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Wohnkomfort hat Priorität

Passivhaus am Vorarlberg
Wohnkomfort hat Priorität

Jörg Pfäffinger / red.

Energieoptimierte Holzhäuser sind für das Vorarlberger Architekturbüro Bereuter Planungsalltag. Das hier vorgestellte Objekt ist das erste Passivhaus aus seiner Hand.
Ursprünglich sollten es zwei Einfamilienhäuser werden, jedoch war Richard Bereuter der Ansicht, ein Doppelhaus sei auf einem Grundstück von 1 300 m² die bessere Wahl. Die Bauherren schlossen sich seiner Empfehlung an, obwohl, so Bereuter, in ländlichen Gegenden für manche selbst das Zweifamilienhaus schon suspekt sei.
„Man kann recht gut nachweisen, dass man auch bei einem Zweifamilienhaus mindestens die Qualitäten des Einfamilienhauses bekommt, wenn das Konzept entsprechend ausgelegt ist. Bei diesem Objekt entschloss ich mich zu einer Schaffung von Privatheit durch möglichst große Distanz der wind- und sichtgeschützten Terrassen und Verlagerung der Garagen und Eingangssituationen nach außen hin“, so Bereuter.
Klimaschutz
Klimaschutz sei ein wichtiges Argument für die Entscheidung zum Passivhaus-Standard gewesen, erinnert sich der Architekt, aber auch der Wohnkomfort habe bei den Forderungen der Bauherren-Familien ganz oben gestanden.
Besonders habe man das ganzjährig angenehme Raumklima, die konstante Innentemperatur und die optimale Luftqualität im Kopf gehabt.
Im Sommer werden durch den Erdreichwärmetauscher und kontrollierte Lüftung wohnlich-niedrige Innentemperaturen erreicht – ohne konventionelle Klimaanlage.
Der Baustoff Holz schließlich ist für den Architekten sinnvoll, da das Material in der Umgebung verfügbar ist und ökologischen Ansprüchen genügt.
Schallschutz
Schallschutz ist besonders bei einem Zweifamilienhaus aus Holz zentrales Thema und gilt als ein Prüfstein für Bauqualität.
Um den beiden Familien ein ruhiges Auskommen miteinander zu sichern, plante Bereuter eine Haustrennwand in zweischaliger massiver Bauweise mit einer Mineralfaserdämmung dazwischen. Diese Trennung geht bis in den Keller, er ist massiv und liegt außerhalb der gedämmten Hülle.
Es gibt zwei Möglichkeiten, in den Keller zu kommen: Im Norden liegt die Tür eines äußeren Abgangs. Gleichzeitig kann man von innen aus der thermischen Hülle in den Keller kommen – mit allen Nachteilen, die eine derartige Lösung generell mit sich bringt.
Hier helfen aufwändige Details, Wärmebrücken zu minimieren. So wurde die Decke der Stiege zur thermischen Hülle und erforderte dort in Bezug auf Luftdichtheit ein recht hohes Maß an Aufmerksamkeit.
„Trotzdem war es meines Erachtens richtig, diesen technischen Mehraufwand und die Anforderungen an die Ausführenden zu verlangen, weil es ein Komfort ist, unmittelbar aus dem Wohn- in den Kellerbereich gelangen zu können, der auch als Fitnessbereich und als Lagerraum für Vorräte genutzt wird. Das gehört zur Qualität eines Einfamilienhauses“, erläutert Bereuter.
Ein weiteres Schallschutzdetail des Holzhauses besteht in der massiven Decke zwischen Erd- und Obergeschoss. Dies ergibt dort mehr Masse und vor allem höhere Luftschalldämmung.
Konstruktion
Die schwere Geschossdecke ruht auf 8 x 8 cm Stahlsäulen, daher ist die Holzkonstruktion der Außenwände statisch nicht belastet. Für den Holzbauer stellte diese Ausführung laut Bereuter kein Problem dar, sie verlangte einfach hohe Genauigkeit des Baumeisters beim Aufstellen der Säulen und der Betondecke.
Die Holzbauhülle geht über zwei Geschosse und ist mit 24 cm und 10 cm Steinwolle gedämmt. Die Luftdichtheit wird dampfdiffusionstechnisch durch eine Folie zwischen den Stahlstützen und der Holzkonstruktion erreicht.
Das Dach ist eine hinterlüftete Multibox-Konstruktion mit 36 cm Steinwolledämmung und einem hochwertigen Unterdach, 3 Grad geneigt und blechgedeckt.
Dazu Bereuter: „Die Argumentation war die hohe Sicherheit gegenüber einem reinen Flachdach. Wir haben eine Konstruktion, die im Prinzip aus zwei Dächern besteht, der Blechdeckung als Dachhaut und darunter ein Unterdach, wie es im Steildachbereich -nicht aber im Flachdachbereich- üblich ist. Ein Schaden im Flachdach führt besonders bei Holzkonstruktionen zu umfangreichen Schäden im Haus. Das wollten wir mit der gewählten Ausführung vermeiden.“
Kontrollierte Lüftung
Das Haus weist in jeder Wohneinheit eine kontrollierte Lüftungsanlage (Maico-Aerex) mit einer Kompaktwärmepumpe auf. Die Warmwasserbereitung wird durch je eine 8 m2 Solaranlage unterstützt, der Warmwasserspeicher wird bei Bedarf mit einem Elektroheizstab erwärmt. Auf Wunsch der Bauherren befinden sich in beiden Gebäuden Fußbodenheizflächen von 1,5 bis 2 m². Dipl. Ing. Bereuter nennt als wesentliche Kriterien des Passivhauses die kompakte Gebäudekubatur, wärmebrückenfreies Bauen, optimierte Dämmung sowie Luftdichtheit.
Letztere war durch Detailarbeiten bei den Abdichtungen im Bereich der Stahlsäulen mit 0,7 h-1 etwas über dem normalen Niveau. Dazu Bereuter: „Im Außenbereich, unmittelbar hinter der Ebene mit den Stahlsäulen ist die Dampfbremse hinterlegt. Die Holzelemente vom Zimmermeister verlaufen über zwei Geschosse als ein Element und sie wurden angedockt an die Decke mit den Stahlsäulen. Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, vor dem Aufstellen der Stahlsäulen die Dampfbremse auf der Erdgeschossdecke einzulegen und nicht danach.“
Weiter erschwerte der Winter die Abdichtungsarbeiten beim Fenstereinbau. Auch die hier erstmals verwendeten sehr großen Hebe-Schiebetüren von Sigg weisen eine reduzierte Dichtheit auf, was allerdings von Anfang an bekannt war. Der Hörbranzer Fensterhersteller lieferte auch die Passivhaus-tauglichen Holzfenster, deren Rahmen mittels Luftkammern gedämmt und vom Passivhaus Institut zertifiziert sind. Die Holz-Alufenster mit Dreifachverglasung sowie luftkammergedämmtem Rahmen weisen einen Uw-Wert von 0,80 W/m²K für das Gesamtfenster auf, während die Verglasung sogar einen U-Wert von 0,70 W/m“K hat.
Abschließende Bemerkung von Dipl. Ing. Bereuter zum Thema Luftdichtheit: „Wir bauen ja Gebäude nicht, um luftdicht zu sein, sondern um sie zu bewohnen und sich darin wohl zu fühlen. Das ist entscheidend. Was man an thermischen Qualitäten bietet, muss im Hintergrund ablaufen.“
Weitere Informationen
Holz-Alufenster bba 504 Kompaktaggregate mit
Wärmepumpe bba 505
Architekt: Richard Bereuter, Doren, Vorarlberg
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