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Wohngesund auch im Büro

Neubau eines Passivhaus-Bürogebäudes in Herzogenaurach
Wohngesund auch im Büro

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In Herzogenaurach wurde ein Bürohaus im Passivhausstandard mit umweltfreundlichen, regenerativen Baustoffen gebaut– alle vorher auf gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft. Der Innenausbau erfolgte mit spezieller Gipsfaser-Platte, die über eine beidseitige Beschichtung Schadstoffe aus der Raumluft aufnimmt und in unschädliche Stoffe umwandelt.

Umweltmediziner beobachten bei Menschen, die in Büroräumen arbeiten, dass sich diese nach längerem Aufenthalt am Arbeitsplatz krank fühlen. Beschwerden wie Kopfschmerzen, tränende Augen, gereizte Schleimhäute und Müdigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten fließen in den Begriff „Sick-Building-Syndrom” (SBS) ein. Bei den Ursachen tritt die Forschung seit Jahren auf der Stelle. Als Auslöser wird eine erhöhte Schadstoffkonzentration am Arbeitsplatz vermutet.

Grund für Herbert Bucher und Petra Hüttinger, Geschäftsführer des Architekturbüros passivhaus-eco in Herzogenaurach, beim Neubau ihres im Passivhausstandard geplanten Bürogebäudes neben dem energieeffizienten Schwerpunkt das Thema Wohngesundheit in den Vordergrund zu stellen. Maßgeblich für ihre Planung waren strenge wohngesundheitliche Vorgaben des Sentinel Haus Instituts (SHI), das für den Hausbau klar definierte und überprüfbare Regeln entwickelt hat und so vor unerwünschten Schadstoffen schützt. Demnach werden sämtliche für die Raumluft relevanten Baustoffe vor Verarbeitung auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit hin untersucht.
Der Check bezieht sich auf ihre Zusammensetzung und auf mögliche gesundheitsschädliche Emissionen. Sind bei dem Einsatz eines Baustoffes gesundheitliche Schäden nicht auszuschließen, werden gleichwertige, aber emissionsarme Alternativen empfohlen. Die Einhaltung des Konzeptes wird betreut und überwacht von Experten des Sentinel Haus Instituts. Nach Fertigstellung des Gebäudes bestätigen Raumluftmessungen durch einen unabhängigen Sachverständigen die Beachtung der strengen Kriterien.
Planerische Herausforderung
Entstanden ist ein ebenerdiges, asymmetrisch angelegtes Haus, das unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten bietet. Im konkreten Fall war die Einrichtung eines Büros geplant, es kann jedoch auch für Wohnzwecke ausgebaut werden. Der große helle, barrierefrei ausgestattete Innenraum gibt den Blick ins Dach frei. Er wird unterteilt durch zwei trapezförmige Einbauten für Bad und Technikraum. Speziell entworfene Möbel ergänzen die klare und kantige Formensprache des Baukörpers. Dem Architekten ist die ökologisch und ökonomisch sinnvolle Nachverdichtung eines am Stadtrand von Herzogenaurach gelegenen Grundstücks gelungen.
Eine besondere Herausforderung war das kleine Volumen des Gebäudes mit gleichzeitig ungünstigem A/V-Verhältnis, das auf die spezifischen Gegebenheiten des nur rund 650 m² großen Grundstücks sowie auf die Vorgaben des Bebauungsplanes zurückzuführen ist. „Bei Gebäuden unter 100 m²“, erklärt Herbert Bucher, „ist es kaum möglich, den Passivhausstandard zu erfüllen.“ Die Realisierung gelang mit einer sorgfältig ausgeführten luftdichten Gebäudehülle, deren Qualität bei Luftdichtheitsmessungen mit Werten von n50 = 0,05/h bestätigt wurde. Zum Vergleich: Der für ein Passivhaus geforderte Wert liegt bei n50 = 0,60/h. Gleichzeitig verfügen alle Außenbauteile über einen sehr guten Wärmeschutz mit U-Werten von unter 0,1 W/(m²K).
Energetisches Konzept
Hinzu kommt ein energetisches Konzept, das weitgehend auf erneuerbaren Energien basiert. Ein Passivhauskompaktgerät mit Wärmepumpe und Lüftungsanlage mit passiver Wärmerückgewinnung sorgt für frische Luft und liefert gleichzeitig die benötigte Energie für Heizung und Warmwasser. Geheizt wird über eine Flächenheizung im Fußboden. Stromeffiziente Elektrogeräte und die ausschließliche Beleuchtung mit energiesparenden LED-Lampen, die bei Bedarf unterschiedliche farbliche Akzente setzen, reduzieren den Energieverbrauch. Der verbrauchte Strom stammt zu 100 % aus erneuerbaren Energien: Auf dem Dach eines bereits früher auf dem Grundstück erstellten Gebäudes konnte eine nach Süden ausgerichtete Photovoltaikanlage mit jährlicher Leistung von ca. 8 300 kWh installiert werden. Dem steht ein Verbrauch von rund 2 186 kWh gegenüber, der das Passivhaus gleichzeitig als Plusenergiehaus ausweist. Eine nachhaltige Entwässerungstechnik mit Regenwasserzisterne und sickerfähig ausgeführte Wege runden das ökologische Konzept ab.
Geprüfte Baustoffe
Zum energetischen Konzept passt der konsequente Einsatz von umweltfreundlichen und regenerativen Baustoffen. Die Bodenplatte wurde mit Glasschaumschotter aus Recyclingglas gedämmt. Wand- und Dachkonstruktion bestehen aus großformatigen massiven Brettsperrholzelementen. Sie wurden komplett im Werk vorgefertigt und vor Ort montiert, was die Bauzeit deutlich verkürzt. Das hier eingesetzte Holz stammt ebenso wie die Hölzer für die selbstentworfenen Möbel und die Eichendielen des Fußbodens aus nachhaltiger Forstwirtschaft mit FSC- und PEFC-Siegel. Alle übrigen eingesetzten Baustoffe sind vom Sentinel Haus Institut empfohlen oder wurden von natureplus bzw. vom Kölner UL eco-institut zertifiziert.
Die Dämmung der Gebäudehülle erfolgte mit Zellulose bzw. Holzweichfaserplatten. Sowohl Fassade als auch das Dach wurden komplett mit einer hinterlüfteten Konstruktion aus Steckgitterelementen aus changierendem rostrotem Kortenstahl bekleidet.
Im Inneren wurden Wände- und Decken mit der Gipsfaser-Platte Fermacell greenline in 10 mm Dicke beplankt. Die Platten wurden wirtschaftlich mit Klammern direkt in der Wandkonstruktion aus Brettsperrholzelementen befestigt.
„Wohngesundheit,“ erklärt Herbert Bucher, der bei diesem Objekt nicht
nur Planer, sondern auch Bauherr ist, „ist für uns ein wichtiges Thema. Deshalb haben wir uns für diesen Wandaufbau entschieden. Er gewährleistet nach unserer Einschätzung ein Minimum an schädlichen Emissionen.“
Das Holz der Wandkonstruktion stamme aus nachhaltiger Forstwirtschaft. „Und auch die Fermacell Platten sind von Natur aus emissionsarm,“ stellt Bucher fest, „da sie in einem umweltfreundlichen Verfahren ausschließlich auf Basis von natürlichen Materialien hergestellt werden.“ Die Umweltverträglichkeit der Fermacell Gipsfaser-Platten (recyceltes Papier, Gips und Wasser) wird vom Kölner UL eco-Institut bestätigt. „Fermacell ist aufgrund der baubiologisch unbedenklichen Produkte Partner des Sentinel Haus Instituts,“ weiß Bucher, „insofern hätten wir das Objekt auch mit herkömmlichen Gipsfaser-Platten von Fermacell bauen können.“ Er habe sich jedoch bewusst für den Einsatz von greenline entschieden, da der Hersteller damit die ökologischen Qualitäten seiner Produkte konsequent weiterentwickelt habe.
Die neue Gipsfaser-Platte bindet über eine spezielle, beidseitige Beschichtung mit einem natürlichen Wirkstoff, der auch in Schafwolle vorkommt, Schadstoffe aus der Raumluft. Der Wirkstoff ist dauerhaft aktiv, auch unter Endbeschichtungen wie Anstrichen, Tapeten und Teppichen. Hierbei gilt: Je höher die Diffusionsoffenheit des Oberbelags ist, umso schneller die Wirkung.
Nutzung der Info-Codes zum Anfordern weiterer detaillierter Informationen: Siehe Heftende oder auf www.bba-online.de | bba-Infoservice
Planung: Herbert Bucher, Petra Hüttinger, passivhaus-eco Architekturbüro + Ökologisches, wohngesundes Bauen, Herzogenaurach
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