Das Olympiastadion Kiew erhielt für die Fußball-Europameisterschaft 2012 ein neues, Aufsehen erregendes Dach aus einer Seil- und Membrankonstruktion. Dabei verantwortet Glasfasergewebe die besondere Leichtigkeit
Die Endrunde der 14. Fußball-Europameisterschaft (UEFA EURO 2012) findet vom 8. Juni bis zum 1. Juli 2012 in Polen und der Ukraine statt. Bereits im Oktober 2011 konnte das aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammende, jetzt umgebaute und modernisierte Stadion in Kiew eingeweiht werden. Der Entwurf von gmp zur Rekonstruktion des Stadions respektiert die historische Bausubstanz mit ihrer signifikanten filigranen Spannbeton-Oberrangtribüne aus dem Jahr 1968, indem das Tragwerk der neuen Dachkonstruktion losgelöst vor der bestehenden Tribünenschüssel angeordnet wurde. Der Innenraum des Stadions mit Sitzplätzen für ca. 68 000 Menschen erhält durch seine filigrane, mit Luftstützen und Lichtkuppeln ausgestattete Membrandach-Konstruktion eine unverwechselbare Identität.
Dachkonstruktion
Für das Seiltragwerk und Membrandach zeichnet Hightex verantwortlich, ein Spezialanbieter für textile Architektur. Das Seiltragwerk mit 80 Achsen, 800 t Seil und 200 t Gussteilen umspannt eine Fläche von etwa 50 000 m². Mit einem integrierten Stahldruckring am Außenrand funktioniert das Seiltragwerk wie ein Radspeichen-System. Der Druckring entspricht der „Felge“, die radial angeordneten Seile dienen als „Speichen“ und die ringförmig angeordneten Seile im Inneren des Tragwerks stellen die „Nabe“ dar. Diese Radspeichen-Systeme sind hoch vorgespannt und grundsätzlich selbstständig tragfähig. Der Verbund der Seile zu diesem Tragwerk erfolgt über komplex gestaltete Stahlgusskörper, die exakt im Tragwerk positioniert sind.
Seine optische Eleganz erhält dieses superleichte Dachtragwerk durch die Eindeckung mit Glasfasergewebe mit einer Beschichtung aus Polytetrafluorethylen (PTFE/Glass). Das Dach besteht aus 80 einzelnen, etwa 600 m² großen PTFE-/Glass-Membranfeldern. Diese wurden in der Hightex-Fertigung zugeschnitten, einbaufertig konfektioniert und vor Ort in das Dach eingehoben. Durch insgesamt 640 ETFE-Lichtkuppeln mit einem Durchmesser zwischen 2,5 m bis 3,2 m wird das Dach komplettiert. Durch die Bespannung mit transparenter Folie aus Ethylen/Tetrafluorethylen (ETFE) entstand eine in dieser Form einzigartige lichtdurchlässige Dachlandschaft. Die Gesamtfläche des Dachs beträgt rund 44 500 m², die transparente Gesamtfläche der Lichtpunkte 6 500 m².
Durch die ausgebildeten Hochpunkte, die für die Membrantragfähigkeit und die Entwässerung des Daches von Bedeutung sind, erhält das Dach sein einzigartiges Erscheinungsbild.
Planung Rekonstruktion/Modernisierung: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg Ingenieurplanung: form TL Ingenieure für Tragwerk und Leichtbau, Radolfzell
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