Startseite » Mauerwerk » Tragendes Mauerwerk »

Kompakt asymmetrisch

Wohnhaus im hessischen Schwalm-Eder-Kreis
Kompakt asymmetrisch

Dipl.-Ing. Hans-Gerd Heye / r.

Dem Wunsch des Bauherrn nach gebauter Individualität und harmonischer Einbindung in das ländlich geprägte Umfeld wird das Wohnhaus mehr als gerecht. Das Gebäude wirkt fast wie ein Teil der Landschaft.
So spiegelt die asymmetrische Form des Satteldaches die unterschiedliche Steigung bzw. Neigung der Hügel der umgebenden Topographie wider.
Bauformen neu interpretiert
Architekt Alexander Reichel gelang es, traditionelle Bauformen neu zu interpretieren. „Alte“ Bauelemente wie Erker und Fensterläden aus Holz, fehlender Dachüberstand und grob geputztes Mauerwerk werden in den kompakten Baukörper integriert. Sie setzen interessante gestalterische Akzente.
Der Baukörper mit seinen drei Gebäudeebenen ist optisch gesehen in den Hang hinein geschoben.
Das Kellergeschoss wird von einer vorgelagerten Mauer geschützt und öffnet sich dank der Hanglage nach Südwesten.
Die in den Hang gegrabenen Kellerräume sowie die separat nutzbare Souterrainwohnung – mit in die Fassade integrierten Fenstern – ermöglichen einen ebenerdigen Zugang. Dadurch ist ausreichender Tageslichteinfall in den zwei Zimmern des Untergeschosses gewährleistet.
Bedürfnisorientierter Grundriss
Der Grundriss und die Lage der einzelnen Räume im Erd- und Obergeschoss folgen keinem Schema, sondern orientieren sich ausschließlich an den individuellen Bedürfnissen der Bewohner. Der Zugang zum Erdgeschoss erfolgt von der südlichen oberen Hangseite. Ein großzügig zugeschnittener Flur führt direkt zur Küche, zum Hauswirtschaftsraum und zur Treppe ins Obergeschoss.
Raumfolge und Ausrichtung der Räume ergeben sich aus ihrer Funktion. Die Wohnräume öffnen sich durch große Fenstertüren zum Garten, während der angebaute Erker zur Nordseite einen freien Ausblick bis hinunter ins Tal ermöglicht.
Die im Obergeschoss befindlichen Räume gehen ohne Geschossdecke unmittelbar in den Dachraum über und wirken dadurch größer.
Unzählige kleine Poren
Beim Wärmeschutz der Gebäudehülle setzte Reichel in Abstimmung mit dem Bauherrn auf die Vorteile des Ziegels. Doch Ziegel ist nicht gleich Ziegel. Die Sägemehlporosierung des verwendeten Unipor W 10-Ziegels bedeutet ein Mehr an Wärmeschutz. Das als Zuschlagstoff dem Ton beigemengte Sägemehl verglüht im Brennprozess und hinterlässt unzählige kleine Poren.
Die in den Poren eingeschlossene Luft sorgt in Verbindung mit dem ausgeklügelten Lochbild für die guten Wärmedämmeigenschaften. Ein weiterer Pluspunkt sind die beim Trocknungsprozess eines Ziegels entstehenden Kapillaren. Sie ermöglichen eine Zwischenspeicherung überschüssiger Raumfeuchte, die bei trockener Raumluft wieder abgegeben wird.
Die erzielten Werte sprechen für sich. Die einschalige Ziegelaußenwand aus W 10-Planziegeln erreicht mit einer Wanddicke von 36,5 Zentimetern dank einer niedrigen Wärmeleitfähigkeit (l=0,10 (W/mK)) einen Wärmedurchgangswert der verputzten Fassade von nur 0,26 (W/m²K).
Sommerlicher Wärmeschutz
Auf die bauphysikalische Qualität von Ziegelprodukten vertrauten Architekt und Bauherr auch bei Decken und beim Dachstuhl. Die homogene Bauweise verhindert Wärmebrücken im Anschlussbereich von Bauteilen aus unterschiedlichen Baustoffen. Außerdem wurde durch den Einsatz von Ziegeldachplatten einer Überhitzung der im Obergeschoss zum Dach hin offenen Schlafräume im Hochsommer vorgebeugt. Die so genannten Klimaplatten speichern die durch Sonneneinstrahlung entstandene Wärme zwischen und geben sie erst während der kühleren Abendstunden an das Gebäude-Innere ab.
Die einheitliche Bauweise kam auch dem Putz zugute. Aufgrund des homogenen Putzuntergrundes und der vernachlässigbaren minimalen Verformung von Ziegeln sind Mauerwerksspannungen bei sachgemäßer Ausführung praktisch auszuschließen. Sie stellen eine der wesentlichen Ursachen von Mauerwerksrissen dar.
Reichel achtete deshalb bei Verwendung anderer Materialien darauf, sie von den Ziegelbauteilen zu trennen. Der Erker und alle anderen Anbauteile wurden als reine Holzkonstruktionen nur angehängt und durch Schattenfugen vom Ziegelmauerwerk getrennt.
Putztechnik
Ein optischer Clou ist neben dem Holzerker der Außenputz.
Reichel nutzte durch einen Kellenwurfputz mit grober Körnung (9 mm) eine alte Putztechnik, um die Individualität des Bauwerks zu unterstreichen.
Die Fenster wurden hingegen zur optischen Abhebung mit einem glatten Faschenputz eingerahmt.
Weitere Informationen
W 10-Ziegel bba 506
Planung: Dipl.-Ing. Architekt Alexander Reichel, Kassel Tragwerksplanung: Dr. Ing. Alexander Hentschel, Dr. Kreutz und Partner, Nürnberg
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de