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Akustik und Optik gut in Mehrgeschossern aus Holz

Neuer Geschosswohnungsbau in Waldshut
Lebenswerter Wohnraum

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Mit wohngesundem Raumklima sowie guter Optik und Akustik überzeugen zwei viergeschossige Mehrfamilienwohnhäuser im Lauchringer Riedpark dank ihrer Konstruktion mit Holzbauteilen und mit einem ökologischem Wärmedämmverbundsystem. Architekt Jörg Kaiser zeigt damit, was im modernen Holzbau nun auch mehrgeschossig möglich ist.

Anforderung:

Massivholzbau für Geschosswohnungsbau gemäß Brandschutzvorschriften
und mit guter Raumakustik

Lösung:

Brettsperrholzelemente für Decken, Wände und Dach mit Akustikprofilen und Sichtoberflächen


Iris Darstein-Ebner, Ruess Public B GmbH | be

Neuerungen in der Landesbauordnung Baden-Württemberg beim Brandschutz erlauben seit 2015, dass auch im mehrgeschossigen Holzbau Decken, tragende und aussteifende Wände sowie Stützen aus Holz sichtbar und unverkleidet bleiben dürfen. Damit dürfen auch bei Wohngebäuden bis zu 13 m Höhe Brettsperrholzkomponenten mit ihrer besonderen Sichtqualität und effektiven Akustikprofilen verwendet werden. So lassen sich die Vorteile, die aus Einfamilienhäusern in Holzbauweise bekannt sind, auch auf das mehrgeschossige Wohnen ausdehnen: Bestes Raumklima, gute Akustik und hohe Designqualität.

Vorzeigeprojekte dieser Entwicklung in Baden-Württemberg sind zwei viergeschossige Wohnbauten „made of Ligno“ im neu entstehenden urbanen Quartier „Riedpark“ des südbadischen Ortes Lauchringen. Für die florierende Gemeinde im Landkreis Waldshut mit einem Zuwachs von bis zu 70 Einwohnern pro Jahr wird dringend lebenswerter und bezahlbarer Wohnraum benötigt. Nach dem Masterplan der Stuttgarter Architekten Wick und Partner entsteht bis Ende 2018 ein zukunftsfähiger Mix aus sozial ausgewogen durchmischten Wohnformen, Handel und Gastronomie inmitten attraktiver Grünflächen.

Die zwei Mehrfamilienwohnhäuser mit sechzehn unterschiedlich großen Wohneinheiten sind als Zwei- und Dreispänner organisiert. Ihre Gestaltung richtet sich nach Vorgaben des Gestaltungsleitfadens der Gemeinde, der abgesetztes Attikageschoss, Putzfassade, extensive Dachbegrünung und Photovoltaikanlage auf den Dachflächen vorsieht.

Mit Vorurteilen aufräumen

Jörg Kaiser, der als baugewerblicher Architekt mit seiner Projektgesellschaft Wasenweg GmbH bei einem der Gebäude auch die Ausführung verantwortete, sah für die Konstruktion beider Mehrgeschosser ursprünglich ein Hybridsystem aus Stahlbeton und Holz vor. Zwar integriert er Lignotrend-Elemente seit Jahren regelmäßig in seine Bauten – aber einen reinen Massivholzbau in Gebäudeklasse 4 ganz auf Basis dieser Brettsperrholzbauteile für Wände, Decken und Dach hatte er trotz veränderter Landesbauordnung noch nicht konzipiert. Zu hoch schienen bislang die Hürden hinsichtlich Brandschutz, Schallschutz und Statik und auch seine Bauherren äußerten sich dahingehend oft skeptisch. Doch noch während Kaiser an den Baueingabeplänen arbeitete, erfuhr er von den neuen brandschutztechnischen Möglichkeiten mit Bauteilen made of Ligno. Die Holzbauspezialisten aus der Nachbarschaft hatten die Chance genutzt, die sich mit der neuen LBO ergeben hatte, und ihre auf Sichtqualität spezialisierten Brettsperrholz-Elemente auch für die höheren Gebäudeklassen entwickelt und geprüft. So realisierte Jörg Kaiser beide Wohngebäude in Lignotrend-Massivholzbauweise.

Mit dem Wärmedämmverbundsystem Thermowall von Gutex wird mit natürlichen Holzfaserdämmstoffen die wohngesunde Massivholzbau-Philosophie an der Gebäudehülle weitergeführt.

Damit dürften die Zeiten vorbei sein, in denen sich Holzbaubefürworter mit klassischen Vorurteilen wie „Holz brennt“, „Holz fault“ und „Holz ist laut“, auseinandersetzen mussten. Sie leisten Pionierarbeit für den modernen Holzbau und zeigen: Moderne Massivholzbauweise ist heute anderen Bauarten und -materialien auch bauphysikalisch mindestens ebenbürtig.

Hoher Schallschutz im Massivholzbau

Mit ihren guten Schallschutzqualitäten sind Lignotrend-Decken für den Geschossbau prädestiniert. Der geprüfte Aufbau verhindert auch ohne unterseitige Bekleidung effizient die Trittschallübertragung zwischen den Geschossen. Eine Kalksplittschüttung und die darauf abgestimmte Schichtung sorgt für besten Schallschutz auch im Tieftonbereich – die dem Holzbau oft nachgesagte Hellhörigkeit und mangelhafte bauakustische Qualität trifft hier also definitiv nicht zu.

„Die Komfortbedürfnisse in Sachen Schallschutz sind mit Recht gestiegen. Diese zu erfüllen sind wir den Bauherren schlicht schuldig. Wenn heute jemand individuell in hochwertige Holz-Architektur investiert, soll er auch besten Schallschutz erwarten können“, heißt es bei Lignotrend. Die heute verfügbaren hochwertigen Holzbau-Konstruktionen können sich mit der Dauerhaftigkeit „herkömmlicher“ Bauweisen messen. Präzise Planung und Vorfertigung garantieren eine gleichbleibend hohe Bauqualität sowie schnelle Planungs- und Bauzeit. Das konnte man im Riedpark sehen: Während benachbarte Gebäude in Massivbauweise bei gleichem Baustart nur mäßig in die Höhe wuchsen, war in den beiden Holzbauten bereits der Innenausbau in vollem Gang.

Holzbauteile im Detail – z. B. mit Akustik

Die hier eingesetzten Brettsperrholz-Tragelemente für Wand, Decke und Dach wurden den Vorgaben entsprechend angepasst und vom Hersteller mit geeigneten Details entwickelt: Für tragende Wände mit der Feuerwiderstandsdauer von 60 Minuten kam das Rippenelement Ligno Uni Q3/HL in hohlraumloser Ausführung zum Einsatz; ausgefacht sind die Zwischenräume mit Glaswolle. Der flächige Feuerwiderstand wurde über Gipskarton-Feuerschutzplatten hergestellt. Dazu ist der Plattenstoß an den Ecken in doppeltem Versatz ausgebildet.

Für Steckdosen, Lichtschalter u. a., wofür die Gipskartonplatte durchdrungen wird, entwickelte Lignotrend eine im Wandinneren brandschutzgerecht abgeschottete Elektroinstallation für den Einbau von Hohlraumdosen. In diesem Bereich ist das tragende Holzbauteil hinter der Gipskartonplatte durch intumeszierende Materialien in Form von passgenau vorgestanzten Folien und entsprechend behandelten Holzklötzen geschützt, damit das Feuer nicht über die Steckdosen ins Wandinnere eindringen kann.

Alle Wohnungstrennwände im Riedpark sind zweischalig ebenfalls aus Ligno Uni Q3/HL Wandbauteilen konstruiert. Eine Dichtungsbahn, die geschossweise unter den Wandschwellen hindurch geführt ist und im Fußbodenaufbau zusammengeführt wird, verhindert den Rauchdurchgang zwischen den Wohnungen – vor allem an den Knotenpunkten von Decke und Wand.

Die Deckenbauteile sind mit ihren sichtbaren Holzoberflächen im Innenausbau endfertig. Der Feuerwiderstand ist über den theoretischen Holzabbrand gewährleistet. Die Untersicht der Decken ist je nach Anforderung gestaltbar – als geschlossene Holzfläche oder mit verschiedenen Akustikprofilen, seit kurzem auch in der Höhe abgestuft als 3D-Profil. Mit dem Lignotrend-Fachberater bemusterte Architekt Kaiser für die verschiedenen Räume unterschiedliche Ausführungen: Die Deckenbauteile wurden in den Wohnräumen mit Akustikprofilierung ausgeführt und in den Schlafzimmern teilweise ohne. In den Flurbereichen verbergen abgehängte Decken die Leitungen für das Lüftungssystem. Konzipiert wurde wohnungsweise, um auf wartungsintensive Brandschutzklappen zwischen den Wohnungen zu verzichten: Die Lüftungsleitungen durchdringen die Brandschutzebenen nicht.

Steigschächte für Wasser- und Elektroleitungen dagegen mussten hochfeuerhemmend abgeschottet werden. Dafür wurden verschiedene Brandschottlösungen von Hilti eingesetzt, die trocken und einfach einzubauen und nachweislich auch für die Rippendecken geeignet sind. Mit ebenfalls intumeszierendem Verhalten im Brandfall sorgen sie dort für eine brandschutzgerecht perfekt isolierte Leitungsdurchführung. Ohne Gipsbekleidung kann damit ein Feuerwiderstand von 90 Minuten erreicht werden. Stahlträger, teilweise als Zwischenauflager eingesetzt, wurden komplett deckengleich eingebaut. Der untere Flansch liegt im Deckenbauteil oberhalb der Brandschutzlagen und macht eine aufwändige Verkleidung oder Beschichtung des Stahlträgers unnötig.


Architekten: Dipl.-Ing. (FH) Jörg Kaiser, Architekt, Lauchringen

www.architektkaiser.de

Brandschutzkonzept: bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, München

www.bauart-konstruktion.de

Fertigstellung: 2018


Architekt Jörg Kaiser: „Das Holz bleibt sichtbar. Und damit wird mit dem astfreien Weißtannenholz an den Ligno-Bauteilen eine designgeprägte Innenarchitektur möglich.“


Brand- und Schallschutz

Die Decken-Elemente Ligno Rippe Q3 wurden mit Z-Lagen für den Feuerwiderstand konfiguriert und erhielten nach der Elektroinstallation zwischen ihren Rippen eine Kalksplittschüttung für den Schallschutz. Mit dem auch auf die tiefen Frequenzen der Gehgeräusche abgestimmten Aufbau entstand ein im Brandschutzsinn hohlraumfreies Bauteil, das die strengen Anforderungen an den Schallschutz in Mehrfamilienhäusern sogar übertrifft.

Selbst die Aufzugstürme und Treppenhauswände konnten aus großformatigen Brettsperrholztafeln konstruiert werden, nur die Treppenläufe sind aus Betonfertigteilen. Damit im Brandfall der Treppenraum auch nach 60 Minuten als Fluchtweg bleibt, erhielt die treppenhausseitige Wandschale eine Beplankung mit Gipskarton-Feuerschutzplatten. Für diese „Brandwand-Ersatzwand“ war Feuerwiderstandsklasse REI 60-M zu erfüllen.


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