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Ganzheitlich individuell

Drei-Liter-Haus in Baunatal
Ganzheitlich individuell

Anne Fingerling / red.

Mit dem Drei-Liter-Haus im nordhessischen Baunatal-Guntershausen unterschreitet die wfs Ingenieurgesellschaft mbH in Calden die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) um etwa 70%. Der konsequente Einsatz ökologischer Baustoffe gehört mit zum Hauskonzept.
Architektur
Erst bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass es sich bei dem zweigeschossigen Einfamilienhaus um ein Holzhaus handelt. Die Fassade ist großflächig mit weißem Mineralputz verputzt, der in einigen Bereichen von waagrechter Stülpschalung aus hellgrau lasierter Fichte unterbrochen wird.
Während nach Norden die Fenster relativ klein ausfallen, setzen die nach Süden orientierten bodentiefen Fensterelemente interessante architektonische Akzente und lassen viel Tageslicht in die Innenräume.
Auffällig ist die Dachform: Zwei Pultdächer mit unterschiedlichen Neigungswinkeln (32° und 24°) legen sich versetzt gegeneinander. Die graue Betondacheindeckung korrespondiert mit der hellgrauen Stülpschalung der Fassade.
Durch die versetzte Anordnung der Dachflächen entsteht genügend Platz für Oberlichter, die die Innenräume mit zusätzlich Tageslicht versorgen.
Konstruktion
Das ausgetüftelte Hauskonzept basiert u.a. auf dem konsequenten Einsatz des nachhaltigen Baustoffes Holz. Die exakte Vorfertigung der Wandelemente nach Plan in der Zimmerei Heggemann, Melle, gewährleistet eine hohe Ausführungsqualität und kurze Bauzeiten.
Horst van der Wals, Geschäftsführer der wfs Ingenieurgesellschaft mbH, fordert entsprechende Qualitätskontrolle: „Wer geschlossene Holzrahmenwände fertigt, muss fremdüberwacht sein, gemäß Bauregelliste A, Teil 1.“
Ungewöhnlich ist das relativ große Rastermaß der Holzrahmenwände von 81,5 cm. Der Vorteil: Es verringern sich sowohl der Holzanteil als auch der Anteil der erforderlichen Verbindungsmittel. Das wiederum führt in der Konstruktion zu einer Minimierung von Wärmebrücken und senkt schließlich auch die Materialkosten.
Außenseitig beplankten die Zimmerer das 6/20 cm Ständerwerk aus Konstruktionsvollholz (KVH) mit 60 mm Holzfaserdämmplatten (Inthermo) als Putzträger. Die Holzweichfaserplatten können gleichzeitig als 60 mm Wärmedämmung angesetzt werden (WLG 050), so dass das innen liegende Ständerwerk vollständig überdämmt ist.
Als Unterkonstruktion der waagrechten Stülpschalung aus hellgrauer Fichte farbig endbehandelt montierten die Handwerker auf dem Ständerwerk DWD Holzfaserplatten, darüber eine vertikale Lattung.
Innenseitig bilden an den Stößen sorgfältig abgeklebte 15 mm OSB-Platten als Dampfbremse die luftdichte Ebene. Damit handelt es sich um einen vollkommen diffusionsoffenen Wandaufbau. Auf die OSB-Platten montierten die Zimmerleute eine 60 mm starke Lattung als Installationsebene, um die luftdichte Schicht nicht durch Installationen zu beschädigen.
Die Platten für die außen- und innenseitige Beplankung müssen eine Zulassung für die größere Feldbreite haben, entsprechend dem Rastermaß von 81,5 cm, zumal beim späteren Ausblasen der Gefache mit Zellulosedämmstoff ein etwas größerer Druck entsteht.
Fachgerecht gedämmt
Nach dem Aufstellen der Wandelemente montierten die Zimmerleute die Dachkonstruktion vor Ort und beplankten die Dachsparren innenseitig mit OSB-Platten. Außenseitig gewährleistet eine Unterspannbahn (Tyvek Vario) den ungehinderten Diffusionsaustausch. Bereits am zweiten Tag war der Bau regendicht.
Anschließend konnte der Fachbetrieb den Zellulosedämmstoff (isofloc, WLG 040) in die Wand- und Dachgefache einblasen und die Einblaslöcher fachgerecht verschließen.
Darauf hin erfolgte der Einbau der Fenster. Die Fensteröffnungen sind so gestaltet, dass die äußeren Dämmplatten gleichzeitig den Fensteranschlag bilden und eine teilweise Überdämmung des Fensterrahmens gewährleisten. Innerhalb der geschlossenen und geschützten Bauhülle kann nun der Innenausbau erfolgen.
Auf ausdrücklichen Wunsch der Bauherren ist das Haus unterkellert – obwohl bei den meisten Bauprojekten der Caldener wfs Ingenieurgesellschaft der Trend weg geht vom Keller, vor allem aus Kostengründen. Der Keller ist thermisch von der Gebäudehülle getrennt.
Statik mit Besonderheiten
Kritische Punkte sind bei der Planung im statischen Bereich zu berücksichtigen, etwa bei den Randbalken (6/24 KVH), auf denen die Deckenbalken auflagern. Gerade wenn über den großen Fensteröffnungen nach Süden ein Randbalken verläuft, gilt es, das statische Prinzip des Hohlkastenträgers für die Wand zu nutzen.
Zum anderen muss dieser Randbalken, wenn der Hohlkastenträger nicht ausreicht, entsprechend dimensioniert werden. Der Planer muss eventuell auf andere Werkstoffe zurückgreifen, denn der Randbalken darf nicht breiter als 6 cm und nicht höher als 24 cm werden. Ansonsten würde dieses Randauflager mit den hohen Fensterelementen kollidieren.
Kritisch wird es, wenn bei beschränkter Baubreite und Bauhöhe trotzdem große Spannweiten überbrückt und große Lasten abgetragen werden müssen, weiß Horst van der Wals: „Aber glücklicherweise stellt auch da die Industrie entsprechende Produkte zur Verfügung, mit denen man sehr hohe Tragfähigkeiten erreichen kann, also auch deutlich über dem eines besonders hochwertigen Leimholzes.“ Hier sind die richtigen Verbindungsmittel oder Dübel gefragt (z.B. Kerto-S, Bulldog).
Luftdichtheit
Für Luftdichtheit vorteilhaft ist der zweischichtige Wand- und Dachaufbau, bei dem sich die kritische Luftdichtung im Inneren der Konstruktion befindet und zudem die bauphysikalisch erforderliche dampfbremsende Funktion übernimmt.
Die Innenschale ist wärmegedämmt und bietet Platz für Elektroleitungen, Steckdosen und Rohre. Der Randbalken als Deckenbalkenauflager ist bewusst so gewählt, dass die luftdichte Ebene (OSB-Platte) auch an dieser Stelle nicht durchbrochen wird. Der Randbalken sitzt innen vor der OSB-Platte und wird mit den Ständern verschraubt.
Auf einer reinen Abluftwärmepumpe mit Wärmerückgewinnung basiert die Haustechnik, unterstützt von der Regenwassernutzung..
Der Blower-Door-Test ergab einen n50-Wert von 0,72 h-1 und bestätigt damit, dass sich die gute Schulung der Handwerker auszahlt. Die EnEV fordert für Gebäude mit raumlufttechnischer Anlage einen Wert von kleiner gleich 1,5 h-1.
Weitere Informationen
Holzfaserplatten bba 536
Zellulosedämmstoff bba 537
Unterspannbahn bba 538
Planung und Ausführung: wfs Ingenieurgesellschaft, Calden
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