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Richtig nachhaltig

Neubau einer Nullenergiesiedlung in Watt
Richtig nachhaltig

Als Vorzeigeprojekt solaren Bauens gilt die neue Wohnsiedlung bei Zürich „SunnyWatt“. Die Bebauung mit 19 Wohneinheiten erzeugt mehr Energie, als sie verbraucht – nicht nur dank einer PV-Anlage, sondern durch das In- einandergreifen vieler Maßnahmen wie Erdwärmenutzung, Holzbauweise und Dreischeiben-Wärmeschutzglas in Holz-Aluminium-Fenstern.

Jörg Pfäffinger

“Kämpfen für Architektur“ nennt sich das Büro von Beat Kämpfen, der 2002 mit seinem Mehrfamilienobjekt „Sunny Woods“ den Schweizer und den Europäischen Solarpreis gewann und für das Bürogebäude von Marché International 2007 sowohl den Schweizer Solarpreis, den Energy Globe Award als auch den Europäischen Preis für gebäudeintegrierte Solartechnik erhielt. Inzwischen wird der Platz für Auszeichnungen im Besprechungszimmer des Architekten in Zürich eng, fast kein Jahr vergeht ohne Urkunde oder Trophäe.
Holz als Baumaterial und solare Energiegewinnung stehen für Kämpfen im Mittelpunkt seiner erfolgreichen Planungstätigkeit. Meist wird dabei der Minergie-P-Standard erreicht, nach deutscher Einstufung ein Passivhaus mit weiter erhöhten Anforderungen durch abweichende Flächenberechnung. Seit 2006 gibt es in der Schweiz die zusätzliche Spezifikation „Eco“, verbunden mit weiteren Anforderungen an Ökologie und Nachhaltigkeit. Und so wundert es nicht, dass Kämpfen mit dem im Frühjahr 2010 fertig gestelltem Objekt „SunnyWatt“ eine Zertifizierung nach „Minergie-P-Eco“ erreichte. Trotzdem konnten keine Fördergelder beansprucht werden, es gibt lediglich die Einspeisevergütung für die von der PV-Anlage erzeugte Leistung.
Konzept der Siedlung
„SunnyWatt“, die Nullenergiesiedlung im Örtchen Watt bei Zürich, ist schon jetzt ein Vorzeigeprojekt solaren Bauens. Die Begeisterung über komfortables Wohnen mit gutem Schlaf dank kontrollierter Lüftung und monatlichen Energiekosten von 25 SFr. für 150 m2 Wohnfläche geht einher mit der Tatsache, dass diese Bebauung mit ihren 19 Wohneinheiten mehr Energie erzeugt, als sie verbraucht.
Die vier Gebäude liegen nach Süden ausgerichtet parallel zu den Höhenlinien in einem Hanggebiet. Während die beiden nördlichen Gebäude drei- und viergeschossig sind, verfügen die beiden südlichen Reihenhäuser über zwei Geschosse. Dies ist der verschattungsfreien Situation der Wohnungen sowie der auf den Dächern befindlichen PV- und Solaranlagen geschuldet.
Jede Wohnung verfügt über einen eigenen Eingang, das Gebäude im Nordwesten bietet vier Geschosswohnungen Platz, das nebenliegende Gebäude vier Gartenmaisonette- und vier Attikamaisonettewohnungen mit je 5,5 Zimmern, dazwischen befindet sich eine massive Treppenanlage mit Lift. In den Reihenhäusern mit Gartenanteil wohnen sieben Familien. Alle Bewohner profitieren von der Piazza zwischen den Häuserzeilen, dem Spielplatz und den Grünflächen – Nachhaltigkeit also im sozialen Bereich. Für alle Häuser wurde eine gemeinsame massive Tiefgarage gebaut, die an die jeweiligen Kellergeschosse anschließt und direkten Zugang zu einem Teil der Häuser erlaubt.
Konstruktion
Nachhaltigkeit bezieht sich auch auf die Baumaterialien: SunnyWatt wurde weitestgehend in Holz realisiert. Die Eco-Zertifizierung verlangt beim Beton für Keller und Garage, dass die Transportdistanz nicht mehr als 20 km beträgt, zusätzlich wurde für die Bodenplatte und die inneren Wände Recyclingbeton verwendet.
Für die Gebäude wurden im Werk vorfabrizierte Wände mit 36 cm Steinwolledämmung verwendet, die als raumhohe Elemente auf die Baustelle kamen. Dafür arbeitete das Zimmererunternehmen Hector Egger im Dreischichtbetrieb und fertigte die Teile „just in time“ direkt für die Montage auf der Baustelle. Dabei waren die meisten Rahmen der Lochfenster bereits integriert, der Fensterlieferant montierte die raumhohen Verglasungen vor Ort. Hierzu wurde wegen der großformatigen Fenster in den Südfassaden ein Kleinraupenkran eingesetzt.
Die insgesamt 690 m2 große Glasfläche besteht aus Dreischeiben-Wärmeschutzglas mit einem Ug-Wert von 0,6 W/m²K, die Rahmenkonstruktionen in Holz-Aluminium zeigen außen nur Glas und Aluminium (Top-Win Classic). Hierbei konnte die rahmenseitig sehr schlanke Ausführung durch eine neuartige Verklebung (Sikasil von Sika) der Gläser mit den Flügelrahmen erreicht werden.
Dazu Beat Kämpfen: „Die von mir bevorzugten Holz-Aluminium-Fenster von 1a-Hunkeler sind geklebt und weisen daher einen großen technischen Vorteil auf: Das Holz ist nur auf der Innenseite sichtbar, auf der Außenseite überdeckt das Glas das Holz und ist zusätzlich durch Aluminium im Blendrahmen geschützt. Dadurch ist die Konstruktion praktisch unterhaltsfrei und Laibung und Glas sind absolut bündig.“
Die Qualität der Gebäudehüllen wurden durch Blower-Door-Tests in ihrer Dichtheit bestätigt. Den äußeren Abschluss bilden hinterlüftete Lärchenschalungen, die keinen Holzschutz aufweisen. „Man soll sehen, dass ein Holzhaus lebt“, sagt Beat Kämpfen zur Vergrauung der Oberfläche. Die Geschossdecken bestehen aus vorgefertigten Holz-Beton-Verbundelementen, um Speichermasse zu erhalten und um den strengen Schall- und Brandschutzvorschriften zu genügen, die bei einem 4-geschossigen Wohnbau rigide ausgelegt werden. Auch diese Elemente stammen vom Egger-Werk. Es wurde Brandschutzklasse F 60 erreicht.
Die Treppenhäuser der Reihenhäuser sind aus Holz und wurden vorfabriziert geliefert. Die Laubengänge der beiden nördlichen Gebäude bestehen aus Betonelementen auf Stahlstützen, führen zu den Eingangstüren und werden durch ein zentrales und massives Treppenhaus mit Lift erreicht. Da hier kein klimapufferndes Treppenhaus vorgeschaltet ist, kamen hochwertige luftdichte Türen zum Einsatz. Zur Dämmung der Dachterrassen wurden zwei Lagen Vacuum-Isolations-Paneele eingesetzt.
Haustechnik
Das Energiekonzept sieht eine zentrale Raumwärmeversorgung über eine Bodenheizung für alle Wohnungen vor. Dazu sind auf dem Dach des Hauses über der Technikzentrale 60 m2 Röhrenkollektoren für Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung installiert, die auf drei Wasserspeicher mit total 15 000 Liter Inhalt liefern. Fünf Erdsonden mit Bohrungen bis in 300 m Tiefe versorgen zwei Wärmepumpen, die die Tanks erwärmen, wenn die Sonne nicht scheint. Hieraus wird die Fußbodenheizung gespeist, die jedoch nur bei kaltem und sonnenlosem Wetter angefordert wird. Jede Wohnung ist mit ihrer eigenen kontrollierten Lüftung ausgerüstet, die in einem Abstellraum innnerhalb der Wohnung untergebracht ist. In die Wohnräume wird eingeblasen, aus den Bädern und Küchen abgesaugt.
Zusätzlich sind auf den Dächern PV-Anlagen mit einer Leistung von 104 kWp montiert, die mehr Energie erzeugen, als das Gebäudeensemble für seine Technik verbraucht. Die Einspeisevergütung hierfür ist die einzige „Förderung“, welche die öffentliche Hand für das innovative Objekt gewährt hat.
Architekt: Beat Kämpfen, Zürich
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