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Brandschutzverglasung bei Türen und Absturzsicherung

Umnutzung eines Klosters zur Tagungs- und Bildungsstätte in Siegburg
Geschützt in heiligen Hallen

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Mit Rücksicht auf den Bestand und mit Weitsicht auf neue Anforderungen wurde das ehemalige Kloster in eine Tagungs- und Bildungsstätte umgewandelt. Die gewünschte elegant-leichte Optik wurde unter anderem mit Hilfe von Brandschutz-Glastüren sowie einer absturzsichernden Brandschutzverglasung erreicht.

Anforderung:

Erhalt des Klostercharakters plus (Brandschutz)-Anforderungen für moderne Versammlungsstätte

Lösung:

Brandschutzverglasung für Türen und Absturzsicherung – optisch filigran


Dipl.-Ing. Claudia El Ahwany | be

Die Gebäudeanlage befindet sich auf einem Berg gut 50 m oberhalb der Kreisstadt Siegburg und kann auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken: Um 1064 n. Ch. gründete der Kölner Erzbischof Anno II. hier eine Benediktinerabtei, in der bis zur Säkularisation im Jahre 1803 zahlreiche Mönche lebten. Anschließend diente das Objekt als Kaserne, Schule, Zuchthaus, Lazarett und immer wieder auch als Kloster. 2010 löste sich das Kloster vollständig auf, denn zu diesem Zeitpunkt war die Gemeinschaft der Mönche so sehr geschrumpft, dass nur noch wenige Benediktiner dem Konvent angehörten. Dennoch sollte die ehemalige Abtei auch künftig geistiges Zentrum bleiben. Aus diesem Grund siedelten hier sechs indische Priester des Ordens der Unbeschuhten Karmeliten (OCD) an. Mit dem Einzug des Katholisch-Sozialen Instituts wird hier eine Tagungsstätte betrieben. Infolgedessen war eine umfassende Sanierung und Erweiterung des Gebäudeensembles erforderlich.

Das Erzbistum lud acht Architekturbüros zum Wettbewerb ein. Eine wichtige Aufgabenstellung war, dass die Silhouette des Berges möglichst nicht beeinflusst werden sollte. Dies erfüllt der Siegerentwurf des Architekturbüro meyerschmitzmorkramer, indem ein Neubau angegliedert wurde, der sich farblich an den Sockelbereich der Abtei anpasst und 17 m unterhalb des Klosters liegt. Seine Fassade nimmt Gestaltungselemente des Bestandsgebäudes auf und bildet dadurch eine harmonische Einheit. Darin sind das Restaurant, die Räume für das Katholisch-Soziale Institut (KSI) sowie 100 Stellplätze auf zwei Ebenen untergebracht.

Die Abtei selbst wurde renoviert, aber insgesamt nur wenig verändert. Beispielsweise blieb der frühere Kreuzgang ebenso erhalten wie die Mönchszellen, die allerdings durch ein Bad ergänzt und zu Hotelzimmern umgebaut wurden. Sowohl im Neu- als auch im Altbau befinden sich Tagungsräume, wobei sie beim Altbau in den vorhandenen Bestand integriert werden konnten. Insgesamt legten die Planer großen Wert darauf, den architektonischen Charakter des ehemaligen Klosters zu erhalten und gleichzeitig den Anforderungen einer modernen Versammlungsstätte gerecht zu werden. Selbstverständlich mussten sie hierbei auch etliche Bauvorschriften berücksichtigen.

Caspar Schmitz-Morkramer

Brandschutzvorschriften

Als Versammlungsstätte musste das Gebäudeensemble unter anderem die Anforderungen an den Brandschutz erfüllen. Die Verantwortlichen suchten entsprechende Systeme und stießen auf die Firma Hoba. Das Unternehmen hat sich auf hochwertige Brandschutzelemente aus Holz, Glas und Edelstahl spezialisiert, die stets an die individuellen Gegebenheiten angepasst sind. Häufig werden die Elemente in denkmalgeschützten Altbausanierungen eingesetzt. Die Mitarbeiter verfügen nicht nur über ein großes Fachwissen im Bereich Brandschutz, sondern stehen den Architekten auch in der Planungsphase beratend zur Seite. Auf Grundlage der Vorplanung für die Abtei Siegburg wurde eine produktneutrale Leistungsbeschreibung für eine öffentliche Ausschreibung verfasst, die die Schreinerei Fritz & Alfred Müller GmbH für sich entscheiden konnte. Das Unternehmen baute insgesamt 45 Brandschutzelemente ein.

Darunter auch eine besondere Hoba-Spezialität: die Tür im freien Glasumfeld. Diese zeichnet sich durch ihre minimalistische Konstruktion aus. Denn sie ist so in die Brandschutzverglasung eingebaut, dass die Türzargen keinerlei Verbindung mit den umlaufenden Rahmen mehr haben. Folglich trägt das Glas die Tür. Diese besondere Tür ist in ein- oder zweiflügeliger Ausführung erhältlich und verleiht dem Interieur eine elegante Leichtigkeit. Da aufgrund des Glasgewichtes solche Elemente aber 400 kg und mehr wiegen können, gelang der Schreinerei eine Mischung aus Kraft und Fingerspitzengefühl.

Absturzsicherung mit Brandschutzverglasung

Auch im Treppenhaus des Neubaus bewiesen sie ihr Können. Hier bauten sie mehrere absturzsichernde Verglasungen der Kategorie A ein (siehe Kasten), die im Brandfall mindestens 30 Minuten lang ihre Funktion (F30) erfüllen. Auch diese stammen von Hoba und wurden herstellerseitig speziell an die Abtei Siegburg angepasst. Vertikal werden die Glasscheiben zum Teil durch eine Silikonfuge miteinander verbunden, was sie filigran erscheinen lässt. Dank guter Vorplanung und Montage fügen sich die Brandschutzelemente heute wohltuend in die Gestaltung des ehemaligen Klosters ein und tragen zu einer angenehmen Raumatmosphäre bei. .

Das Projekt gewann zwei Preise des MIPIM Awards 2018: einen in der Kategorie „Best Hotel & Tourism Resort“ und zusätzlich den „Special Jury Award“. Es war das erste Mal, dass dieser Special Award an ein deutsches Projekt vergeben wurde.


Bauherr: Erzbistum Köln

Architekten:
meyerschmitzmorkramer, Köln
Projektleitung: Annegret Kufferath
www.msm.archi

Leistungsphasen: 1–9

BGF: 23 000 m2

Wettbewerb: 2012

Bauzeit: 2014–2017

Projektsteuerung:
WSP Deutschland AG, Düsseldorf

Haustechnikplanung:
TEN Ingenieure, Aachen

Statik: Finck Billen Ingenieurgesellschaft, Köln

Brandschutz: Ingenieurbüro Gehlen, Düsseldorf

Bauphysik: ISRW Klapdor,
Düsseldorf

Landschaftsplanung: FSWLA
Landschaftsarchitektur, Düsseldorf


Stimmen

Architekt Caspar Schmitz-Morkramer: „Für uns war es wichtig, die berühmte Silhouette der Abtei nicht zu verändern. Wir wollten keine stilistische Spielerei, sondern ein klares Gebäude schaffen, das bei Betrachtung Ruhe vermittelt und Spirituelles mit Architektonischem vereint.“

Architektin und Projektleiterin Annegret Kufferath: „Unser Anspruch war es, sowohl den Tagungsgast als auch den Menschen, der einen kurzen Ausstieg aus dem Alltag wählt, abzuholen. Wichtig war uns dabei, den Ort nicht zu verfremden, sondern die Tradition und Zeitlosigkeit des Gebäudes innerhalb der Zimmer in
eine moderne, zeitgemäße Sprache zu übersetzen, die bewusst auf Trends und Moden
verzichtet.“


Absturzsichernde Verglasungen nach DIN 18008, 1-5

Absturzsichernde Verglasungen schützen Menschen vor dem Sturz aus größerer Höhe (z. B. Balkonbrüstungen, Treppengeländer, Panoramaaufzüge). Ab welchem Höhenunterschied die Verglasung absturzsichernd sein muss, wird von der jeweiligen Landesbauordnung bestimmt. In der Regel liegt er bei 1 m. Bei Absturzhöhen bis zu 12 m muss die Brüstung eine Mindesthöhe von
90 cm haben. Bei größeren Absturzhöhen muss sie mindestens 110 cm hoch sein. Es werden drei Kategorien unterschieden:

Kategorie A:

Personen werden nur durch die Verglasung vor dem Sturz gehindert. Es gibt keine Geländer, Riegel oder Ähnliches. Deshalb sind hier die Anforderungen an das Glas und seine Montage am höchsten.

Kategorie B:

Hier wird die absturzsichernde Funktion über Verglasung und durchgehenden Handlauf sichergestellt.

Kategorie C:

Handläufe und Brüstungen sorgen dafür, dass keine Person abstürzt. Die Verglasung übernimmt lediglich ausfachende Funktion.


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