Die Hochhängung von Holz-Beton-Verbund-Decken beweist bei einem Hallenneubau für die Justizvollzugsanstalt Bettenreute seine Konkurrenzfähigkeit. Geringes Eigengewicht und hohe Wirtschaftlichkeit gaben den Ausschlag für diese Lösung.
Im oberschwäbischen Bettenreute wurde eine Arbeitshalle für die Justizvollzugsanstalt neu gebaut. Der Wiederaufbau des 1999 abgebrannten zweigeschossigen Schweinestalls stockte immer wieder wegen des schwierigen Baugrunds und zu hoher Kosten. 2008 erfolgte dann die staatliche Ausschreibung für eine neue Arbeitshalle als kombinierter Massivbau/Stahlbau. Das Langhaus mit einem 40° Satteldach, einer Spannweite von 13,50 m und einer Verkehrslast von 6 kN/m2 besteht aus Werkstatt (EG) und Lager (DG) und war projektiert als Stahlkonstruktion mit Beton auf Stahlträgern zur Bildung der Deckenfläche.
Alternativ gelöst wurde dies von der örtlichen Zimmerei Geschwister Schnetz in Zusammenarbeit mit Holzbau Gröber als kombinierte Beton-Holz-Konstruktion mit einem hochgehängten HBV-Deckensystem. Letzteres bekam schließlich auf Grund seiner Vorteile den Zuschlag gegenüber dem teureren Stahlbau. Entscheidend waren u.a. der Verbrauch von weniger schwerem Beton und mehr leichtem Holz. Dies bedeutet eine drastische Reduzierung des Eigengewichts gegenüber der reinen Betonkonstruktion, minimierte Kosten für Verbindungen, günstigeres Anbringen der Wärmedämmung als bei einer reinen Holzbalkenkonstruktion sowie bessere Klimaschutzqualität dank der Alternative mit Holz.
Die Ausführung der Hochhängung erfolgt auf Basis der vor kurzem eingeführten Holzbau- und Stahl-
betonbaunormen mit genormten Verbindungsmitteln.Diese sind im Bereich des Holzes gemäß DIN 1052 zu berechnen, während im Bereich der Stahlbetonplatte DIN 1045 Anwendung findet.
Die HBV-Decke in Bettenreute wurde über die obere Betonplatte auf einen ins Tragwerk integrierten HBV-Unterzug aufgelagert. Die Hochhängung der Lasten von den Holzquerschnitten in die Betonplatte erfolgte über eingeklebte Betonrippenstähle, die in den Betonquerschnitt hineinragten und dort im Frischbeton verankert wurden. Diese Ausführungsvariante weist folgende Vorteile auf: Keine Querpressung und Quereindrückungen im Holz, Lastabtragung im Auflagerbereich über den druckresistenten Stahlbeton, reduzierte Raumhöhe um den Betrag der Betondicke, hoher Vorfertigungsgrad durch Einkleben aller Verbindungselemente (HBV-Schubverbinder und Betonrippenstähle) im Werk, einfache Anwendung durch technisch und rechtlich geregelte Bauweise sowie optische Aufwertung der Deckenunteransicht durch das sichtbare Holz bei nicht sichtbarer Verbindungstechnik.
Planung: Helmut Schwegler, Dipl.-Ing. Holzbau und Ausbau, Fronreute-Staig
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