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Gebaute Naturnähe

Neubau eines Passivhaus-Wohngebäudes in Leverkusen
Gebaute Naturnähe

Dem neuen Wohngebäude in Passivbauweise ist die Liebe zur Natur und zu nachwachsenden Rohstoffen anzusehen: Holz an der Fassade und im Innenraum prägt das ansonsten klare und zurückhaltende Erscheinungsbild. Eine spezielle Nut-Feder-Verbindung des Fassadenholzprofils ermöglichte den Verzicht auf eine Unterspannbahn.

Dipl.-Ing. Nikolai Ziegler | be

In definierter Linienführung fällt der querlagernde Gebäuderiegel ins Auge. Ein über Eck geführtes Bandfenster mit breitem Brüstungsband dominiert die horizontale Gliederung der Südseite. Dadurch wird in der klaren, zurückhaltenden Fassadengestaltung Spannung erzeugt. Stilelemente der architektonischen Moderne sind an diesem Wohngebäude deutlich ablesbar. Dass der Bau jedoch in seiner Konstruktion und Materialwahl über die formal zitierte Epoche hinwegreicht, deutet schon die markante, in Lärchenholz realisierte Fassade an.
Eingebettet in die Topographie, liegt das Einfamilienhaus am Rande eines Leverkusener Landschaftsschutzgebietes. Mit süd-westlicher Ausrichtung öffnet sich das Grundstück zu dem von Wäldern geprägten Leimbachtal hin. Hervorgegangen war der Bauplatz aus einem ehemaligen Hofgrundstück, das zuvor unterteilt und getrennt verkauft worden war. Als Eigenheim für die Familie realisierte Architektin Katharina Hellmann mit dem Projekt ihre Vorstellung von naturnahem Wohnen.
Entwurfsprägender Baustoff
Über die eingeschossige, weitestgehend geschlossene Nordseite, an der nur noch eine Garage angrenzt, wird das Gebäude erschlossen. Durch ein filigranes Vordach geschützt, ist der Eingang leicht auszumachen. Was sich zunächst als gewöhnliche Lamellenfassade aus Rambolidleisten mit schwarzer Unterspannbahn zeigt, erweist sich aus unmittelbarer Nähe als differenzierte Bauweise: Hier handelt es sich um ein Stecksystem, wobei sämtliche Lärchenleisten durch schwarz eingefärbte Kontrastfedern miteinander verbunden werden.
Wie die Architektin erklärt, handelt es sich bei der Verkleidung um die Holzschalung „Trendliner Kontrast“ von Ladenburger. Aufgrund der geschlossenen Nut- und Federverbindung weist diese Fügetechnik im Vergleich zur herkömmlichen Konstruktionsvariante interessante Eigenschaften auf:
Auf eine UV-beständige Unterspannbahn kann aufgrund der geschlossenen Oberfläche verzichtet werden, während sich durch die verdeckte Befestigung ein homogenes Fassadenmuster abzeichnet. Weiterhin ist beim Anbringen aufgrund der einfachen Steckverbindungen eine zügige Montage sichergestellt. „Die Holzfassade sollte sich möglichst an den vorhandenen Wald anpassen und
eine Brücke zur Natur schlagen“ erläutert Architektin Katharina Hellmann ihre Entscheidung für den nachwachsenden Rohstoff.
Im Innenraum findet die Materialwahl der Fassade ihre konsequente Fortsetzung. Von der Haustüre ab prägt ein Hochkantlamellenparkett den wohnlichen Charakter der sich anschließenden Räume. An einen Längsflur, zur Südseite hin orientiert, gliedern sich im Anschluss der Garderobe zunächst das Elternschlafzimmer mit Ankleide und Bad. Die vollständige Gebäudetiefe einnehmend, formt der Koch- und Essbereich den südwestlichen Abschluss. Das markante Eckfenster bietet nicht nur einen großartigen Ausblick, sondern spendet für den großzügigen Raum reichlich Tageslicht.
Nachhaltig konstruiert
Wie der Fußboden weisen auch die Decken des Gebäudes eine natürliche Holzoberfläche auf. Tatsächlich bestehen die horizontalen Platten aus massiven Brettstapeln, deren Unterseite von innen sichtbar geblieben ist. Die einzelnen Brettstapelelemente bestehen dabei aus hochkant nebeneinander gestellten und miteinander verleimten Brettern, die hier gleichzeitig als Decke und Flachdach wirken und von der Firma Derix gefertigt wurden. Die Höhe der Brettstapeldecken-Pakete variiert je nach statischer Erforderlichkeit zwischen 10 und 18 cm.
Als maximale Spannweite wurden 7,80 m erreicht. Über einfache Nut- und Feder Ausbildungen sind die Stöße kraftschlüssig ausgeführt. Wie die Architektin erklärt, sind neben den Decken auch die Wände des Baukörpers aus Holz in Rahmenbauweise konstruiert. Die beplankten, 36 cm starken Rahmenelemente der Wandscheiben wurden mit einer Einblasdämmung gefüllt, innenseitig gespachtelt, mit Malervlies beklebt und anschließend weiß gestrichen.
Somit konnten sowohl die Brettstapeldecken als auch die Holzrahmen bereits vorgefertigt auf die Baustelle geliefert werden, wodurch ein rascher Bauablauf gewährleistet und die angelieferten Bauteile direkt belastet werden konnten.
Über eine an der Nordseite angeordnete, einläufige Treppe findet die Erschließung des Untergeschosses statt. Neben den zum Hang hin angeordneten Hauswirtschaftsräumen schließt sich auf der Südseite ein Wohnraum sowie drei Kinderzimmer an. Die südseitig orientierten Räume im UG empfangen durch geschosshohe Fenster reichlich Tageslicht. Darüber hinaus ermöglichen Öffnungselemente in allen Zimmern den ebenerdigen Zugang zum Garten. Entsprechend dem südwestlichen Eckfenster im Erdgeschoss entspricht auch dem darunterliegenden Wohnzimmer eine Verglasung über Eck, die zwei Raumwände vollständig einnimmt.
Wie im EG sind auch alle Fenster des UG im modularen Pfosten-Riegel-Verglasungssystem Gutmann Lara GF ausgeführt. Dieses Fassadensystem besteht standardmäßig aus profiliertem Brettschichtholz und eignet sich zur Aufnahme unterschiedlichster Füllungen. Um maximale Wärmeschutz-Anforderungen zu erzielen, wurde für sämtliche Verglasungen dieses Gebäudes das passivhauszertifizierte Fenstersystem Gutmann Mira therm 08 verbaut.
Ihrer Entwurfsidee entsprechend sagt Katharina Hellmann: „Die großen Fensterflächen öffnen den Blick auf die Natur und ziehen diese in das Hausinnere hinein“.
Von außen betrachtet wirken die zum Garten hin verglasten Flächen zurückhaltend und filigran, so dass sich das zum abfallenden Hang geöffnete UG erst auf den zweiten Blick erschließt. Die in Anthrazit gehaltene Fassade wird von dekorativen Schichtpressstoffplatten der Serie „Meteon“ von Trespa gebildet. Sie bestehen bis zu 70 % aus Fasern auf Holzbasis, die mit thermohärtenden Harzen unter hohem Druck verpresst werden. Deshalb überzeugt dieser Werkstoff durch eine besonders witterungsbeständige Oberfläche. Auch das Verhältnis von Plattenstärke zu Gewicht, wie deren einfache Verarbeitung und vielseitige Einsatzmöglichkeiten, ermöglichen eine vielseitige Nutzung. Meteon Platten gelten als UV-beständig, farbstabil und schmutzabweisend. Aufgrund der Homogenität des Materials sowie dessen hoher spezifische Dichte finden Bolzen, Schrauben und mechanische Befestigungen soliden Halt.
Zur Haustechnik gehören eine solebetriebene Wärmepumpe und eine Lüftungsanlage.
Neben dem umfangreichen Raumprogramm, untergebracht in der doch überschaubaren Kubatur, überrascht das Einfamilienhaus in Passivbauweise durch eine Vielzahl innovativer Baumaterialien, deren Verwendung sowohl zur Erleichterung von Planung und Montage als auch für die Wohnatmosphäre einen entscheidenden Beitrag leisten.
Planung: Architektin Katharina Hellmann, Leverkusen Tragwerkswerksplanung: Dipl.-Ing. (Fh) Markus Reimann, NR Ingenieurgesellschaft holztragwerke mbH, Mönchengladbach
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