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Am Patienten orientiert

Sanierung und Neubau innerhalb des Universitätsklinikums an der TU Dresden
Am Patienten orientiert

Mit der Fertigstellung des Diagnostisch-Internistisch-Neurologischen Zentrums (DINZ) wurde der neue Mittelpunkt des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der TU Dresden komplettiert. Dies ist im Rahmen eines umfangreichen Neu- und Umbauprojektes mit knapp 144 Millionen Euro die größte Einzelinvestition Sachsens in das Gesundheitswesen.

HWP | be

Damit hat Sachsen in den vergangenen 20 Jahren bereits 515 Millionen Euro in das Dresdner Universitätsklinikum investiert. Das Großprojekt DINZ besteht aus einem Neubau und einem sanierten Altbau, die mit Brücken verbunden sind. Zusammen beherbergen die beiden Teile des DINZ insgesamt 419 Betten und vereinen fünf Kliniken sowie ein Institut, die bisher auf zehn verschiedene Gebäude verteilt waren. Mit rund 1 000 Mitarbeitern avanciert das DINZ im Rahmen dieser Standortkonsolidierung auch personell zu einem Großbetrieb.
Grundstein für dieses Prestigeprojekt wurde mit einem EU-weiten, einstufigen Realisierungswettbewerb gelegt, den der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Anfang des Jahres 2004 auslobte. Mit dem ersten Preis für das Wettbewerbskonzept wurde die HWP Planungsgesellschaft mbH (HWP) ausgezeichnet, deren Architektenteam in Dresden und Stuttgart zusammen mit der Assmann Beraten + Planen GmbH in Braunschweig und Fachplanern maßgeblich zur Planung und Realisierung dieses Großprojektes beitragen konnte.
Städtebauliche Ausgangslage
„Im Jahr 2004 fanden wir eine städtebauliche Ausgangssituation vor, die historisch gewachsen und von einschneidenden Ereignissen geprägt war,“ erinnert sich Klaus Luig, leitender Entwurfsarchitekt im Wettbewerbsteam der HWP Planungsgesellschaft mbH. Das DINZ sollte im nördlichen Campusgebiet als Komplex kombiniert aus dem historischen Bestandsgebäude Haus 19 und dem neu zu planenden Haus 27 angesiedelt werden. Das im Jahr 1928 erbaute Haus 19 gehörte zu jenen Bestandteilen, welche von Kriegszerstörung nicht verschont geblieben waren. Mit dem Wiederaufbau im Jahr 1956 wurde das heutige Erscheinungsbild von Haus 19 festgelegt, das die Ausgangslage für die Bestandssanierung im Projektrahmen des DINZ bildete. Die Fassade des Hauses 19 wurde nach der deutschen Wiedervereinigung unter Denkmalschutz gestellt. Damit ergaben sich spezifische architektonische Voraussetzungen und städtebauliche Auflagen für Entwurf, Planung und Ausführung.
Städtebauliche Prämissen für das DINZ im nördlichen Campusgebiet lieferten die neue Chirurgie zusammen mit dem operativen Zentrum im Westen von Haus 19 sowie das Universitäts-Kinder-Frauenzentrum nördlich davon: Beide Baufelder entsprechen etwa der Größe, die für den Neubau Haus 27 des DINZ südlich der Häuser 19 und 25 vorgegeben wurde. Die schmalseitige Ausrichtung für den Neubau von Haus 27 zur Hauptklinikstraße gab das Erschließungskonzept vor. Städtebauliche Auflagen des Stadtplanungsamtes mussten zudem beim Entwurf der Kubatur des Neubaus beachtet werden: Als Vorgabe waren die Gesims- und Gebäudehöhen des historischen Bestands des Hauses 19 aufzunehmen.
Standortkonsolidierung
Eine betriebsplanerische Prämisse für die Entwurfsplanung zielte darauf, die weitläufig auf dem Gelände verteilten Kliniken der Inneren Medizin I und III, der Klinik für Neurologie und der Klinik für Urologie im Komplex des DINZ zu vereinen. Hier sollten die Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, die Abteilung für Endoskopie- und Funktionsdiagnostik, das Institut für Radiologie, eine Dialyse und eine Notfallabteilung mit Aufnahmestation integriert werden. Durch den vorgegebenen Einbezug eines interdisziplinären Ambulanzzentrums und einer Tagesklinik wurde zudem intendiert, fünf Kliniken und ein Institut sinnvoll miteinander zu verbinden. Neben der Konzentration medizinischer Disziplinen sollte die universitäre Lehre und Forschung innerhalb des DINZ-Komplexes untergebracht werden.
In Abstimmung auf das weiterentwickelte Raum- und Funktionsprogramm wurde mit der architektonischen Lösung Grundlagen für optimierte Patienten-, Besucher-, Personal-, Studenten- und Materialflüsse gelegt. Zugute kam dem Entwurfsteam der interdisziplinäre Wissensaustausch, der bei HWP bereits zum Zeitpunkt des Entwurfs zwischen hauseigenen Geschäftsbereichen Architektur und Technik, Unternehmensberatung und Betriebsplanung, Medizin- und Labortechnik sowie Projektmanagement aktiv betrieben wird.
So zeichnet sich das Wettbewerbskonzept laut Preisgerichtsprotokoll durch „eine harmonische, komplette und einfallsreiche Lösung mit angenehmer Maßstäblichkeit einer großzügigen Auffassung der Gesamtanlage und besonderen Qualitäten im Inneren“ aus. Als entscheidende Parameter, die zu dieser positiven Beurteilung geführt haben, können etwa die klare Zonierung nach Nutzergruppen, die Orientierung
an betriebsplanerisch festgelegten Prozessen, die Konzeption einer optimalen Aufteilung von Funktionsbereichen und die Anbindungen an andere Häuser des Campus genannt werden.
Mit dem letzten Mosaikstein, dem DINZ, werden über eine interne Verbindung in Haus 19 die zwei anderen großen Neubauprojekte Chirurgisches und Universitäts Kinder-Frauenzentrum vernetzt. Unter der Überschrift „High-Tech und High-Care“ wurden alle hochtechnologisch ausgestatteten Funktionsbereiche sowie akute, stationäre Pflegeeinheiten mit besonders intensivem Pflegeaufwand im Neubau des Hauses 27 konzentriert untergebracht.
Das angegliederte Haus 19 vereint unter seinem historischen Dach hauptsächlich Normalpflegebereiche, Dialyse, Labore, Verwaltungs- und Personalräume – Stichworte „Low-tech und Low-Care“. Gleichzeitig besteht in diesem ruhigeren Teil des Klinikbetriebs die ideale Umgebung für universitäre Forschung und Lehre auf Spitzenniveau. Die innenarchitektonisch neu gestalteten Lehrbereiche wie Bibliothek, Seminarräume und Hörsaal schaffen für die Studenten ein ansprechendes Ambiente zwischen Moderne und Tradition.
Städtebauliche Lösung
„Es war unser Anliegen, die vorhandenen städtebaulichen Rahmenbedingungen bewusst architektonisch aufzunehmen,“ erklärt Klaus Luig die Intention des HWP-Wettbewerbsteams und fügt ergänzend hinzu: „Gleichzeitig wollten wir das Areal mit einer ausgewogenen Massengliederung schließen.“ Um eine harmonische Gestaltung zu erzeugen, wurde die klare nördliche Raumkante des Neubaus zum bestehenden zentralen Patientenpark geschaffen. In Orientierung daran wurde die Haupterschließungsachse in Ost-West-Richtung vom Haupteingang an der Klinikstraße entwickelt. Nach Vorbild des historischen Pavillonensembles konnte so eine städtebauliche Verbindung zu den Gebäuden hergestellt werden, die sich um den in der Mitte entstehenden, rechteckigen Patientengarten positionieren.
Eine weitere realisierte Entwurfsidee bestand darin, bewusste Anschlussmöglichkeiten und Vernetzung zu schaffen: Neben der vorgegebenen Verbindung des Neubaus zum denkmalgeschützten Bestandsgebäude fokussierte das Entwurfsteam auch auf eine gezielte optische Verbindung vom Patientenpark zum Neubau hin. Erkennbare Gliederungselemente des Neubaus in Richtung des großzügigen Parks unterstützen dies und laden spazierende Patienten, Besucher und Personal optisch zum Eintreten ein.
Intelligente Grünvernetzung
Die vollständig umgesetzte Wettbewerbsidee der Grünvernetzung in Nord-Süd-Richtung knüpft an die architektonisch geschaffene Blickbeziehung vom Park zur Südfassade an. Aufgrund der zweigeschossigen, vollflächigen Glasfassadengestaltung (Stahlfassade als Pfosten-Riegel-Fassade in der Magistrale von Esco, Ferro Wictec 50 1 sowie Alu-Pfosten-Riegel-Fassade von Hueck 1.0 Vf 50 RR) von der Erdgleiche ist es für den im Park befindlichen Betrachter möglich, durch den Neubau hindurch die Grünflächen der kleinen Innenhöfe zu sehen, die sich aufgrund der Kammstruktur des Neubaus im Süden ergeben. Quer zur Hauptachse entsteht so eine optische Einheit der Grünflächen.
Menschliche Orientierung inner- und außerhalb des Gebäudes sowie das Wohlbefinden von Patienten wird durch den betonten Naturbezug nachhaltig gestärkt. Weitere gewünschte Effekte dieser Gestaltung sind eine maximale natürliche Belüftung und Belichtung, die sich unterstützend auf Genesungsprozesse auswirken und die Gesamtatmosphäre aufwerten.
Mensch und Natur im Einklang
Der DINZ-Komplex zeichnet sich durch eine hohe Patientenorientierung aus. Sowohl Bestand und Neubau sind vollständig barrierefrei konzipiert. Im Besonderen wurde an Menschen mit Behinderungen und an Menschen im höheren Lebensalter mit alterskorrelierenden Mobilitätseinschränkungen gedacht. Spezifische Patientenzimmer sowie eine zentrale Sanitäreinrichtung mit behindertengerechten Duschen, Toiletten, Waschbecken und Badewannen sind im Pflegebereich untergebracht. Die Patientenzimmer sind nicht vollständig verglast, sondern sind mit geschlossenen Elementen neben dem Kopfbereich der Patientenbetten und im Brüstungsbereich versehen.
Diese Gestaltung kommt differenzierten menschlichen Bedürfnissen von temporär gewünschter Nähe und Distanz gleichermaßen entgegen.
Der Naturausblick mit hohem Tageslichtanteil wirkt aktivierend und schafft zeitliche und räumliche Orientierung. Zudem beinhaltet diese Gestaltung ökologische Nachhaltigkeitsüberlegungen in Form von energetischen Maßnahmen: Durch einen windstabilen, außen liegenden Sonnenschutz (Warema E80 A6 windstabil) im Fassadenbereich, durch eine Sonnenschutzverglasung (Ipasol natura 67/34 von Interpane), durch die Speichermasse und durch die Baukernaktivierung der Stahlbetondecken im Bereich der Patientenzimmer wird ein angenehmes Raumklima ohne übermäßigen Ressourcenverbrauch erzeugt.
Material- und Farbkonzept
Bei der Bestandssanierung von Haus 19 waren Denkmalschutzkriterien zu beachten. Fenster- und Öffnungsaufteilungen wurden erhalten. Die Auswahl der neuen Holzfenster erfolgte in enger Anlehnung an die ursprünglichen Fenster (Holzart Helmlock mit Guardian FloatGlass Extra Clear).
Die Fassadenfarbe wurde gemeinsam mit dem Denkmalschutzamt rekonstruiert. Verwendet wurden der Feinputz Capatect ArmaReno 700 gefilzt und die Fassadenfarbe Thermosan nach Plan OW 019 100 FA, beides Produkte von Caparol. Erforderliche Aufbauten auf den Westanbauten wurden hinter der bestehenden Balustrade versteckt. In die Zukunft gerichtet lässt die Zuordnung der inneren Funktionen eine flexible Entwicklungsfähigkeit zu. Sich verändernde Anforderungen werden damit schon heute antizipierend einbezogen.
Um eine sichtbare Verbindung zwischen historischem Bestand und modern anmutendem Neubau zu erreichen, erarbeitete die Innenarchitektur von HWP ein Farb- und Materialkonzept als optisches Bindeglied. Die nach Ebenen gegliederte, horizontal über den gesamten zweiteiligen Gebäudekomplex vorgenommene Farbabstufung bietet innen eine klare Orientierung für Patienten, Besucher, Personal und Studenten und schafft außen aufgrund entsprechend gewählter Glasfassadenelemente eine visuelle Einheit. Besonders in den Abendstunden kommt bei Illuminierung aller Bereiche das charakteristische Farbspektrum des Gesamtkomplexes vollständig zur Geltung.
1. Preis im Wettbewerb: HWP Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart Gesamtplanung und Projektsteuerung ab Leistungsphase 5: Assmann Beraten + Planen GmbH, Braunschweig
Planung und Projektüberwachung: HWP Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart Planung Haustechnik: decon Deutsche-Energie-Consult GmbH, Dresden Planung Medizintechnik: Planungsgruppe M+M AG, Böblingen
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