lösung für diese Situationen ist das vorgefaltete Klebeband Corvum. Durch seine passgenaue Vorfaltung und den bereits einseitig entfernten, auf der anderen Seite leicht überstehenden Trennstreifen lässt sich das Band auch in schwierigen Einbausituationen zuverlässig verarbeiten. Die einfache Handhabung beschleunigt die Arbeitsabläufe und erhöht gleichzeitig die Verarbeitungssicherheit.
Bei langen Plattenstößen oder Überlappungen von Dampfbremsbahnen ist die exakte Positionierbarkeit des Klebebandes wichtig. Mit einem besonders steifen Papierträger erleichtert das Klebeband Sicrall die liniengenaue Verklebung der Überlappung über lange Strecken.
Ganz im Gegensatz dazu wird bei Durchdringungen der Gebäudehülle, etwa für Kabel oder Rohre, ein besonders flexibles Klebeband benötigt, wie es mit Rissan zur Verfügung steht. Der flexible Träger erlaubt das lückenlose Anformen an die Rundungen von Rohren. Das Klebeband Rissan lässt sich fast wie eine Klebemasse verarbeiten und macht durch seine Elastizität Bauteilbewegungen problemlos mit.
Speziell für den Anschluss der Dampfbrems- und Luftdichtheitsbahnen an verputztes Mauerwerk wurde die dauerelastische selbstklebende Masse Primur entwickelt. Sie passt sich an den rauen Putzuntergrund an, ist versprödungsfrei und haftet auch bei niedrigen Temperaturen.
Weitere Informationen
Selbstklebende Masse bba 569 Flexibles Klebeband bba 570 Steifes Klebeband bba 571 Vorgefaltetes Klebeband bba 572
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