Firmen im Artikel
Anforderung:
Begehbare Oberlichter mit hohen Ansprüchen an Brandschutz, Statik und Erdbebensicherheit
Lösung:
Maßgeschneidertes Verbundglassystem, bestehend u.a. aus Brandschutz- und Verbundsicherheitsglas
Das von Pelli Clarke Pelli Architekten entworfene „Salesforce Transit Center“ beeindruckt zunächst durch seine Imposanz: Der rund 140 000 m2 große Bau erstreckt sich über fünf Blocks entlang der „Mission Street“ südlich des Finanzviertels und ist schon von Weitem sichtbar. Für eine anmutige und einladende Optik sorgt die sanft gewellte Fassade, die über der Straße zu schweben scheint. Auf Straßenhöhe locken Geschäfte und Cafés Besucher an und beleben das umliegende Viertel, während auf dem 2,2 ha großen Dachpark Menschen flanieren und entspannen. Somit ist das „Transit Center“ nicht nur Knotenpunkt für den öffentlichen Verkehr, sondern auch beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen.
Oberlichter für maximale Ansprüche
Eindrucksvoller Mittelpunkt des sechsgeschossigen Bahnhofs ist die 36 m hohe „Grand Hall“, die über begehbare Oberlichter mit Tageslicht durchflutet wird. Die Oberlichter dienen als natürliche Lichtquelle für alle Ebenen und bringen natürliches Licht bis hinunter zu den Bahnsteigen.
An die Glaselemente aus Brandschutzglas wurden maximale Anforderungen gestellt. Die Spezifikationen waren höchst speziell und wurden in dieser Form noch nie in einem einzelnen Projekt realisiert. Laut Kevin Norcross, Geschäftsführer von Vetrotech Saint-Gobain North America, gab es das Verfahren zur Herstellung dieser Art von Glasboden noch gar nicht, als der Grundstein für das Projekt gelegt wurde.
Die enorme Spannweite, die Gesamtgröße und auch die doppelte Funktion als Oberlichter sowie als Fußweg stellten eine große Herausforderung dar. Das System musste mit entsprechenden Tragfähigkeitswerten solide ausgeführt und rutschfest sein. Außerdem musste die Installation nicht nur den Witterungseinflüssen, sondern darüber hinaus den für San Francisco geltenden seismischen Belastungen standhalten. Gefragt war also, kurz gesagt, eine ingenieurtechnische Meisterleistung aus Glas, die höchste Anforderungen an Brandschutz, Statik und Erdbebensicherheit erfüllt.
„Uns wurde schnell klar, dass der Glasboden als Oberlicht keine Lösung ‚von der Stange‘ sein kann“, sagt Darin Cook, Seniorpartner bei Pelli Clarke Pelli Architekten. Und Ryan Dennett von Greenlite Glass Systems Inc. aus Kanada ergänzt: „Ich wusste, dass die Projektspezifikationen und Anforderungen eine große Herausforderung für die moderne Glastechnologie sein würden, bei der Vetrotech uns helfen könnte.“
Glaselemente aus 13 Schichten
Die einzelnen Elemente bestehen nun im Wesentlichen aus „Contraflam 120“-Brandschutzglas und begehbaren „Lite-Floor“-Gläsern von Vetrotech. Das Verbundglassystem für den Außenbereich war das einzige, das die extrem strikten Anforderungen erfüllte und zahlreiche Tests bestand, darunter den 120-minütigen Feuerwiderstandstest und den Wasserdichtigkeitstest. Erdbeben- und Tragfähigkeitstauglichkeit inklusive Sicherheitsreserve wurden durch umfangreiche Berechnungen sichergestellt.
Jedes der werkmontierten, versiegelten Elemente mit einer Gesamtstärke von 161 mm besteht aus 13 in drei Teile unterteilten Schichten unterschiedlicher Gläser. Die oberste Schicht bildet die Gehfläche, die im Bruchfall als Opferschicht dient. Sie reflektiert das Sonnenlicht, hat eine Verbundzwischenlage, die das durchscheinende Licht streut, sowie eine im Siebdruckverfahren hergestellte, rutschhemmende Oberfläche aus 1,6 mm großen Punkten, die insgesamt 30 % der Fläche abdecken. Ist die Opferschicht aufgrund langanhaltender Witterungseinflüsse verschlissen oder beschädigt, kann die Scheibe vor Ort ausgetauscht werden, ohne dass das darunterliegende Brandschutzglas entfernt werden muss.
Der zweite Teil des Elements fungiert als lasttragender Teil und besteht aus drei Schichten mit jeweils teilvorgespanntem, transluzentem Verbundglas. Nach einem Abstandhalter aus schwarzem Edelstahl folgt mit „Contraflam 120“ das hochmoderne Brandschutzglas.
Die unterste Schicht eines jeden Elements dient dem Überkopfschutz. Jedes einzelne Element sitzt zudem in einem Rahmensystem mit Lastüberbrückung. Lasten aus dem Strukturglas werden ohne Beeinträchtigung der Brandschutzschicht abgeleitet. Im Untergestell ist ein Ablaufsystem integriert für den Fall, dass Wasser eindringt. Erdbeben- und Wärmedehnfugen in der Mitte des Elementes und um das Element herum gleichen Bewegungen aus.
Grenzen des Möglichen verschoben
Jedes der rund 300 1,2 x 1,2 m großen und rund 380 kg schweren Brandschutzgläser wurde bei Vetrotech Kinon in Aachen für die jeweilige Montageposition maßgeschneidert angefertigt und in einer speziellen multifunktionalen und stapelbaren Transportkiste zu Vetrotech North America nach Seattle transportiert. Bevor die fertigen Elemente montagefertig zur Baustelle geliefert wurden, erfolgte dort die Rahmenendmontage jedes einzelnen Bodenelementes.
Die Vorbereitung, Koordination und die Durchführung der einzelnen Herstell-, Liefer- und Montageschritte eines solch speziellen Glasproduktes, über den halben Globus und viele Nationalitäten verteilt, stellt eine Herausforderung für jeden Projektleiter dar. Doch die Aufgabe wurde erfolgreich gemeistert. Das „Salesforce Transit Center“ in San Francisco verfügt nun über eine der ersten erdbebensicheren Fußbodenverglasungen für den Außenbereich in den USA mit einem Feuerwiderstand von zwei Stunden sowie einen der weltweit ersten Fußböden aus Brandschutzglas mit Opferglas.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem, was sich Vetrotech und Greenlite da haben einfallen lassen“, erklärt Darin Cook von Pelli Clarke Pelli Architekten. „Es hat dazu beigetragen, die Grenzen des Möglichen in der Architektur zu verschieben. Denn bei der Gestaltung des gesamten Projektes ging es auch darum, sich das Unvorstellbare vorzustellen und zum Leben zu erwecken.“
Bauherr: Trans Bay Joint Powers Authority
Architekten: Pelli Clarke Pelli Architects, New Haven, CT, USA
www.pcparch.com
Standort: San Francisco, CA, USA
Architekt Darin Cook: „Bei der Gestaltung des gesamten Projektes ging es auch darum, sich das Unvorstellbare vorzustellen und zum Leben zu erwecken. Uns wurde schnell klar, dass der Glasboden als Oberlicht keine Lösung ‚von der Stange‘ sein kann.“
Ryan Dennett von Greenlite Glass Systems: „Ich wusste, dass die Projektspezifikationen und Anforderungen eine große Herausforderung für die moderne Glastechnologie sein würden.“
Architekt Darin Cook: „Wir sind sehr zufrieden mit dem, was sich Vetrotech und Greenlite da haben einfallen lassen. Es hat dazu beigetragen, die Grenzen des Möglichen in der Architektur zu verschieben.“
Christian Müller, Projektleiter Vetrotech International: „Die Vorbereitung, Koordination und die Durchführung der einzelnen Herstell-, Liefer- und Montageschritte eines solch speziellen Glasproduktes, über den halben Globus und viele Nationalitäten verteilt, stellt eine Herausforderung für jeden Projektleiter dar.“
Brandschutztests
Für die Systemlösung waren umfangreiche Tests erforderlich. In einem ersten Schritt wurden mehrere Brandschutzvorversuche mit unterschiedlichen Glaskombinationen im „International Fire Testing & Service-Labor“ (IFTS) in Herzogenrath durchgeführt. Die abschließenden Tests sowie die Zertifizierung gemäß den Normen UL 263 bzw. ASTM-E119 erfolgten im „Underwriters Laboratory“ (UL) in Northbrook, Illinois; dort wurde auch schließlich ein maßstabsgetreues Prüfmodell erstellt.