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Mit sensiblem Gespür

Polizeiinspektion in Augsburg
Mit sensiblem Gespür

Mitten in Augsburg, umgeben von alten Bäumen und einer repräsentativen Bebauung aus Justizgebäuden und Bibliothek, befindet sich die zentrale Polizeiinspektion der Stadt.

Zur Jugendstilvilla dieser Behörde fügten die ortsansässigen Architekten Herbert Jötten und Werner Eberle im Auftrag des Staatlichen Bauamtes Augsburg Anfang des Jahres einen Erweiterungsbau hinzu. Dieser beherbergt über drei Stockwerke zusätzliche Büroetagen und in der Sockelgarage weitere Nebenräume.
Die Frage, wie man auf einen hochwertigen Jugendstilbau im städtischen Kontext heute angemessen reagiert, beantwortete Projektarchitekt Herbert Jötten mit sensiblem Gespür. Der kubische Stahlbetonbau in Skelettbauweise greift die quadratische Figur des historischen Bauwerks auf und verbindet Neubau und vorhandene Bausubstanz mit einem abgesetzten gläsernen Gebäudekörper. So wird der eigenständige Charakter der einzelnen Bauten betont.
Vom Bestand inspiriert
Bis in die Fassadendetails ließ sich der Architekt vom Bestand inspirieren. Das transluzente zartgrüne Glas der vorgehängten Fassadenplatten und die breiten, goldschimmernden Aluminium-Fensterrahmen greifen Schmuckelemente der historischen Fassade auf.
Die changierende Hülle reagiert auf wechselnden Lichteinfall und bietet dem Betrachter eine lebendige Gebäudeansicht. Der ornamentalen Jugendstilfassade setzt so der Neubau ein adäquates Erscheinungsbild entgegen. Edle Details werten den kostengünstig realisierten Verwaltungsbau auf und tragen zu einer gelungenen Gleichwertigkeit des Ensembles bei.
Ohne die Präsenz des denkmalgeschützten Villenbaus zu stören, gibt sich der moderne Baukörper zurückhaltend und dennoch repräsentativ.
Vor dem eigentlichen Baubeginn musste das Architekturbüro noch bauliche Überreste aus der Kriegszeit beseitigen lassen. Denn neben der historischen Villa befand sich auf dem Grundstück des geplanten Neubaus als historisches Erbe ein Bunker.
Seine zweieinhalb Meter dicke Abdeckplatte musste zuerst weggesprengt und der darunter liegende Schutzraum aufgefüllt werden.
Auf dem neu bebauten Grundstück erinnert heute noch der erhaltene Baumbestand an die ehemalige Parkanlage des herrschaftlichen Anwesens.
Wirtschaftlich ausgebaut
Zwei Stockwerke des fast quadratischen Gebäudes werden über einen Lichthof belichtet. Im zweiten Geschoss bildet so der nach oben offene Raum eine großzügige Erschließungsebene. Die Flure im obersten Stockwerk sind zum Lichthof hin verglast und ermöglichen weite Blickbeziehungen durch die Etagen.
Im Grundriss ist die rationelle Anordnung der parallel geschalteten, gleich großen Büroräume entlang der Flure gut zu erkennen. Für alle nicht tragenden Innenwände des klassischen Verwaltungsbaus wählte der Architekt Gips-Wandbauplatten von VG-Orth. Entscheidend für die Auswahl des massiven Werkstoffs war neben guten Schalldämmwerten auch die Speicherkapazität der massiven Gipswände.
Die 10 cm dicken Gips-Wandbauplatten in schwerer Ausführung boten neben den Betondecken die nötige zusätzliche Speichermasse für ausgeglichene Klimatisierung des natürlich belüfteten Gebäudes. Oftmals forcieren der hohe Anteil an Fensterflächen, gegen Trittschall gedämmte Böden und abgehängte Decken die unangenehme Überhitzung von Büroräumen.
In Augsburg tragen die massiven Gipswände mit ihrer hohen Rohdichte zu einer bauphysikalisch relevanten Reduktion der Raumtemperatur bei.
Was speziell für die Eckbüros mit zwei Außenwänden vom Bauphysikbüro bemessen wurde, gilt generell für Bürobauten. Im Sommer trägt ein Temperaturunterschied von ein bis zwei Grad weniger zur Behaglichkeit in Innenräumen und einer guten Arbeitsatmosphäre bei. Massive Bauteile unterstützen den klimatischen Ausgleich, indem sie über Tag Wärme aufnehmen und in der Nacht wieder abgeben. So werden massive Bauteile auch immer öfter als Bestandteil von energetisch durchdachten Heiz- und Klimatisierungskonzepten moderner Bauten eingeplant.
Wichtig für öffentliche Bauten: Die Platten mit 10 cm Wanddicke sind hoch feuerbeständig (F 180-A). Daher waren die nicht brennbaren Platten nach DIN 4102, Teil 1 und 2, Baustoffklasse A1, für die Trennwände erste Wahl.
Die Verarbeiter setzten die Gips-Wandbauplatten mit Nut- und Feder mit einem elastischen Randstreifen auf den Betonboden. Später wurde der Estrich ebenfalls mit elastischen Randstreifen an die Wände angearbeitet. Auch im Deckenbereich sorgt ein Presskork-Deckenanschluss für die nötige Schallentkopplung der einzelnen Bauteile. Für den Anstrich genügte es, die Wandflächen zweimal dünn zu überspachteln.
Farbkonzept
Der Verwaltungsbau der Polizeibehörde musste im engen wirtschaftlichen Rahmen geplant und ausgeführt werden. Dennoch gelang es, durch ausgesuchte Details und die Wahl durchdachter Werkstoffe ein Gebäude mit anspruchsvollem Erscheinungsbild und hoher Aufenthaltsqualität zu realisieren. So integrierte Herbert Jötten etwa die Versorgungsleitungen und elektrischen Anschlüsse für die Büros in die eleganten, geschosshohen Holzlaibungen der Türelemente.
Das Holz für Wandbekleidungen, Türen, Schränke und Fenster wurde naturfarben belassen. In den Fluren bildet die kräftige Farbgestaltung ein kraftvolles Pendant zu den neutralen Arbeitsräumen und den weißen Kernzonen wie Treppenhaus und Gebäudefuge. Wie aufeinander folgende, großformatige Bilder gestaltete Herbert Jötten die Wandflächen aus Gips.
Mit warmen Farbfolgen von Rot-Orange-Gelb-Grün hüllte er die ansonsten gleichen Flurzonen in leuchtende Töne und brachte damit unterschiedliche Stimmungen ins Gebäudeinnere. Für die künstlerische Gestaltung boten die glatten Gipswände den idealen Untergrund. Nach exakter Vorgabe des Architekten wurde das ausgefallene Farbkonzept auf die vollflächig gespachtelten und grundierten Gips-Wandbauplatten aufgetragen. Die kräftigen Farben harmonieren perfekt zu den Türen und Einbauschränken aus Lärchenholz.
Edle Oberflächen aus Gips
Oft werden in der Praxis unterschiedliche Maßstäbe an die Qualität der Wandoberflächen gestellt. Neben der Ebenheit orientiert sich diese an optischen Merkmalen, etwa Fugenabzeichnungen. Schon bei der Planung ist die Art der handwerklichen Ausführung von Wandflächen in Hinblick auf ihre spätere Nutzung zu berücksichtigen.
Grundsätzlich müssen Gips-Wandbauplatten nicht verputzt werden, es kommt beim Bau also keine zusätzliche Feuchte ins Gebäude. Hinsichtlich der Verspachtelung von Gips-Wandbauplatten wird nach Qualitätsstufen Q 1 bis Q4 unterschieden. Wenn keine dekorativen Anforderungen anstehen, wie Wände mit Kachel- oder Fliesenbelägen, genügt die Qualitätsstufe Q1.
Für mittel und grob strukturierte Wandbekleidungen, etwa Raufaser-Tapeten oder mit Strukturrollen aufgetragene Farbanstriche für glatte Flächen empfiehlt sich Qualitätsstufe Q2. Hier werden im Unterschied zu Q1 zusätzlich die Stoß- und Lagerfugen mit Feinspachtel nachgespachtelt, so dass ein stufenloser Übergang zur Plattenoberfläche gewährleistet ist. Oberflächenbeschädigungen, Bearbeitungsabdrücke oder Spachtelgrate dürfen bei diesen Wandoberflächen nicht mehr sichtbar bleiben.
Um künstlerisch hochwertige, samtig glatte Oberflächen zu gestalten, empfiehlt es sich, Wandflächen nach Qualitätsstufe Q3 oder Q4 zu verspachteln.
Auch in Augsburg wurden für die Farbgestaltung der Flure erhöhte Anforderungen an die Wandflächen gestellt. Diese ging über die Standardverspachtelung hinaus, daher entschieden sich Planer und Verarbeiter für die Ausführung nach Qualitätsstufe 3.
Vor dem endgültigen matten Farbauftrag wurden die Flächen nochmals vollflächig mit einem Spachtel überzogen und geglättet. Bei Bedarf wird in dieser Qualitätsstufe auch geschliffen und erneut gespachtelt. In der genannten Ausführungsqualität wirkt in Augsburg der matte, nicht strukturierte Farbanstrich auch eher wie eine künstlerische Arbeit anstelle einer farbigen Wand.
Hier erfüllen Gips-Wandbauplatten funktionale und ästhetische Aufgaben. Mit dem durchdachten Innenausbau gelang den Planern, das kostengünstig realisierte Gebäude auf architektonisch überzeugendem Niveau mit hoher Aufenthaltsqualität für die Beschäftigten zu realisieren.
Weitere Informationen
Gips-Wandbauplatten bba 550
Planung: Jötten + Eberle Architekten, Augsburg Projektleitung: Staatliches Bauamt Augsburg Projektpartner: Herbert Jötten, Augsburg Baudurchführung: Staatliches Bauamt Augsburg
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