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Flexibel formbar

Kunststoffdachbahnen
Flexibel formbar

Markus Hoeft

Im Jahr 2002 wurden in Deutschland 101 Millionen Quadratmeter geneigtes Dach (ab 7° Neigung) eingedeckt und rund 88 Millionen Quadratmeter Flachdachfläche abgedichtet.
Blickt man zurück auf frühere Jahre, dann schwanken zwar die absoluten Größenordnungen von Steildach und Flachdach mit der Baukonjunktur, doch das Verhältnis untereinander bleibt erstaunlich konstant:
Die Flachdachfläche liegt stets etwas unter derjenigen für das Steildach. Von einer steigenden Vorliebe bei Bauherrn und Planern für flache Dächer zu sprechen, wäre also nicht korrekt; jedoch bestimmt diese Bauform nunmehr seit Jahrzehnten einen wesentlichen Teil unserer gebauten Umwelt.
Eine ähnliche, fast parallel zu nennende Konstanz ist im Verhältnis der beiden hauptsächlich verwendeten Abdichtungsvarianten zu beobachten. Flachdachflächen werden weit überwiegend entweder mit Polymerbitumenbahnen oder mit Bahnen auf der Basis von Kunststoffen und Kautschuk abgedichtet. Die absoluten Zahlen verändern sich auch hier naturgemäß mit der Größe der Gesamtflachdachfläche, die in einem Jahr in Deutschland abzudichten ist.
Soweit gesicherte Zahlen vorliegen, muss man aber von einem relativ stabilen Verhältnis von etwa zwei Dritteln Bitumen und Polymerbitumen sowie rund einem Drittel Kunststoff und Kautschuk ausgehen.
Aus technischer Sicht gibt es darüber hinaus zwei weitere Gestaltungsmöglichkeiten für das Flachdach, die aber nur ein Nischendasein als spezielle Problemlöser führen. Erstens lassen sich mit rollnahtgeschweißtem Edelstahl flach geneigte Flächen bis hin zu Null-Grad-Dächern ausführen. Und zweitens können Flachdachabdichtungen auch mit flüssigen Kunststoffen gegossen werden, was bei Flächen mit komplizierter Geometrie und/oder vielen Durchdringungen und Anschlussdetails eine sehr interessante Lösung ist. Bei großen ungestörten Flächen ohne besondere Anforderungen sind sowohl die Flüssigkunststoffe als auch der Edelstahl hingegen oft zu kostenaufwändig.
Auch für geschwungene Formen
Unter den Bahnenabdichtungen für Flachdächer sind die Kunststoffe das jüngere Produkt.
Die Anwendung als Dachbahn wurde in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts zur Marktreife entwickelt. Die Bahnen waren von Anfang an für eine einlagige Anwendung auf dem Flachdach vorgesehen, was wesentlich zu ihrem Erfolg beigetragen haben dürfte.
Sie werden einfach, schnell und weitgehend witterungsunabhängig verlegt, zumeist lose mit mechanischer Befestigung und/oder mit Auflast. Auf allen gängigen Untergründen lassen sich sowohl im Neubau als auch in der Sanierung sichere und langlebige Dachabdichtungen ausführen.
Speziell beim Industrie-Leichtdach wirkt sich das geringe Flächengewicht der Abdichtungen günstig aus. Dieses geringe Flächengewicht resultiert u.a. aus der geringen Dicke: Kunststoffe können schon ab 1,2 mm Dicke als Dachbahnen eingesetzt werden. Die Lebensdauer der Bahn und die Sicherheit der Abdichtung erhöht sich mit jedem Millimeter Stärkezuwachs, weshalb heute häufig 1,5 mm starke Schichten eingesetzt werden.
Die Angebote der Hersteller reichen aber auch bis zu Dicken von 2,5 mm. Falls erforderlich, können die Bahnen zusätzlich mit Einlagen bzw. unterseitigen Kaschierungen aus Gewebe oder Vliesen ausgerüstet sein.
Aus der geringen Dicke entsteht im Zusammenspiel mit der Flexibilität und der Dehnbarkeit ein weiterer Vorteil der Kunststoffdachbahnen: Sie passen sich ausgezeichnet geschwungenen und gekrümmten Dachformen an, wie sie vor allem bei Flächentragwerken anzutreffen sind.
Zur optisch ansprechenden Wirkung solcher Dachkonstruktionen trägt bei, dass die Nähte der Bahnen untereinander nur relativ wenig auffallen und so den Flächeneindruck nicht stören.
Auch die zumeist helle Eigenfarbe der Bahnen unterstützt die architektonische Wirkung. Das Material kann auch in Sonderfarben bestellt oder nachträglich angestrichen werden.
Bei expressiven Dachformen, die noch dazu im sichtbaren Bereich liegen, hat der Planer also interessante Gestaltungsmöglichkeiten. In Abhängigkeit vom Gesamtkonzept kann sich die Abdichtung der Konstruktion dezent unterordnen oder aber umgekehrt sie markant betonen.
Vereinheitlichtes Anforderungsprofil
Die stoffliche Vielfalt der verwendeten Kunststoffe bzw. der Kautschukarten hat seit der Markteinführung der Bahnen ständig zugenommen und ist für einen Nicht-Chemiker kaum noch zu überblicken. Zu jedem Material gehört außerdem eine eigenständige Materialnorm, was die Orientierung auch nicht eben vereinfacht.
Der einschlägige Herstellerverband, der DUD Industrieverband Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahnen e.V., hat deshalb ein stoffunabhängiges Anforderungsprofil für Dachabdichtungen aus Kunststoff entwickelt und veröffentlicht. Darin werden elf Eigenschaften genannt, für die je nach Einbauart Prüfungen durchzuführen sind.
Der Planer erhält mit diesen Kriterien zugleich einen Anhaltspunkt, auf welche Punkte er beim Vergleich verschiedener Bahnen achten sollte.
Es handelt sich um folgende Charakteristika:
  • Maßänderung nach Warmlagerung
  • Kältebeständigkeit
  • Wärmebeständigkeit
  • Witterungsbeständigkeit
  • Perforationsbeständigkeit
  • Hagelschlagbeständigkeit
  • Nahtfestigkeit
  • Durchwurzelungsfestigkeit
  • Beständigkeit gegenüber Mikroorganismen
  • Beständigkeit gegenüber Kontaktstoffen
  • Ozonbeständigkeit
Nicht in jedem Einsatzfall muss jedes Kriterium geprüft werden, ebenso können in besonderen Einbausituationen auch weitere Kriterien wichtig werden.
Die beim DUD zu beziehende Druckschrift zum Anforderungsprofil beschreibt neben den Kriterien auch die Prüfmethoden und die zu erfüllenden Anforderungen.
Speziell sei hier auf die Beständigkeit gegenüber Kontaktstoffen hingewiesen. Nicht alle Bahnen sind beständig gegenüber Bitumen, Polystyrol und/oder Polyurethan. Ist das Vorhandensein dieser Stoffe für ein konkretes Dach nicht zu vermeiden, muss entweder mit Trennlagen nach Herstellerangaben gearbeitet werden oder aber man weicht auf eine chemisch beständige Bahn aus, die sich in der Regel beim gleichen Hersteller finden lässt.
Verlegung
Wie schon angedeutet, gibt es mehrere Verlegemöglichkeiten für die Dachbahnen.
Die punkt- oder linienweise mechanische Befestigung der lose verlegten Bahnen im Überdeckungsbereich ermöglicht die Fixierung bei geringstem Flächengewicht. Sie wird vor allem bei leichten Dachkonstruktionen, etwa freitragenden Trapezblechuntergründen, eingesetzt. Die Bahnen müssen für eine freie Bewitterung geeignet sein.
Eine andere Möglichkeit ist die lose Verlegung mit Auflast. Als Auflast können Rundkies, Betonplatten oder Begrünungen eingesetzt werden. Falls die Lasten nicht die ermittelten Anforderungen zur Lagesicherung nach DIN 1055 garantieren, müssen die Randbereiche zusätzlich mechanisch gesichert werden.
Bei der Verlegung unter Auflast ist die Dachabdichtung gegen die direkte Einwirkung der Witterung und speziell der UV-Strahlung geschützt, andererseits muss die Last in das statische Konzept des Gebäudes aufgenommen werden. Beide Arten der losen Verlegung sind in der Verarbeitung weitgehend witterungsunabhängig. Durch die zumeist sehr gute Wasserdampfdurchlässigkeit der Bahnen können selbst durch Regen angefeuchtete Dächer abgedichtet werden.
Eine weitere Variante ist die Fixierung mittels Klettstreifen. Zuerst werden dabei Klettstreifen auf dem Dach mechanisch befestigt und anschließend die Bahnen ausgerollt, die nach dem Andrücken allein durch die Verklettung lagesicher im Sinne der DIN 1055 sind.
Für die verklebte Verlegung von Kunststoff- und Kautschukbahnen gibt es mehrere Techniken. So kann streifenweise oder vollflächig sowie mit heißen und kalten Klebern, teilweise sogar mit Bitumen geklebt werden. Es gibt auch schon selbstklebende Bahnen.
Nahttechniken
Für die Dichtheit des Flachdachs ist die sorgfältige Ausführung der Nahtfügearbeiten ausschlaggebend. Die klassischen Verfahren für Kunststoff- und Kautschukbahnen sind dabei das Quell- und das Warmgasschweißen.
Beim Quellschweißen werden mit einem vom Hersteller empfohlenen Lösungsmittel der Kunststoff im Nahtbereich angelöst und anschließend beide Teile aneinandergedrückt.
Beim Warmgasschweißen wird mit heißer Luft das Material beiderseits plastifiziert und anschließend mit der Andruckrolle zusammengedrückt.
Viele Bahnentypen können im Nahtbereich außerdem verklebt werden. Zwei weitere Verfahren waren wegen ihres Aufwandes früher nur in der Werksfertigung üblich. Einige Hersteller haben sie jedoch auch schon für den Einsatz auf der Baustelle weiterentwickelt. Zum einen handelt es sich um das Schweißen mit dem Heizkeil und zum zweiten um das meist „Hot Bonding“ genannte Vulkanisationsverfahren, das aber nur bei Kautschukbahnen angewendet werden kann.
Ein sensibler Bereich jedes Dachs – unabhängig von der Form und dem verwendeten Material – sind die Anschlüsse der Bahnen zu Einbauteilen des Dachs (etwa Lichtkuppeln und Be- oder Entlüftungsanlagen) sowie zu aufgehenden Bauteilen.
Die Verlege- und Fügetechnik der Kunststoffbahnen bietet hier den Vorteil, in jedem Fall ohne Flamme auszukommen. Auch Anschlüsse an hitzeempfindliche Einbauteile sind daher problemlos möglich.
Als Zubehör bieten die Hersteller außerdem Systembauteile an, mit denen sich die Anschlüsse schnell und fachgerecht ausführen lassen. Das können z.B. vorkonfektionierte Innen- und Außenecken, Manschetten oder mit stofflich passenden Anschlusstreifen ausgerüstete Lüfter, Gullys, Abdeckungen usw. sein.
Eine andere Möglichkeit der Vorkonfektionierung stellen die von den Bahnen (= Rollenware) zu unterscheidenden Kunststofffolien dar. Sie kommen werkseitig maßgenau vorgefertigt auf die Baustelle. Die bis zu mehreren hundert Quadratmeter großen Folien müssen auf dem Dach dann noch ausgelegt und an den Anschlüssen verbunden werden. Das Fügen der Nähte in der glatten Fläche entfällt.
Weitere Informationen Kunststoffbahnen
alwitra bba 539 FDT bba 540 Odenwald-Chemie bba 541 Henkel Bautechnik bba 542 Sika-Trocal bba 543 Sarnafil bba 544 Paul Bauder bba 545
Weitere Informationen Kautschukbahnen
Phoenix bba 546 SaarGummi bba 547 Hertalan bba 548
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