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Anforderung:
Bau eines offenen, transparenten und zugleich sicheren Gerichtsgebäudes
Lösung:
Speziell entwickelte Gläser, die Anforderungen an Brandschutz, Angriffshemmung, Durchbruchsicherheit, Schallschutz und/oder Durchschusshemmung erfüllen
Mit fünfzig verschiedenen Gerichtssälen, über 1.000 Mitarbeitern – darunter zweihundert Richterinnen und Richter – und 140.000 Urteilen pro Jahr ist das Amsterdamer Gericht das mit Abstand größte Gericht in den Niederlanden. Das neue Gerichtsgebäude ist Ausdruck einer funktionalen und zugleich komfortorientierten Architektur, die die Räumlichkeiten systematisch und nach Aufgabenbereichen strukturiert.
Offenheit als Gestaltungsprinzip
Der Entwurf für das funkelnde Funktionsgebäude im Zuidas-Viertel stammt von KAAN Architecten. Er geht von der Prämisse aus, dass die Rechtspflege in einem Rechtsstaat eine öffentliche Angelegenheit und somit mit dem täglichen Leben verwoben ist.
Das fünfzig Meter hohe Gebäude hat daher einen klar strukturierten, offenen Charakter. Große Fenster in der unteren Hälfte des Gebäudes geben den Blick von der Straße auf das geschäftige Treiben im Inneren frei. In den geräumigen Foyers, die die Gerichtssäle umgeben, versammeln sich täglich bis zu tausend Besucher, Anwälte mit ihren Mandanten, Reporter, Angeklagte und Interessierte. Vom Gebäude aus hat man einen freien Blick auf die Stadt.
Die zentrale Halle mit ihren Rolltreppen öffnet sich entlang eines Innengartens und einer Reihe von Gerichtssälen und schafft ein Meer aus Raum und Licht. Die enge Verschmelzung von Gebäude und Stadt mündet auf der Südseite vor dem Eingang zum Gebäude in einen rechteckigen Platz von der Größe eines halben Fußballfeldes, der sich als ein öffentlicher Raum zur Stadt öffnet.
Verglasungen für komplexe Anforderungen
Eine Besonderheit im neuen Amsterdamer Gerichtsgebäude sind die speziellen Kombinationen von Brandschutz- und Hochsicherheitsverglasungen, für die Vetrotech Saint-Gobain Benelux Entwicklungstests auf Projektbasis durchgeführt hat. Das heißt: Es wurde nicht auf bestehende Brandversuche zurückgegriffen, sondern speziell für dieses Projekt wurden neue Zusammensetzungen von Glas, Formaten und Fassaden getestet. Zum Einsatz kommen hier Kombinationen von Brandschutz, Angriffshemmung, Durchbruchsicherheit, Schallschutz und Durchschusshemmung.
Bei dem Projekt wurden circa 400 m² Brandschutzgläser ‚Contraflam‘ und ‚Contraflam Lite‘ in verschiedenen Kombinationen und den Klassifizierungen EW30, EW60, EI30 und EI 60 verwendet. Hinzu kommen mehr als 200 m² ‚Contraflam Lite EW60‘ und knapp 90 m² der durchschusshemmenden Verbundglaslösung ‚Vetrogard Bullet‘.
Die Verglasungen kommen in den Durchgängen, aber auch, mit einem Marmordruck versehen, in einer Vielzahl von festen Fassaden zum Einsatz. Weil diese Aufbauten nicht in den spezifischen Stahlprofilen getestet worden waren, richtete Vetrotech Saint-Gobain einen eigenen Testzyklus ein. Die Ergebnisse haben zu neuen Erkenntnissen über nicht standardisierte Glasprodukte geführt, die mehrere Funktionen miteinander verbinden.
Von komplex zu einfach
Eine besondere Herausforderung bestand darin, die unterschiedlichen Anforderungen an Glas und Profile zu kombinieren. Vetrotech Saint-Gobain und Agentor entwickelten daher gemeinsam Lösungen, die von einer anerkannten Stelle geprüft oder durch einen Brandtest nachgewiesen wurden. So wurden die Anforderungen an den Einbruchschutz der Verglasungen beispielsweise mit einer Kombination von feuerbeständigem Glas EW60 mit einer RC2– und RC3-Klassifizierung erreicht.
Die Aufgabe für die Unternehmen bestand dabei darin, die Lösungen von der Komplexität zur Einfachheit zurückzubringen. Deshalb wurden nicht alle Anforderungen in einem Glaspaket kombiniert, sondern es wurden zwei oder drei Glasaufbauten gefertigt – z. B. Einbruch- und Brandschutz in einem, Durchschusshemmung und Schalldämmung in einem anderen.
Alle Glasaufbauten und -kombinationen für dieses Projekt sind zertifiziert. Teilweise mussten zusätzliche Brandtests bei Efectis durchgeführt werden, um bestimmte Lösungen verwenden zu können. Die meisten Tests führte Vetrotech Saint-Gobain jedoch im eigenen ‚International Fire Testing Services‘ (IFTS) Testlabor in Herzogenrath bei Aachen durch. Hier zeigte sich, dass die Gläser alle geforderten Werte wie beispielsweise die in den Spezifikationen angegebene Klassifizierung EI60 – d. h. eine Stunde Feuerwiderstand bei der höchsten Dämmstufe für die Trennwände – erreichten.
Aufgrund der intensiven Beratung – Vetrotech Saint-Gobain war von Beginn an in die Planungen einbezogen – und der maßgefertigten Produkte gehen beim neuen Gerichtsgebäude in Amsterdam Design, Komfort und Funktionalität eine kongeniale Verbindung ein, die für alle Anforderungen eine individuell passende Lösung bietet.
Projekt: Neubau des Amsterdamer Gerichts »New Amsterdam Court House« (NACH)
Standort: Parnassusweg 280, 1076 AV Amsterdam, Niederlande
Architekten: KAAN Architecten, Rotterdam
www.kaanarchitecten.com