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Gestaltung für Budget Design Hotels: regional und doch einheitlich

Neubau und Sanierung von Budget Design-Hotels in Berlin, Zürich und Freiburg
Homogen und doch jeweils anders

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In Berlin, Zürich und Freiburg wurden im vergangenen Jahr drei neue Budget Design Hotels von Motel One eröffnet. Die Innenarchitektur der Häuser wird von einem übergreifenden Designkonzept mit regionaler Interpretation geprägt – was Themenbögen von urbaner Street Art in Berlin bis zur Kuckucksuhr im Breisgau ermöglicht.

Markus Hoeft

Die Innenarchitektur international agierender Hotelketten bewegt sich im Spannungsfeld eines übergreifenden, vom Unternehmen gesetzten Corporate Designs einerseits und einem meist angestrebten lokalen Bezug des einzelnen Hauses andererseits. Der Gast soll in jedem Hotel merken, dass er bei einer bestimmten Hotelmarke eingekehrt ist, aber er sollte im besten Fall auch empfinden, in welcher Stadt und in welchem geographisch-kulturellen Umfeld er dies getan hat.

Ein Beispiel, wie sich die Dialektik von zentraler und lokaler Gestaltung bewältigen lässt, sind drei neue Häuser, die die Budget Design Hotelgruppe Motel One 2017 in Zürich, Freiburg im Breisgau und Berlin jeweils in Citylage eröffnet hat. In Zürich wurde die ehemalige Selnau-Post unter Federführung des Immobilieninvestors Swiss Prime Site (SPS) zu einem Hotel mit 394 Zimmern umgebaut. Freiburg und Berlin sind zeitgemäße Neubauten, die in beiden Fällen wenig attraktive frühere Bürogebäude ersetzen. Das süddeutsche Haus mit 252 Zimmern entstand nach Plänen von Landes & Partner Michael A. Landes Architekten, Frankfurt am Main. Am Alexanderplatz in Berlin zeichnete das Büro GFB Alvarez & Schepers aus Berlin für das Bauvolumen mit 708 Zimmern verantwortlich. Die an Teilen des Berliner Gebäudes verwendete Fassade aus Glasfaserbeton hat bba bereits in Heft 5/18 vorgestellt.

Gestaltung prägt das einzelne Haus

Die Innenarchitektur der Häuser verantworten Interior Designer des Hotelunternehmens selbst, wodurch eine übergreifende und standortunabhängige Formensprache mit hohem Wiedererkennungswert möglich wird: etwa Türkis als Corporate Color oder die in dieser Farbe stets wiederkehrenden Egg Chairs von Fritz Hansen.

Das durchkomponierte Design konzentriert sich auf zentrale Bereiche wie Rezeption, Lounge und Bar, während die Zimmer die Gestaltungsidee deutlich sparsamer fortsetzen. Schon allein deshalb, weil sie vergleichsweise klein sind, was wiederum einer der Gründe für die niedrigen Preise der Budgethotels ist.

Die Gestaltung der öffentlichen Bereiche lässt sich je nach persönlichen Vorlieben sicher sehr verschieden beschreiben: Üppig, verspielt oder sogar überladen wäre die eher kritische Sicht – spannend, intensiv und detailreich der positive Ausdruck. Auf alle Fälle handelt es sich um Innenarchitektur jenseits von jedem Purismus, die aber gerade dadurch einen über die verschiedenen Standorte hinweg geschlossenen Charakter erreicht.

Fashion meets Street Art in Berlin

Damit die Häuser zwar Wiedererkennungswert haben, aber eben nicht gleich aussehen, arbeitet das Hotel bei jedem Objekt – neben internationalen Möbel- und Designunternehmen – mit immer wieder neuen Künstlern oder Handwerkern zusammen, die regionale oder lokale Motive mit individuellen Assoziationen in das Interieur integrieren.

Im Berliner Haus gab es beispielsweise eine Kooperation mit dem italienischen Möbelhersteller Moroso, Modedesign-Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin sowie dem Künstlerkollektiv KLUB7. Das Design-Thema „Fashion meets Street Art“ ist inspiriert von Berlins Streetwear und der im öffentlichen Raum Berlins inszenierten Kunst.

Die Lobby und Lounge im Erdgeschoss wurden mit bunten, fashionorientierten Möbeln des italienischen Labels Moroso ausgestattet, das seit mehr als 65 Jahren für ausgefallene Farben, Formen und Materialien steht. An der Wand finden sich Design- und Entwurfsideen für Mode der HTW-Studentinnen Jana Steiger und Anabel Fiebelkorn, die sich mit diesen Projekten in einem Wettbewerb für angehende Modedesigner durchsetzen. Komplettiert wird die Wandgestaltung hinter der Rezeption durch ein großflächiges Kunstwerk der Urban Art-Künstler von KLUB7 , das Details des großen Wandbildes auf dem Hof vom gleichen Künstlerkollektiv aufnimmt und das Thema Modedesign mit Abstraktionen von Schnittmustern und Collagen aufnimmt.

Tradition und Moderne in Freiburg und Zürich

Mode und Design – wie in Berlin – sind schon aus sich selbst heraus zeitgemäße und dankbare Themen für die Innenarchitektur. Dass das Konzept aber auch mit traditionelleren Motiven funktionieren kann, beweisen die Häuser in Zürich und Freiburg. Im Breisgau lag es nahe, die umgebende Landschaft und den Schwarzwald als Assoziationsraum zu nutzen. Böden aus Naturstein und Eiche, silbrig beschichte Wände, die an den Silberbergbau im Schwarzwald erinnern oder auch der einem aufgeschnittenen Baumstamm nachempfundene Teppich „Woodheart“ von Floor to Heaven sind Elemente dieses Designs, das von einer sanften Lichtgestaltung mit Lampen auch von Fritz Hansen sowie Mobiliar der Marken Baxter, B&B Italia und Moroso komplettiert wird. Den regionalen Aspekt betonen außerdem die Tapeten der Zimmer nach Grafiken des Freiburger Illustrators Tillmann Waldvogel oder die 13 Unikate handgefertigter Kuckucksuhren von Christophe Herr. Designobjekte, wie man sie sich traditioneller kaum vorstellen kann, werden hier in einem überraschenden Zusammenhang neu interpretiert.

Die Züricher Gestaltung ist vor allem von der Alpenlandschaft, dem Zürichsee und der Schweizer Schokolade inspiriert. Hinter der Rezeption wird das Alpenpanorama in elegantem Gold visualisiert und die Materialität dann über der Decke der Theke mit einem ebenfalls goldenen „Schokoladenpapier“ fortgesetzt. Die Bar ist insgesamt eine Hommage an die Schokoladenfarben von Vollmilch über Karamell bis hin zu Zartbitter. Die Verkleidungen der Bar erinnern an Schokostückchen, lederbezogene Barhocker von Baxter mit goldenen Füßen, eigens angefertigte Pendelleuchten in Form von Schokotropfen sowie wie Schichtpralinen anmutende Hocker und Ledersofas runden das Thema ab.

Stärker dem See ist der Frühstücksbereich gewidmet, wo in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bootsbauer Boesch technische Details des Handwerks mit goldenen Original-Schiffsschrauben und Bootsmodellen inszeniert werden.

Die Beschreibung der drei Häuser lässt ahnen, welch weiten Spannungsbogen zwischen Tradition und Moderne die Innenarchitektur von Motel One abdeckt. Die Bilder zeigen aber auch, dass das Unternehmen trotz aller Unterschiedlichkeit ein geplantes und in sich geschlossenes Konzept umsetzt. Nicht jedes Detail darin wird jedermann gefallen, aber der Kombination aus übergreifender Gestaltung und regionalen Interpretationen im Rahmen von – mittlerweile über 60 – europaweiten Budget Design Hotels kann man seinen Respekt kaum versagen.

www.klub7.de

Architekten:

Motel One Freiburg:

Michael A. Landes Architekt BDA, Landes & Partner, Frankfurt am Main

www.landes-partner.de

Motel One Berlin Alexanderplatz:

GFB Alvarez & Schepers, Berlin

www.gfb-berlin.de


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