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Facelifting mit Frischzellenkur

Sanierung und Modernisierung eines Bürogebäudes in Frankfurt am Main
Facelifting mit Frischzellenkur

Just/Burgeff Architekten erweckten ein in die Jahre gekommenes Frankfurter Bürogebäude zu neuem Leben. Weiße Flächen, eigens entworfene Möbel, eine neue Grundrisskonzeption sowie Liebe zum Detail machten aus einem muffigen Sechzigerjahrebau einen attraktiven Arbeitsplatz in frischer, motivierender Atmosphäre.

Dipl.-Ing. Architektin Alexandra Goebel

Ginge man nur nach dem Äußeren, so konnte man dem siebengeschossigen Bürogebäude in der Bettinastraße im Frankfurter Westend auch schon vor der Erneuerung einen modernen Anblick bescheinigen: Ein weißer Block mit markantem Knick in der Fassade, langgestreckte Fensterbänder sowie die beiden zurückspringenden oberen Geschosse verleihen dem Gebäude ein Schiff-ähnliches, dynamisches, wenig massives Aussehen. Aber nicht nur die klare und schnörkellose Gestalt überzeugte. Auch die gute Bausubstanz sprach eindeutig dafür, dieses Gebäude aus den 60er Jahren nicht dem Verfall preis zu geben, sondern es weiter zu nutzen.
Denn ein Neubau kam für den Bauherren, eine Immobilienfondsgesellschaft, nicht in Frage. In einer der gesuchtesten Innenstadtlagen Frankfurts, zwischen großbürgerlicher Gründerzeitarchitektur, Wohnbauten der 50er Jahre und den Bürohochhäusern des Bankenviertels, ist ein Neubau oft nur durch Abriss möglich, was nicht nur wirtschaftlich, sondern auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit meist wenig sinnvoll ist.
Im Inneren offenbarte sich ein gänzlich anderes Bild: Düstere, enge Flure, kleine, bedrückende Zellenbüros, abgegriffene Materialien, eine wenig einladende Eingangssituation sowie Mängel im Brandschutz, veraltete Haustechnik, ein fehlender barrierefreier Zugang und die viel zu kleinen Sanitäreinrichtungen machten eine komplette Umgestaltung und Neukonzeption des Gebäudeinneren notwendig.
Charakteristisches bewahrt, Ungenügendes neu gestaltet
Ein repräsentatives und zukunftsfähiges Bürogebäude sollte entstehen, das unterschiedliche Büroeinheiten und Bürokonzepte für die Immobilienmanager bietet und eine flexible Nutzung auch für nachfolgende Mieter zulässt. Besonders der überholte Grundrissaufbau mit Einzelbüros entlang eines „Behördenflurs“ war zugunsten teamorientierter und transparenter Arbeitsplätze zu überarbeiten. Gleichzeitig sollte der neue Büroaufbau auch Rückzugsmöglichkeiten für ein individuelles, ungestörtes Arbeiten und vertrauliche Gespräche bereit halten.
Kleine äußerliche Veränderungen machen auf die neue Architektur im Inneren aufmerksam: Just/Burgeff Architekten wurden als Generalplaner beauftragt und räumten im Inneren umfassend auf: Das Gebäude wurde komplett entkernt und umgeplant. Von der Neuordnung des Grundrisses über das Farb- und Lichtkonzept bis zur Möblierung sämtlicher Räume lag alles in der Hand des Frankfurter Architekturbüros.
Ziel war es, die klare blockartige Qualität des Baukörpers und der Fassadengestaltung zu erhalten und im Inneren aufzunehmen. Das neue, repräsentative Foyer empfängt Mitarbeiter und Gäste nun in heller, entspannter Atmosphäre. Eine durchgehende Lichtdecke verbindet den außenliegenden Eingangsbereich mit dem Empfang, so dass das Entree optisch verlängert wird. Vor dem Umbau lag der Eingang zwischen hohen Bambussträuchern völlig versteckt und im Dunkeln. Nun ist er für Besucher des Unternehmens klar erkennbar; die transparente Gestaltung heißt sie schon vor dem Betreten des Gebäudes willkommen.
Innenraumkonzept mit ruhiger Farbwirkung
Der Empfangstresen wurde von den Architekten speziell für dieses Gebäude entworfen. Er besteht aus weißem Corian und zitiert in seiner Form den Versprung der Fassade. Vor dem schwarzen, leicht strukturierten Hintergrund der Empfangsnische entsteht ein spannender Farb- und Materialkontrast.
Vom großzügigen Entree gelangt man in die einzelnen Mieterbereiche. Hier knüpfen Just/Burgeff Architekten an ihr Konzept einer hellen, freundlichen und offenen Arbeitsumgebung an. Viel Glas und Licht setzten sie ein, um den Mief der alten Büroflure endgültig zu eliminieren. Die Glastrennwände (System SW 100 G von Jaeger Ausbau) zwischen Büros und Fluren lassen Tageslicht bis in die Mittelzonen durch, welches durch künstliches Licht der Lichtdecke und Pendelleuchten über den Arbeitsplätzen ergänzt wird.
Die Arbeitsflächen befinden sich an den Außenwänden, dazwischen wurde eine Multi-Funktionszone eingerichtet. In dieser Mittelzone fassten die Architekten Treffpunkte, Besprechungsplätze, Garderobe, Kaffee- und Leseecken sowie Kopierer und Technikplätze zusammen. Auch hierfür entwickelten sie Büromöbel, Einbauschränke und Regalsysteme, mit akustisch wirksamen Eigenschaften, die die Ausbreitung des Direktschalls reduzieren und so die Mitarbeiter vor unerwünschten Geräuschen schützen. Die Lichtdecke (Sefar Lightframe) über der Mittelzone trägt ebenfalls zur Verbesserung der Raumakustik bei.
Alle Möbelelemente sind in strahlendem Weiß gehalten. Die monochrome Optik wird unterstützt durch helle Teppichböden (Arena von Vorwerk) in den Arbeitsbereichen und helle Natursteinböden im Empfangsbereich und in den Treppenhäusern. Das ruhige Bild der hellen Büroetagen wird in jedem Geschoss durchbrochen von Farbflächen, die jeweils die Sanitärräume und Boxen der Datenverarbeitung akzentuieren. Das Farbspektrum reicht von Gelb, Orange, Grün bis Blautöne. Diese Flächen sollen zukünftig auch zur Ausstellung von Kunstobjekten genutzt werden.
Passend zu dem eigens entworfenen Empfangsmöbelstück im Foyer befinden sich in den Teeküchen ebensolche Tresen aus weißem Corian mit der markant geknickten Form der Bürogebäudes, die bei den Mitarbeitern ein beliebter Treffpunkt für kleine informelle Gespräche geworden sind.
Gästezimmer auf dem Dach
Ein besonderes Schmankerl bietet die sechste Etage des Bürogebäudes. Während in den Sechzigern der Platz ganz oben auf dem Dach als wenig ansprechend galt und in den Augen der Erbauer wohl nur für eine kleine Hausmeisterwohnung ausreichte, erkannten Just/Burgeff Architekten das besondere Potenzial dieser obersten Etage. Denn von hier aus bietet sich ein einmaliger Blick auf das abendliche Lichtermeer der Frankfurter Skyline. Die Architekten bauten das ungemütliche Hausmeisterquartier zu einem eleganten kleinen Gästeapartment um, das über eine Küche sowie einen Schlaf- und Sanitärbereich verfügt. Auch hier ist Weiß die vorherrschende Farbe. Die kleine Küchenzeile wurde wie die Büromöbel der unteren Etagen von Just/Burgeff Architekten entworfen.
Gäste der Immobiliengesellschaft finden nun nach umfangreichen Meetings oder für längere Projektphasen im Dachgeschoss eine ansprechende Übernachtungsmöglichkeit mit einer beeindruckenden Aussicht.
Die Innenarchitektur orientiert sich am Bestand, ist zurückhaltend und von elementarer Einfachheit. Just/Burgeff Architekten ließen die Fassade des Gebäudes weitgehend unangetastet und setzten auf gestalterische Reduktion und Minimalismus im
Inneren. Sie überfrachteten die Architektur nicht, sondern setzten auf feine Effekte, konzentrierten sich auf den Kern des Konzepts und verwandeln mit wenigen, gezielten Eingriffen das Gebäude in ein Objekt mit anregender Atmosphäre und modernen
Arbeitsplätzen. Genau richtig, um den hohen Anforderungen einer Fondsverwaltung an qualitativ hochwertige Büroflächen gerecht zu werden.
Planer: Just / Burgeff Architekten GmbH, Frankfurt am Main Mitarbeiter: Kerstin Brembs, Jan Fett, Gerd Hajnek, Olaf Winckler, Dalibor Tolic Statik: WPG Ingenieurbüro, Offenbach
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