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Infraleichtbeton für Neubau eines Einfamilienhauses in Freising

Infraleichtbeton für Neubau eines Einfamilienhauses in Freising
Innovative Leichtigkeit

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Als Bauherr und Planer in Personalunion hat der Architekt Reinhard Fiedler ein Wohnhaus für sich und seine Familie in Freising errichtet. Für den Bau der massiven einschaligen Wände entschied er sich für Infraleichtbeton. Der Hochleistungsbaustoff sorgt für die gewünschte Sichtbetonoptik – bei gleichzeitig guten Dämmwerten.

Anforderung:

Sichtbetonwände, die ohne zusätzliche Wärmedämmung auskommen

Lösung:

Hochwärmedämmender Infraleichtbeton mit einer Trockenrohdichte von nur 700 kg/m³


Susanne Ehrlinger | vs

Das „Projekt f2“ steht auf einem Grundstück am Ortsrand, flankiert von einem steilen Hang und mit freiem Blick in ein unverbaubares Naturschutzgebiet. Der Baugrund erforderte zunächst eine aufwändige Hangsicherung mit Bohrpfählen. Nun schmiegt sich das zweigeschossige Einfamilienhaus vor die bewaldete, steil aufragende Kulisse. Gemeinsam mit der Garage und einem schmalen, verbindenden Riegel rahmt es den einladenden Eingangsbereich. Während das Erdgeschoss aus Infraleichtbeton ohne zusätzliche Dämmschicht besteht, wurde das Obergeschoss als aufgesetzter Ziegelbau realisiert.

Leichtbeton

Durch seine Authentizität und die Möglichkeit, damit monolithisch zu bauen, entspricht Leichtbeton den gestalterischen Vorstellungen vieler Architekten – und wird immer häufiger verwendet.

Bei modernen Leichtbetonen wird die im Vergleich zu Normalbeton geringere Rohdichte durch leichte Gesteinskörnungen sowie Zuschlagstoffe wie Bims, Blähton oder Blähglas erreicht. Auf diese Weise können Trockenrohdichten von 800 bis 2 000 kg/m3 (DIN 1045) statt der üblichen 2 000 bis 2 600 kg/m3 realisiert werden. Die Zuschlagstoffe und die guten Eigenschaften des Betons sorgen dafür, dass er wärmedämmend wirkt und nicht brennbar ist (Brandschutzklasse A1 nach DIN 4102). Leichtbetone von Herstellern wie z.B. Heidelberger Beton sind zudem nach DIN EN 206-1/DIN 1045-2 in den Festigkeitsklassen LC 8/9 bis LC 80/88 lieferbar – und stehen Normalbeton fast in nichts nach.

Eine Wand – ein Material

Das Erdgeschoss des Freisinger Einfamilienhauses f2 wurde aus 50 cm dicken Wänden aus Infraleichtbeton errichtet. Dessen Trockenrohdichte liegt sogar noch unter derjenigen von Leichtbeton. Aufgrund seines hohen Porengehalts verfügt der Hochleistungsbaustoff über hervorragende Wärmedämmeigenschaften und sorgt für ein gutes Raumklima, weil Feuchtigkeitsschwankungen ausgeglichen werden.

Beim Projekt f2 zeigt sich die Materialität der massiven Wände nicht nur außen, sondern prägt auch den Raumeindruck im Inneren. Während sich an der Außenfassade der Abdruck einer individuell gefertigten Holzschalung zeigt – durch leicht versetzt angeordnete Bretter alternierend vor und zurückspringend –, entschied sich Architekt Fiedler innen für eine glatte Schalung, bei der sich gleichwohl die charakteristische Lebendigkeit des Betons prägnant abzeichnet. Bei Berührung wirken die Wände samtig rau und gleichzeitig warm. Eine Dämmung ist bei dieser Wand nicht erforderlich.

Dezidierte Detailplanung

Wie jeder Sichtbetonbau erfordern auch Projekte mit Infraleichtbeton eine besondere Sorgfalt bei Planung und Ausführung – und Baubeteiligte, die sich dessen bewusst sind. Architekt Fiedler hatte Lust auf eine dezidierte Detailplanung. „Man kann bei einem Sichtbetonbau, etwa beim Einbau von Fenstern in die Laibungen, nichts mehr nachträglich kaschieren, da muss alles auf Anhieb passen“, so der Architekt.

Mit der Bauausführung des Einfamilienhauses in Freising waren denn auch Experten befasst, die sich im Bauen mit Infraleichtbeton bereits auskannten. Das Bauunternehmen Adldinger aus Kranzberg konnte dabei auf eine gutachterlich geprüfte Beton-Rezeptur zurückgreifen, die Heidelberger Beton in mehreren Versuchen und unter Mitwirkung von Experten der Universität der Bundeswehr München (UniBW) entwickelt hatte.

Objektspezifische Rezeptur

Mit 700 kg/m³ bei einer Druckfestigkeit  8 N/mm² verfügt der hochwärmedämmende Infraleichtbeton für das Haus f2 über eine noch geringere Rohdichte als Leichtbeton. Das Verdichtungsmaß bei dieser Rezeptur entspricht der Klasse C4. Um eine niedrige Wärmeleitfähigkeit von λ  0,185 W/mK zu erzielen, wurden dem Beton ein Blähglasgemisch (Liaver) und Blähton (Liapor) zugeführt. Notwendig war außerdem ein fein abgestimmtes System aus Zusatzmitteln und Zusatzstoffen von Sika sowie ein spezielles Zement- und Bindemittelgemisch. Damit war die Rezeptur auf die zu erwartende Hydratationswärmeentwicklung in den 50 cm starken Wänden abgestimmt.

„Mit dem Heidelberger Infraleichtbeton konnten wir das positive Tragverhalten des Betons, seine typische Sichtbetonästhetik und seine hochwärmedämmenden Eigenschaften in einem neuen innovativen Produkt vereinen“, erklärt Dr. Robert Lukas, Leiter Qualität Gebiete München und Niederbayern bei Heidelberger Beton. „Unser Infraleichtbeton erlaubt dem Planer und Architekten eine Vereinfachung der Konstruktion und eine freiere Gestaltung der Außenwände.“

Zustimmung im Einzelfall

Die Begeisterung für sein Projekt ist Architekt Reinhard Fiedler beim Rundgang durch das fertige Haus anzumerken. Der Bau ist auf die wesentlichen Elemente Holz, Beton und Glas fokussiert. Die Bauweise ist offen und schlicht; ihre Raffinesse zeigt sich jedoch in vielen sorgfältig geplanten Details – und nicht zuletzt an der innovativen Bautechnik.

Auf der Suche nach Werkstoffen, mit denen sie ihre ästhetischen Vorstellungen umsetzen können, treiben Architekten wie Reinhard Fiedler mit spannenden Entwürfen die Entwicklung moderner Baustoffe voran. Für Bauten aus Leichtbeton mit Rohdichten unter 800 kg/m³ und/oder einer Druckfestigkeitsklasse  LC12/13 müssen Architekten derzeit allerdings noch eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) einholen. Das hält viele nicht davon ab, sich diesem Baustoff mit Begeisterung zu widmen, wie die steigende Anzahl bemerkenswerter, teils preisgekrönter Bauten zeigt.

Kein großer Aufwand sei die erforderliche Einholung der nötigen Zustimmung im Einzelfall für seinen Leichtbetonbau durch die Oberste Baubehörde gewesen, erinnert sich Architekt Fiedler. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Materialien so weiterentwickelt werden, dass man einfach und effektvoll bauen kann.“


Bauherr: Reinhard Fiedler

Architekten: Fiedler + Partner, Freising
www.fiedler-und-partner.de

Baufirma: Adldinger, Kranzberg

Standort: Freising


Architekt Reinhard Fiedler: „Man kann bei einem Sichtbetonbau nichts mehr nachträglich kaschieren, da muss alles auf Anhieb passen.“


Dr. Robert Lukas, Heidelberger Beton: „Unser Infraleichtbeton erlaubt dem Planer und Architekten eine Vereinfachung der Konstruktion und eine freiere Gestaltung der Außenwände.“


Infraleichtbeton

Infraleichtbeton ist ein innovativer Hochleistungsbaustoff mit gleichzeitig tragenden und wärmedämmenden Eigenschaften.

Es handelt sich dabei um einen gefügedichten Leichtbeton, der die Festigkeits- und Rohdichteklassen der DIN 1045-2 unterschreitet und dessen Verwendung deshalb eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) erfordert.


Trockenrohdichten

Im Vergleich zu Normalbeton verfügen moderne Leichtbetone über deutlich geringere Trockenrohdichten von 800 bis 2 000 kg/m³ (DIN 1045) statt der üblichen 2 000 bis 2 600 kg/m³.

Die Trockenrohdichte von Infraleichtbeton liegt sogar noch unterhalb 800 kg/m³ (lat. infra „unterhalb“). Aufgrund seines hohen Porengehalts verfügt er über hervorragende Wärmedämmeigenschaften. Im Fall von Haus f2 wurde z.B. eine Wärmeleitfähigkeit von λ  0,185 W/mK erreicht.


Mehr zum Thema

  • bba-online Dossier Beton (PDF-Download)

www.hier.pro/bba-dossier-beton

  • Buchtipp: Infraleichtbeton – Entwurf, Konstruktion, Bau. Erschienen beim Fraunhofer IRB Verlag.

www.hier.pro/infraleichtbeton-buch

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