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Wandheizung im Trockenbau

Wenn‘s nicht nass werden soll
Wandheizung im Trockenbau

Eine gängige Bauart der Wandheizung ist die Einbettung von Rohren in den Putz. Es sind aber auch verschiedene Ausführungen im Trockenbau möglich. Heizkörper hinter einer Plattenbekleidung oder Heizschlangen direkt in der Platte eignen sich für den Holzbau inklusive Dachgeschossausbau, für Ständerwände oder für feuchtigkeitssensible Bestandsbauten.

Markus Hoeft

Hinsichtlich ihrer grundsätzlichen Nutzungseigenschaften und Vorteile unterscheidet sich die Wandheizung im Trockenbau zunächst nicht von Wandheizungen ganz allgemein. Sie gehören zu den Flächenheizungen, die im Vergleich zu herkömmlichen Radiatoren einen deutlich höheren Anteil ihrer Wärme als Strahlung abgeben, während der Anteil der Konvektion, also der Umwälzung warmer Luft, eher klein ist.

Strahlungswärme – wie sie etwa auch der alte Kachelofen hauptsächlich abgegeben hat – wird physiologisch als besonders angenehm empfunden. Gegenüber Konvektionsheizungen entsteht ein für den Menschen behagliches Gefühl schon bei 2 bis 3 °C geringeren Raumlufttemperaturen.

Weil eine große Fläche für die Wärmeabgabe zur Verfügung steht, kann außerdem mit relativ geringen Vorlauftemperaturen gearbeitet werden. Beide Faktoren tragen zu einer energiesparenden Heizung bei, die sehr günstig mit regenerativen Wärmequellen betrieben werden kann, etwa mit solarthermischen Kollektoren oder Wärmepumpen.

In den zu beheizenden Räumen selbst wird durch die reduzierte Konvektion weniger Staub aufgewirbelt und im Raum verteilt, was vor allem für Allergiker von wesentlicher Bedeutung ist. Gleichzeitig sinkt die Gefahr heizungstypischer Verschmutzungen über den Radiatoren. Innenarchitektonisch sind Flächenheizungen zudem ein Gewinn, weil es keine sichtbaren Heizkörper mehr gibt. Die Raumgeometrie bleibt klar und geordnet. Bei allen Vorteilen der Wandheizungen gibt es doch auch Einschränkungen, vor allem bei der Inneneinrichtung.

Inniger Kontakt

Einsatzmöglichkeiten und -grenzen

Bei der Inneneinrichtung muss genügend freie Heizfläche an den Wänden zur Verfügung stehen, die auch später nicht mit großen Möbeln versperrt werden darf. Kleinere Gegenstände lassen sich durchaus aufstellen oder aufhängen, sofern bei der Befestigung die Lage der Heizschlangen in der Wand berücksichtigt wird. Dem ersten Mieter oder Käufer einer Wohnung kann man diese Einschränkungen noch relativ einfach mitteilen, schwieriger wird dies bei nachfolgenden Nutzerwechseln. Diesen kommunikativen Aufwand, für den die Wohnungswirtschaft Lösungen wird finden müssen, haben Wandheizungen jedoch nicht allein, sondern teilen ihn sich mit vielen der anspruchsvolleren Heizungs- oder Lüftungstechniken, man denke an die Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung.

Wandheizungen können bei ausreichender Wandfläche als alleinige Volllastheizung oder als Ergänzung zu anderen Systemen, z.B. Fußbodenheizungen, eingesetzt werden. Aus der Denkmalpflege ist außerdem die Hüllflächentemperierung bekannt, bei der es nicht primär um die Raumheizung geht, sondern um die Erwärmung und damit Austrocknung der historischen Außenwände.

Viele Wandheizsysteme können auch für die Raumkühlung eingesetzt werden, indem statt warmes Wasser gekühltes Wasser in den Rohrschlangen zirkuliert. Bevorzugt werden Wandheizungen in Außenwände eingebaut, der Einbau in Innenwände ist jedoch ebenso möglich. In beiden Fällen ist die rückseitige Wärmeabgabe durch eine ausreichende Dämmung zu begrenzen, für die bei Außenwänden ggf. die EnEV zu beachten ist.

Trockene Montage im Holz- oder Bestandsbau

Eine detaillierte Planungshilfe für Wandheizungen ist die Richtlinie Nr. 7 zur „Herstellung von Wandheiz- und -kühlsystemen im Wohnungs-, Gewerbe- und Industriebau“ des Bundesverbands Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (derzeit aktuelle Ausgabe Januar 2015).

Darin werden für warmwasserbetriebene Systeme verschiedene Ausführungsformen beschrieben, von denen die Einbettung der Heizrohre in eine Putzschicht wohl die gängigste sein dürfte. Bei fachgerechter Ausführung haben die Rohre dabei innigen und unmittelbaren Kontakt mit dem Putz, der als Wärmeverteilschicht dient.

Diese Bauweise ist relativ einfach, verursacht kaum Wärmeverluste und reagiert sehr wenig träge. Aber es handelt sich um eine „nasse“ Bauweise, bei der mit dem Putz größere Mengen Feuchtigkeit in das Gebäude eingebracht werden, auf deren Austrocknung anschließend gewartet werden muss. Darum ist sie nicht für jedes Bauvorhaben geeignet, zum Beispiel nicht für Holzbauten. Denn ihnen fehlen zum einen die massiven verputzbaren Wände, zum anderen ist der Feuchtigkeitseintrag problematisch – was sowohl für neu erbaute Holzhäuser als auch für historische (Fachwerk-)Gebäude gelten kann.

Weitere Holzbausituationen sind der Dachgeschossausbau und hier speziell die Wandheizung in der Dachschräge oder auch Fertighäuser in Holzbauweise. Doch selbst im Massivbau können Trockenbau-Wandheizungen eine Alternative sein, etwas wenn beim Bauen im Bestand die Oberflächen der vorhandenen Wände nicht zum Verputzen geeignet sind, so dass ohnehin eine Vorsatzschale o.ä. verwendet werden muss, oder wenn bei Baustellen mit Termindruck die Wartezeit bis zum Austrocknen des Putzes nicht zur Verfügung steht.

Ist die Entscheidung für eine Ausführung im Trockenbau gefallen, sind drei Ausführungsvarianten möglich:

  • Wandheizung aus Einzelteilen mit vorgesetzter Trockenbauplatte
  • Vorgefertigte Unterwandheizkörper mit vorgesetzter Trockenbauplatte
  • Vorgefertigte Wandheizung in einer Trockenbauplatte.

Heizanstrich an der Wand

Aufbau aus Komponenten

Ein Aufbau aus Einzelteilen ist aufwendiger als die Verwendung von vorgefertigten Elementen, erlaubt dafür aber auch eine sehr genaue Anpassung der Heizung an die Geometrie der Wand. Voraussetzung ist eine geschlossene Wandfläche (massiv oder Trockenbau), auf der die Systemplatten, die Wärmeleitbleche und die Rohrschlangen sowie Holzlatten als Unterkonstruktion für die spätere Bekleidung verlegt werden.

Die Systemplatte kann bereits ab Werk auf der Rückseite mit einer Wärmedämmung versehen sein oder besteht selbst aus einem Dämmstoff. Teilweise sind auch die meist aus Aluminium bestehenden Wärmeleitbleche bereits mit der Systemplatte verbunden. Ihre Aufgabe ist die Weiterleitung der Wärme auf die anschließend zu montierende Bekleidung. Trockenbau-Wandheizungen mit einem solchen Aufbau aus Einzelteilen sind zum Beispiel SpeedUp von Danfoss, PYD-Alu Wall trocken von mi-Heiztechnik oder Uponor Siccus.

Heizkörper unter der Bekleidung

Bei komplett vorgefertigten Elementen hinter einer Trockenbauplatte sind die oben genannten Funktionsteile bereits werkseitig montiert.

Der entscheidende Unterschied beider Ausführungsarten für den Planer ist aber eigentlich ein anderer: Die fertigen Elemente, die auch als Unterwandheizkörper bezeichnet werden, können direkt in eine Ständerkonstruktion integriert werden, wie sie für Trockenbauwände ohnehin erforderlich ist. Es muss also vorab keine geschlossene Wandfläche existieren, ja nicht einmal eine Wand.

Je nach Produkt ist zu prüfen, welche Unterkonstruktionen (Holz oder Metall) und vor allem welche Ständerabstände erforderlich sind. Die Ständerweiten müssen auf die Breiten der Heizelemente abgestimmt sein und dafür meist enger als die trockenbautypischen 625 mm gestellt werden, was mehr Ständer erfordert. Dafür erhält man jedoch eine vollständig in der Ständerwand liegende Heizung, die praktisch keinen zusätzlichen Raum – keine zusätzliche Wanddicke – benötigt. Beispiele für solche Ständerwandheizungen sind das Kupfer- bzw. Alu-Heizelement von Perihel, Uponor Siccus SW sowie cupronova von Wieland.

Die Beplankung sollte eine möglichst hohe Wärmeleitfähigkeit haben, was aus thermischer Sicht zementgebundene Platten begünstigt. Jedoch sind auch Gipskarton- oder Gipsfaserplatten möglich, die allerdings die Wärmeabgabe etwas reduzieren. Eine Alternative können Spezialgipsplatten sein, wie sie Rigips mit der graphitmodifizierten Platte Climafit anbietet, die mit U = 0,52 W/(m²K) eine etwa doppelt so hohe Leitfähigkeit wie Standardgipsplatten hat.

Unabhängig vom Material muss die Beplankung in der Regel einlagig ausgeführt werden, weil anderenfalls die Befestigung der zweiten Lage die Unterwandheizkörper beschädigen könnte.

Spannendes Material mit Tradition

Vorgefertigt in Gips(faser) oder Lehm

Bei beiden bisher beschriebenen Bauweisen liegt die Heizung hinter einer Trockenbauplatte, wodurch eine eindeutige Gewerketrennung zwischen Heizung und Trockenbau gegeben ist. Diese Trennung wird aufgehoben, wenn die Heizschlangen werkseitig in die Platten integriert sind – Beplankung und Heizung verschmelzen dann zu einem Bauteil. Es handelt sich vor allem um Gipsfaserplatten, wie sie etwa als Simplex Wandheizmodule, Variotherm Trockenbau-Wandheizung oder Viega Fonterra Side 12 angeboten werden. Es gibt aber von Beka, Perihel und Rehau auch Systeme auf der Basis von Gipskartonplatten.

Die thermische Situation ist bei diesen Trockenbausystemen ähnlich günstig wie bei den „nassen“ Wandheizungen im Putz, weil die Heizschlangen direkten Kontakt zur Wärmeverteilschicht haben und unmittelbar unter der Oberfläche liegen. Auch konstruktiv ist der Aufbau schlank und sehr einfach. Zu beachten ist jedoch in der Regel ein engerer Ständerabstand als im normalen Trockenbau.

Die verschiedenen Heizplatten-Systeme unterscheiden sich in den Plattendicken von 12,5 bis 18 mm.

Es könnte eine Versuchung geben, sich für die dünneren und damit platzsparenderen Systeme zu entscheiden. Jedoch müssen hier auch die Durchmesser der Heizschlangen dünner sein, was die Heizleistung herabsetzen kann. Zu bedenken ist außerdem die Stabilität der Wandbekleidung, die ja wegen der bereits beschriebenen Beschädigungsgefahr nur einlagig ausgeführt werden kann.

Es ist vielleicht überhaupt der Knackpunkt der ansonsten sehr rationellen Bauform: Die einlagige Beplankung, die zusätzlich thermisch beansprucht ist, muss sauber, eben und rissfrei auf der Unterkonstruktion verlegt und dann verspachtelt werden, womit in jedem Fall ein versierter Trockenbauer beauftragt werden sollte.

Eine Besonderheit innerhalb der Trockenbauplatten mit integrierter Wandheizung stellt die Bauweise von Wem dar, weil die Heizschlangen nicht in Gips, sondern in Lehm eingebettet sind. 25 mm starke Klimaelemente aus Lehm mit Stroh- und Glasfaserverstärkung werden auf flächigem Untergrund oder Ständerkonstruktion verschraubt und anschließend mit Lehm-Oberputz sowie Glasfasergewebe verspachtelt. Die Vorteile einer Trockenbau-Wandheizung, die wie die meisten hier genannten Systeme zugleich kühlen kann, lassen sich sowohl im Massiv- als auch im Holzbau mit den Vorzügen des Baustoffs Lehm kombinieren.


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