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Alte Schätze ans Tageslicht geholt

Sanierung eines Jahrhundertwende-Gebäudes in Hamburg
Alte Schätze ans Tageslicht geholt

Annette Schulz, Reinbek / red.

Ein repräsentatives altes Gebäude am Ballindamm mit bisherigem weißem, unvorteilhaftem Anstrich hat sich in ein Juwel verwandelt. Es erhielt dank behutsamer, detailgetreuer Fassadenrestaurierung sein historisches Gewand zurück und ist attraktiver Bestandteil des traditionellen Stadtbildes in Hamburgs City.
Das fünfgeschossige Eckgebäude Ballindamm/Glockengießerwall mit weitem Blick über Binnen- und Außenalster steht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hauptbahnhof, Kunsthalle und Lombardsbrücke.
Es ist ein imposantes Gebäude der Jahrhundertwende, das sich fast von Beginn an in Besitz eines Eigentümers befindet. Als die im Juni 1857 in Hamburg gegründete Firma Arnold Otto Meyer, traditionsreiches Handelshaus in der Hansestadt mit Ursprung in Singapur, Anfang des 20. Jahrhunderts das „repräsentable Kontorgebäude in Eigentum erwarb und bezog“, lautete die Anschrift noch Alsterdamm 1.
Historie
Im Laufe der Jahrzehnte gab es bei aller hanseatischen Tradition auch Veränderungen. Das Unternehmen der Hauseigentümer von damals und heute firmiert nunmehr als Behn Meyer Deutschland Holding AG & Co.KG. Das Handelsgeschäft konzentriert sich jetzt in erster Linie auf den Vertrieb von Spezialchemie. Aus Alsterdamm wurde Ballindamm, benannt nach Albert Ballin, dem einstigen Generaldirektor von Hapag Lloyd.
Im zweiten Weltkrieg zerstörte eine Brandbombe Staffelgeschoss und Dach, beides erst 1959 wieder aufgebaut. Der Fassadenanstrich wechselte des öfteren, 1970 gab es sogar eine grüne Phase.
Vom Baujahr des Hauses zeugt das Mosaik mit der römischen Zahl 1900 auf dem Erker; geplant wurde das Haus Ende des 19. Jahrhunderts und 1907 fertig gestellt.
Geplant war es ursprünglich als Ärztehaus mit einem Café. Nach dem Ersten Weltkrieg lösten Büro- und Ausstellungsräume das Café-Restaurant Alsterblick ab.
Kein „Zustreichen“ mehr
2002 sollte das Gebäude gestrichen werden. Der Auftrag für das betreuende Architekturbüro KFA Knüppel + Faber Architekten, Hamburg, lautete Sanierung und Anstrich in Weiß unter Berücksichtigung des architektonischen Charakters. Man vermutete bereits, dass das Gebäude im Laufe der Jahre mit dicken Farbanstrichen vor Feuchtigkeit geschützt werden sollte.
Vorbereitungsarbeiten bewahrheiteten dies und zeigten, dass wahre Schätze zugestrichen waren. Abbeizproben brachten schöne Mosaike, kunstvolle schmiedeeiserne Tragwerke mit auskragenden Säulenkapitellen ans Tageslicht.
Was als Neuanstrich geplant war, entwickelte sich zur umfangreichen und aufwändigen Fassadenrestaurierung. Das Gebäude sollte seine ursprüngliche historische Fassade zurückbekommen. Mit der Durchführung beauftragte Bernd J. Knüppel von KFA Knüppel + Faber Architekten kleinere Betriebe in Hamburg, die über die nötige Erfahrung bei der Restaurierung historischer Gebäude verfügten.
Abgetragen und freigelegt
Die Fassade wurde von allen Altanstrichen befreit. Zum Vorschein kamen Intarsien, Kanneluren, Klinkerflächen, Putzflächen und Gesimse. Die Abbeizarbeiten waren für vier Wochen angesetzt und nahmen letztlich drei Monate in Anspruch. Teilweise in Handarbeit mussten an die sechs Lagen Farbe behutsam abgetragen werden.
Man fand einen sehr porösen Elbsandstein vor, der für norddeutsche Witterungsverhältnisse wenig geeignet ist. Unter den vielen Farbschichten konnte der verwendete Cottaer Sandstein nicht atmen und korrodierte teilweise, bedingt durch die Eiseneinschlüsse.
Ausgebessert und ergänzt
Grün lasierte und gelbe Klinkerflächen und Mosaikflächen wurden gereinigt und neu verfugt, das komplette Fugenwerk überarbeitet und mit Spezialfugenmörtel für Sandstein saniert. Alte Profilierungen wurden aufgenommen, angewitterte, brüchige Steinflächen gereinigt und mit Cottaer Restaurierungsmörtel aufgefüllt und teilweise nachgetönt.
Für die Verblendflächen kam die Schnellfugmasse Ardurit FL zum Einsatz, für die Mosaikflächen als Fein- und Schnellfugmasse Ardurit FS Duschdicht und als Wand-, Putz- und Reparaturspachtel Arduplast F3 von Ardex.
Vorhandene alte Sandsteine konnten ausgebessert werden, stark beschädigte Sandsteine wurden durch neue, in Handarbeit angefertigte Steine originalgetreu ersetzt. Der Steinersatzmörtel M 70 für die Steinergänzungen sowie Spezialfugenmörtel M 110 kam von Jahn International Restaurierungstechnik.
Die Sandsteinwände erhielten zum Schutz Mineralfarblasuren von Keimfarben im Grundfarbton des Cottaer Sandsteins sowie unterschiedliche Farbabstufungen, die den Eindruck natürlicher Verunreinigungen und Oxidationsstufen vermitteln sollen.
Wasserdicht restauriert
Die Fassade ist jetzt wieder Wasser abweisend. Es zeigen sich keinerlei Durchfeuchtungen mehr. Mit besonders licht- und witterungsbeständigen Lascaux-Acrylfarben (Barbara Delheim AG) wurden die Mosaik- und Klinkerflächen sowie die glasierten Klinker in mehreren Farbtönen retuschiert.
Eine Acrylharzauflage betont die Schönheit der Mosaiksteinflächen und schützt sie vor Witterungseinflüssen und Abgasen. Die unmittelbare Nähe der Alster und starker Autoverkehr beanspruchen die Fassade im hohen Maße.
Die Restaurierung erfolgte in zwei Phasen. Beginn war im Juli 2002. Die Fassaden zum Ballindamm und zum Glockengießerwall wurden bis Dezember 2002 fertig gestellt. Dann musste wegen Frostes unterbrochen werden.
Die Restaurierung des Erkers mit den umfangreichen Mosaikarbeiten wurde im Herbst 2003 durchgeführt.
Weitere Informationen
Schnellfugmasse und Spachtel bba 528
Steinersatzmörtel und Spezialfugenmörtel bba 529 Mineralfarblasuren bba 530 Acrylfarben bba 531
Architekturbüro: KFA Knüppel + Faber Architekten, Hamburg Beratende Restauratorin: Regina Schwarzburg, Hamburg
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