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Holztechnik von früher neu interpretiert

Neubau eines Therapiezentrums in Faistenau im Salzburger Land
Alte Holztechnik neu interpretiert

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Vollholzbauweise soll die Regeneration und das Wohlfühlen im österreichischen Therapiezentrum „bewegungsFELD“ fördern. Konstruiert wurde das neue Gebäude mit einem patentierten Holzbausystem, das wie eine uralte Holztechnik ohne Leim und Metall auskommt. Durch die Ausführung als mehrlagig stehender Block wird zudem eine hohe Tragfähigkeit erreicht.

Anforderung:

Mehrgeschossiger naturnaher Vollholzbau mit nachhaltigen Rohstoffen

Lösung:

Tragfähige Vollholzelemente ohne Leim und Zusatzstoffe in Sichtqualität


Das landschaftliche Umfeld, das wärmende Sonnenlicht und der Naturbaustoff Holz – das sind die wesentlichen Eckpfeiler, die das neu errichtete Therapiezentrum „bewegungsFELD“ in Faistenau zu „einem Ort der Bewegung – einem Ort der Begegnung“ machen. Auf drei barrierefrei zugänglichen Ebenen sind Kletter- und Turnsaal, Therapieräume und ein privater Wohnbereich untergebracht.

Die Gemeinde Faistenau liegt in der Fuschlseeregion im Salzburger Land. Felder, Wiesen und Almen prägen die Landschaft, eingerahmt von einer imposanten Bergkulisse. Für die Bauherren-Familie Wölfle sollte sich das Gebäude ihres Therapiezentrums harmonisch in die umgebende Natur eingliedern; das Umfeld sollte gleichzeitig fixer Bestandteil des Raumkonzepts sein sollte.

Nachhaltige Vollholzbauweise mit alter Holztechnik

Die Entscheidung, das Gebäude als naturnahen Vollholzbau auszuführen, fiel bereits sehr früh. Planer Christoph Mösl, m3-ZT GmbH, wurde mit dem Entwurf und der Planung des mehrgeschossigen Holzbaus beauftragt. Seine Philosophie ist es, ökologisch saubere Projekte zu entwickeln, die von der ersten Idee bis zum letzten Handgriff konsequent nachhaltig durchgeführt werden, denn „beim Bauen muss man an den gesamten Lebenszyklus und auch schon an die Entsorgung denken – wir sind es Mutter Erde und unseren nachkommenden Generationen schuldig. So setzen wir, wo immer es uns und dem Bauherrn möglich ist, auf nachhaltige Rohstoffe.“

Wie frühere Holztechnik: Leim- und metallfreies Holzbausystem

Als Bausystem kam das leim- und metallfreie Konzept der holzius GmbH zum Einsatz. Das Unternehmen interpretiert eine uralte Holzverbindungstechnik neu: Leim, Folien oder künstliche Dampfsperren kommen dabei nicht zum Einsatz. Bei dieser Holztechnik werden bei den Wandelementen die Bohlen in Wuchsrichtung verbaut und mit einer Gratleiste in Schwalbenschwanzform miteinander verbunden.

In der Produktion wird die Gratleiste in die Holzbohlen eingepresst, die dadurch von außen her nicht sichtbar miteinander verbunden werden. Da die Gratleiste einen etwas geringeren Feuchtigkeitsgehalt als die Bohlen aufweist, gleicht sie diese Differenz aus und verbindet das Element kraftschlüssig. Die Vollholz-Wandelemente von holzius erreichen durch die Ausführung mit dieser Holztechnik als mehrlagig stehender Block eine hohe Tragfähigkeit, wodurch auch mehrgeschossige Gebäude setzungsfrei gebaut werden können.

Für die holzius Decken- und Dachelemente werden die aneinandergereihten Holzbalken mit einer mehrfachen Nut- und Kammverbindung verkämmt. Quer in die Massivholzbalkenlage wird ein Loch gebohrt und ein Gewinde gestrehlt, anschließend werden die Balken mit Holzschrauben aus Buche zu einem formstabilen Vollholzelement verbunden.

Drei barrierefreie Ebenen

Das Therapiezentrum verfügt über drei barrierefrei zugängliche Etagen, wobei jeder Ebene ein eigenes Nutzungskonzept zugewiesen ist. Im Untergeschoss befindet sich ein großer Raum mit integriertem Kletterturm, Umkleidekabinen mit WC und Dusche, eine Boulderbox sowie ein großzügiger Empfangsbereich mit Teeküche. Im mittleren Geschoss liegen die Therapieräume und Praxisräume der freiberuflich tätigen Therapeutinnen und Therapeuten. Sie werden für Physiotherapie, Sportphysiotherapie, Osteopathie, Heilmassage, klinische psychologische Behandlung und Beratung, Ergotherapie, Geburtsvorbereitung und Nachsorge sowie Kinder- und Säuglingstherapie genutzt.

Das Obergeschoss wird als private Wohneinheit genutzt. Über eine großzügige Terrasse wird der direkte Bezug zur umgebenden Landschaft hergestellt.

Kletterturm über drei Geschosse

Das Herzstück des Hauses ist ein in die Raumstruktur integrierter Kletterturm, der sich über alle drei Ebenen vom Untergeschoss ins Obergeschoss bis unters Dach zieht. Christoph Mösl nutzt diesen Gebäudebereich, um dem Haus ein besonderes architektonisches Merkmal zu verleihen.

„Durch eine Glasfassade und ein darüberliegendes längliches Dachfenster führt ein gestalterischer Einschnitt durch das Gebäude. Der Kletterturm wird damit zur Fels- und Gletscherspalte, an deren Wänden man sich nach oben kämpft“, so Christoph Mösl. Bauliche Herausforderung dabei waren die hohen Anforderungen an den Schallschutz zwischen dem Kletterturm und allen drei Ebenen. Christoph Mösl erklärt: „Der Kletterbereich steht als komplett schallentkoppelte Einheit innerhalb des Gebäudes. Die 8 m hohen Holzwände wurden ohne Unterbrechung über die zwei Holzbau-Etagen ausgeführt. Der Kletterturm ist als Säule ein eigener Bau im Bau, dessen Schwingungen sich dadurch nicht auf die Struktur des restlichen Gebäudes übertragen können.“

Atmosphäre durch Holzsichtflächen

Holz in Sichtqualität spielt in allen drei Geschossen des Gebäudes eine wesentliche Rolle. Zwei Drittel der Innenwände und Zimmerdecken sind holzsichtig in unbehandelter offenporiger Fichte und Zirbe sowie als natürliche Lehmputzwände ausgeführt. Diese Baustoffe eignen sich besonders zur Feuchteregulierung; das daraus resultierende angenehmen Raumklima fördert das Wohlbefinden von Patienten und Klienten.

Die Vollholzelemente im Obergeschoss übernehmen darüber hinaus eine integrative Funktion für die Gebäudeoptik. Bei den Wandelemente wird bei der Zusammenstellung der Bohlen die natürliche Wachstumsrichtung des Baumes berücksichtigt.

Konsequentes Öko-Konzept

An allen wetterberührten Fassaden sowie den stirnseitig überragenden Dachfirstbereichen wurden wetterrobuste Lärchenschindeln per Hand angebracht. An den leicht nach hinten versetzten Fassadenteilen schützt eine Gebäudehülle aus sägerauer Lärchenschalung die dahinterliegenden Massivholzwände vor den Einflüssen der Witterung. Auf diese Weise wird eine nahezu unbegrenzte Lebens- und Nutzungsdauer dieses in Vollholzbauweise errichteten Gebäudes gewährleistet. Im Falle eines Rückbaus sichert diese Einstofflichkeit eine unkomplizierte Rückführung der Baumaterialien in das Ökosystem. Die Nutzung einer Luftwärmepumpe und einer Photovoltaikanlage ermöglicht darüber hinaus den besonders nachhaltigen, beinahe energieautarken Betrieb des Therapiezentrums und des Wohnbereichs.

Nach Plan auch dank Holztechnik

Die Planungs- und Umsetzungsarbeiten verliefen durchgehend wie vorgesehen. Basis für die erfolgreiche Realisierung waren klar formulierte Anforderungen sowie aktive Mitarbeit bei der Bau-Koordination durch die Bauherren-Familie Wölfle. Auch die Zusammenarbeit zwischen Planer Christoph Mösl und holzius als ausführendes Holzbauunternehmen verlief wunschgemäß. Der hohe technische Planungsgrad von m3-ZT und die weitreichende werkseitige Vorfertigung der Wand-, Decken- und Dachelemente ermöglichte die fristgerechte Fertigstellung. Die Montage vor Ort wurde durch die Holzbaufirma Roither Holzbau GmbH durchgeführt und nach lediglich einer Woche fertiggestellt.


Projekt: Neubau Therapiezentrum

Standort: 5324 Faistenau, Salzburger Land, AT

Bauherren: Familie Wölfle

Architektur, Statik, Visualisierung: m3-ZT GmbH, Abersee / St. Gilgen, AT
www.m3-zt.at

Montage: Roither Holzbau GmbH, AT

Verbautes Holz: 126,34 m3 Fichte, 5,07 m3 Zirbe


Die Vollholz-Wandelemente von holzius erreichen durch die Ausführung als mehrlagig stehender Block eine hohe Tragfähigkeit, wodurch auch mehrgeschossige Gebäude setzungsfrei gebaut werden können.


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