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Autark in den Bergen

Wiederaufbau der Krinner-Kofler-Hütte in Mittenwald
Autark in den Bergen

Dipl.-Ing. Jola Horschig, Journalistin, Springe / red.

Im westlichen Karwendelgebirge steht in 1 407 m üNN auf der Vereiner Alm die Krinner-Kofler-Hütte. Den Namen erhielt sie im Gedenken an die beiden Mittenwalder Bergsteiger Matthias Krinner und Hannes Kofler, die 1932 im Mont-Blanc-Massiv tödlich verunglückten.
Das Gebäude liegt – ungefähr drei Gehstunden von Mittenwald entfernt – im Naturschutzgebiet Karwendel am Rande eines Lawinengebietes und ist nur in den Sommermonaten erreichbar. Die unbewirtschaftete Selbstversorgerhütte, die vom Deutschen Alpenverein, Sektion Mittenwald, betreut wird, steht Bergsteigern und Wanderern daher ausschließlich in der Zeit vom 1. Juni bis 15. September zur Verfügung.
Im Frühjahr 2000 zerstörte eine gewaltige Lawine das 1952 errichtete Haus. Doch bereits kurze Zeit nach dem Unglück fiel die Entscheidung, das Gebäude wieder aufzubauen. Die neue Hütte steht jetzt an einem anderen, lawinensicheren Ort, bietet im Innern mehr Platz und ist außerdem komfortabler eingerichtet. Sie verfügt über eine Hauptnutzfläche von ca. 210 m² und eine Nebennutzfläche von ca. 54 m². Die Aufenthalts- und Waschräume liegen im Erdgeschoss, die Schlafräume für max. 30 Personen im Dachgeschoss. Das Gebäude ist teilweise unterkellert und bietet hier Platz für Lager- und Technikräume.
Material und Konstruktion
Der Neubau ist als Niedrigenergiehaus mit baubiologisch unbedenklichen Materialien errichtet. Kellerwände und -decke bestehen aus Stahlbeton. Bei den Außenwänden handelt es sich um eine Holzständerbauweise mit außen liegender Zusatzdämmung. Auf der Innenseite haben die Wände – in Abhängigkeit der Nutzung – entweder eine Beplankung mit Holzwerkstoffplatten oder Echtholz erhalten. Als Fassade kam eine vorgehängte, hinterlüftete Brett-Leisten-Schalung aus Lärche zum Einsatz. Die Innenwände sind in Holzständerkonstruktion mit innenliegender Dämmung und beidseitiger Bekleidung mit Holzwerkstoffen ausgeführt. Der Fußbodenaufbau besteht im Erdgeschoss aus Wärme- und Trittschalldämmung sowie einem Zementestrich mit keramischem Belag. Die Decke zum Dachgeschoss ist als Holzbalkendecke ausgeführt und von der Unterseite mit Holzwerkstoffplatten bekleidet. Auf der Oberseite kamen OSB-Platten, Holzfaserdämmplatten als Trittschallschutz sowie ein Bodenbelag aus OSB-Platten zum Einsatz.
Bedachung
Beim Dachstuhl handelt es sich um ein Pfettendach mit Zwischensparrendämmung aus Mineralwolle und raumseitiger Bekleidung aus Fichte. Wegen der hohen Schneelasten war eine harte Bedachung erforderlich, die sich auch farblich der Umgebung anpassen musste.
Bauherr und Architekt entschieden sich daher für das Titanzink von Rheinzink. Dieser zu 100 % recycelbare Baustoff weist eine außergewöhnliche Langlebigkeit auf und bedarf dabei keinerlei Wartung – ein Aspekt, der bei der Krinner-Kofler-Hütte eine wichtige Rolle spielte.
Seine Eigenschaften erhält das Material durch die Schutzschicht aus basischem Zinkkarbonat, die materialtypische Patina, die durch die natürliche Bewitterung entsteht. Außerdem ist die Oberfläche selbstheilend, behält ihre farbliche Schönheit und gleicht mechanische Beschädigungen natürlich aus.
Für Gebäude, bei denen – wie hier auf der Vereiner Alm – bereits von Beginn an das „fertige“ Bild der patinierten Oberfläche gewünscht wird, entwickelte der Hersteller die Technik der „Vorbewitterung“. Das besondere Beizverfahren ermöglicht die kontrollierte Steuerung des Oberflächenbildes: Farbe und Struktur der Oberflächenqualität „vorbewittert pro“ gleichen der einer natürlich bewitterten Oberfläche.
Haustechnik
Die Krinner-Kofler-Hütte liegt in unwegsamem Gelände und könnte nur mit großem finanziellen und baulichen Aufwand an die öffentlichen Versorgungsnetze angeschlossen werden. Aus diesem Grund ist der Neubau mit einer autark funktionierenden Haustechnik ausgestattet. Als Trinkwasser dient Quellwasser, das an der Hauptzuleitung in einer speziellen Anlage mit keimtötendem UV-Licht behandelt wird.
Die Reinigung des Abwassers erfolgt über eine biologische Kleinkläranlage. Anschließend sickert das Wasser über einen Schacht, der zur weiteren Reinigung mit einer abgestuften Kies- und Sandfüllung versehen ist, in den Untergrund.
Auch die Versorgung mit Strom erforderte auf Grund der Insellage eine eigenständige, wartungsarme und zuverlässig funktionierende Technik. Als ideale Lösung bot sich das Photovoltaik-System ebenfalls von Rheinzink an, denn es verbindet die Vorteile der Titanzinkbedachung mit der ortsunabhängigen Nutzung der Solarenergie.
Zu den weiteren Pluspunkten zählen der flache Aufbau und das geringe Flächengewicht von Rheinzink-Solar PV. Die leistungsfähigen Dünnschicht-Photovoltaik-Module werden bereits im Werk vollflächig auf den einzelnen Scharen fixiert und benötigen keine zusätzlichen Befestigungselemente.
Durch diese Technik sind sie in die Dachoberfläche integriert und bieten Wind, Schnee und Eis keine Angriffsfläche. Das hat bei der Berghütte neben der autarken Stromversorgung den enormen Vorteil, dass die Module nicht – wie die aufgeständerten Elemente bei anderen Berghütten – vor dem Winter demontiert werden müssen. Die Fixierung der Dünnschicht-Module ist in Langzeitklimatests geprüft und besitzt eine hohe Festigkeit sowie hervorragende Feuchte- und Medienbeständigkeit.
Die eingesetzten Solarzellen wandeln das Sonnenlicht in Gleichstrom um und zeichnen sich durch die Triple Junction Technologie auch bei diffusem Licht und geringer Sonneneinstrahlung durch hohe Energieerträge aus. Ein weiterer Vorteil: Die Module besitzen den Farbton der Dacheindeckung und fügen sich somit in das gestalterische Gesamtkonzept ein.
Bei der Krinner-Kofler-Hütte wurden auf der Südseite des Satteldaches 36 Module Solar PV Stehfalz „vorbewittert pro“ in Schiefergrau mit einer Neigung von 26° verlegt. Sie erzeugen auf einer Fläche von 130 m² eine Energie von 2 304 kWh, die über Generatoranschlusskästen, DC-Schalter und Laderegler in Solarbatterien gespeichert werden. Die Einspeisung in das Leitungsnetz der Hütte erfolgt über einen Wechselrichter 48 Volt Gleichstrom/230 Volt Wechselstrom. Durch diese Spannungsänderung ist es möglich, in der Hütte stromsparende Elektrogeräte einzusetzen.
Über eine Heizung verfügt die Hütte nicht. Lediglich der Aufenthaltsraum im Erdgeschoss ist mit einem Warmluftofen für die Befeuerung mit Holz ausgestattet. Der vorbeugende Brandschutz des Gebäudes zielt auf die Rettung von Personen. Als grundsätzliche präventive Maßnahme herrscht in der Hütte ein generelles Rauchverbot.
Weitere Informationen
Zinkdach „vorbewittert pro“ bba 574 Photovoltaik-Module bba 575
Architekt + Fachplanung Gebäudetechnik: Holzer + Hoiß, Michael Holzer, Architekt VDA, Kochel am See
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