Die Versorgung mit Kindergartenplätzen ruht in Deutschland auf zwei Säulen: den öffentlichen und den freien Trägern. Diese Struktur musste in Ostdeutschland nach der Wende erst aufgebaut werden. Dabei engagierten sich besonders die freien Träger, die zahlreiche, ehemals volkseigene Kindergärten übernahmen und durch umfangreiche Modernisierungen an heutige Standards anpassten.
Einer der freien Träger ist die „Volkssolidarität e. V.“ Sie hat in den neuen Bundesländern ein engmaschiges Netz aus sozialen Einrichtungen aufgebaut, das auch 350 Kindertagesstätten wie den „Glückskäfer“ in Chemnitz umfasst.
Das „Glückskäfer“-Gebäude mit L-förmigem Grundriss ist von einem großen Park mit altem Baumbestand umgeben. Im Jahr 1955 wurde das Haus erbaut und anfangs als Dauerheim für Kinder genutzt. Später wurde daraus eine Kinderkrippe für bis zu 60 Kleinkinder. Nach der Wende wandelte es sich zu einer Kindertagesstätte, in der Kinder bis zum Alter von sechs Jahren betreut wurden.
Im Jahr 1997 folgte schließlich die Übernahme durch die „Volkssolidarität e. V.“ Sie fand das Haus in einem desolaten Zustand vor, da an ihm in den vergangenen Jahren nur wenige erhaltende Maßnahmen durchgeführt wurden. Besonders die ursprünglich für eine Feuerung mit Braunkohlebriketts ausgelegte Heizungsanlage war in einem nicht mehr zeitgemäßen Zustand, so dass sie 2001 erneuert wurde.
Während der Arbeiten stellte sich heraus, dass nur noch eine vollständige Sanierung das Gebäude dauerhaft erhalten konnte. Im Inneren des Kindergartens veränderte man dabei Grundrisse, um größere Räume für die Kinder zu erzielen. Das Dachgeschoss wurde ausgebaut und ein großer Balkon wurde zum Wintergarten, der heute als Kinderrestaurant dient. Parallel dazu wurden die Wärmedämmung und der Brandschutz heutigen Standards angepasst, und die Fluchtwege wurden optimiert.
Durch diese Maßnahmen konnte die Kapazität des Kindergartens auf bis zu 80 Kinder, von denen 20 bis zu drei Jahre alt sind, erhöht werden.
Sanitärkonzept für heute
Auch im Sanitärbereich waren umfangreiche Arbeiten nötig, denn die drei alten Räume waren eng und unübersichtlich. Außerdem waren sämtliche Leitungen auf Putz installiert, wodurch bei jeder Nutzung eine entsprechende Geräuschkulisse entstand.
Bei der Modernisierung sollten zwei neue große Sanitärräume entstehen, die Kindern und Personal ausreichende Bewegungsflächen bieten. Die Fachplanung der gesamten Sanitäranlage des Hauses lag in den Händen des Büros Ingenieure Türpe & Flach Partnerschaft aus Chemnitz, das über langjährige Erfahrungen mit Bauvorhaben in Kindergärten und Schulen verfügt. „Bei solchen Projekten ist es bereits in der Planungsphase wichtig, dass bei der Wahl der Ausstattung die verschiedenen Altersstufen der Kinder berücksichtigt werden,“ sagt Dipl.-Ing. Matthias Türpe.
So dient der im EG liegende Sanitärraum derzeit einer Gruppe, die aus 20 Kindern im Alter bis drei Jahre besteht. Deshalb wurden hier zusätzlich ein Wickelplatz, diverse Regale und eine Dusche vorgesehen. Da der Raum über zwei Außenwände mit großzügigen Fenstern verfügt, blieb an den restlichen Wänden nicht genügend Platz zur Montage der umfangreichen Sanitäreinrichtung.
Aber aus statischen Gründen musste in der Raummitte eine Säule verbleiben, deren rechteckige Verkleidung genügend Platz für die Aufnahme von Zuleitungen für das obere Geschoss und die Befestigung von Waschbecken bot.
So wurden an drei ihrer Seiten Waschtische aus der Serie „Renova Nr. 1“ von Keramag in kindgerechten Höhen zwischen 45 und 55 cm angebracht. In Kombination mit einem Seifenspender und einem auf entsprechender Höhe angebrachten Spiegel ist so eine Waschgelegenheit entstanden, an der sich Kinder unterschiedlicher Körpergrößen rundherum wohl fühlen.
Für alle Altersstrukturen
Die Toiletten sind so im Raum positioniert, dass sie vom Wickelplatz aus einsehbar sind und verfügen nur über eine Trennwand ohne Tür.
Dadurch können die Erzieherinnen bei Bedarf Hilfe anbieten. Weitere Lernerfolge erzielen die Kinder, indem sie die Nutzung der WCs von den Größeren abgucken. „Der Bauherr wünschte sich hier die Möglichkeit einer altersunabhängigen Nutzung, damit der Sanitärraum auch in Zukunft für Gruppen mit unterschiedlichen Altersstrukturen geeignet ist,“ erläutert Fachplaner Matthias Türpe. „Deshalb ist jede der drei Kabinen mit einem entsprechenden WC ausgerüstet.“
In der linken Kabine wurde ein WC „Baby“ aufgestellt, dass durch seine geringe Sitzhöhe von nur 26 cm besonders für Kleinkinder geeignet ist, die sich in der Übergangsphase zwischen Töpfchen und echtem WC befinden. Entsprechend ist der Sitzring in Anlehnung an ein Töpfchen geformt, damit die Kleinsten auch auf dem WC sicher sitzen können. Dem Personal verhilft die Wasserspülung zu einer Zeitersparnis, da dadurch eine aufwändige Reinigung nach jeder Nutzung entfällt.
In der mittleren Kabine befindet sich ein Stand-WC aus der Serie „Kind“, das für Kinder im Alter zwischen drei und neun Jahren geeignet ist. Es hat eine Sitzhöhe von 30 cm ohne bzw. 34 cm mit WC-Sitz. Um auch die unterschiedlichen Körpergrößen der Kinder zu berücksichtigen, hat es zwei Standfüße vorne beidseitig neben dem WC-Korpus. Auf ihnen können sich auch kleine Kinder sicher mit den Füßen abstützen, um eine aufrechte Sitzposition einzunehmen.
Wie die Großen
Für ältere Kinder befindet sich in der rechten Kabine ein wandhängendes WC aus der Serie „Kind“. Es unterscheidet sich nur noch durch seine geringeren Maße von einem WC für Erwachsene. Neben diesen Kabinen befindet sich ein weiteres Stand-WC aus der Serie „Kind“. Es ist jedoch nicht durch eine Tür abgetrennt und wird hauptsächlich von Kindern genutzt, die an der Schwelle zur Selbständigkeit stehen und nur noch ein wenig Unterstützung benötigen.
Für die Jungen wurde in einer vierten, ebenfalls mit einer Tür versehenen Kabine ein Urinal montiert. Es stammt aus der Serie „Mondo“ und ist eigentlich für private Gästetoiletten vorgesehen. Seine daraus resultierenden geringen Abmaße lassen auch einen Einsatz in Kindergärten zu, indem es auf einer kindgerechten Höhe von 45 cm angebracht wird. Eine Infrarot-Steuerung übernimmt in diesem speziellen Fall die Spülauslösung. Somit können die älteren Jungen bereits im Kindergarten die Benutzung eines Urinals trainieren und beherrschen diesen Vorgang schon vor der Einschulung.
Waschtische als Mittelpunkt
Der Mittelpunkt dieses Raums wird durch eine eigens konzipierte Waschtischanlage gebildet. Sie ist kreisrund angelegt und ruft dadurch Erinnerungen an einen Brunnen hervor. Die Waschtischplatte, die vier Becken und Teile der Verkleidung bestehen aus dem Mineralwerkstoff „Varicor“. Er kann in jede beliebige Form gebracht werden. In der Kindertagestätte „Glückskäfer“ sollte der Waschtisch zusätzlich mit der farblichen Gestaltung der Handtuchhaken und Bodenfliesen harmonieren. Deshalb wurden die stählernen Rahmenteile, aus denen der Standfuß und die Spiegelhalter bestehen, in Ultramarinblau lackiert.
Zusätzlich wurden alle äußeren Kanten mit großen Radien abgerundet. Auch die Höhe des Waschtischs ist mit 55 cm bis Oberkante Tischplatte auf Kinder mit unterschiedlichen Körpergrößen abgestimmt. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung ist die gegenüberliegende Anordnung der Waschbecken. Sie ermöglicht den Kindern, sich gegenseitig bei der Körperpflege zu beobachten, so dass auch die Kleinsten durch Abgucken bei den größeren Kindern schnell die optimalen Waschtechniken erlernen.
Weitere Informationen
Waschtisch Renova Nr. 1 bba 522 WC Baby bba 523 WC Kind bba 524 Urinal Mondo bba 525 Waschtisch Varicor bba 526
Fachplaner: Ingenieure Türpe & Flach Partnerschaft, Chemnitz
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