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Anspruchsvolle Optionen

Baufachtagung: Fiktive Sanierung eines Geschosswohnungsbaus in Hannover (Teil 2)
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Das mehrgeschossige Gebäude, dessen geplante Aufstockung wir in bba 4 | 2010 ausführlich gezeigt haben, soll darüber hinaus eine erweiterte Erdgeschosszone mit Kindertagesstätte, Einzelhandelsflächen und Café sowie zwei großzügige Treppenhäuser bekommen. Wie immer stehen im Mittelpunkt der Planung die Schnittstellen zwischen den Gewerken.

Dagmar Ruhnau, Filderstadt | be

Sechs namhafte Hersteller von Produkten und Elementen für die Gebäudehülle haben die Schnittstellen detailliert durchgespielt, um das Gebäude energieeffizient und zukunftssicher zu sanieren. Auf eintägigen, von den Architektenkammern als Fortbildung anerkannten Baufachtagungen wird die praxisnahe Simulation jedes Jahr vorgestellt.
Das Gebäude in Hannover ist ein viergeschossiger Mauerwerksbau von 1895, der im Passivhausstandard saniert werden soll. Im Erdgeschoss unterscheiden sich die Anforderungen vom Rest des Hauses: Es gibt Schaufenster mit Markisen und der Treppenturm soll eine attraktive und zugleich robuste Fassade bekommen. Die Fenster müssen energetisch deutlich aufgewertet werden, ebenso die Fassade, die zu diesem Zweck zweischalig ausgeführt wird.
Vor die bestehende Mauerwerkswand mit 17,5 cm Dicke wird eine Verblendschicht aus 11,5 cm breiten Hochlochziegeln gesetzt, dazwischen 6 cm Kerndämmung und 2 cm Hinterlüftung. Die Dächer sollen eine integrierte Photovoltaikanlage bekommen.
Fensterkonstruktion
Für die mit 2 m Breite und 1,75 m Höhe geplanten Fenster – Festverglasung mit Kipp-Oberlicht – wählt der Kunststoffprofilhersteller Veka das 70 mm tiefe Anschlagdichtungssystem Softline, das sich durch hohe Stabilität und besonders gute Wärme- und Schalldämmung auszeichnet. Gemäß ift-Richtlinie FE-05–2 „Einsatzempfehlung für Fenster und Außentüren“ werden die Leistungseigenschaften in Bezug auf Widerstand gegen Windlast, Schlagregen und Fugendurchlässigkeit bestimmt.
Die resultierenden Klassen B 2 für die Windlast, 4 A für die Schlagregendichtheit und die Klasse 2 für die Fugendurchlässigkeit lösen die bislang praktizierte Einstufung einer Fensterkonstruktion nach DIN 18055 ab.
Anhand des Fallbeispiels werden die neuen Prüf- und Klassifizierungsnormen sowie deren richtige Umsetzung erläutert. Im Hinblick auf das häufig eingesetzte Blower-Door-Verfahren werden die Themen Lüftung, Fugendurchlässigkeit und Gebäudedichtheit bezüglich Fensterkonstruktionen und Anschlussfugen erläutert.
Als ein hilfreiches Tool für die richtige Planung und Auslegung von Fensterkonstruktionen stellt Veka eine kostenlose CD ROM mit beispielsweise konkretem U-Wert-Rechner und Isothermenerstellung bereit.
Schaufensterverglasung
Aus den Vorgaben von Veka ermittelt der Glashersteller Interpane die Verglasung. Die Lage neben dem Bürgersteig erfordert Sicherheitsgläser, um Passanten und Eigentum zu schützen.
Sicherheitssonderverglasungen werden aufsteigend nach EN 356 (Durchwurf und -bruch), EN 1063 (Durchschuss) oder EN 13541 (Sprengwirkung) eingeteilt.
Darüber hinaus stellt die Technische Regel für absturzsichernde Verglasungen, Ausgabe 2003, ebenfalls Anforderungen an die Verwendung von Sicherheitsglas. Zahlreiche Vorschriften und Gesetze fordern die Verwendung bestimmter Glasarten. Deshalb empfiehlt es sich, die Bemessung dem Glasspezialisten zu überlassen.
Für die Ladenfenster nimmt Veka die Widerstandsklasse 2 gegen Einbruch nach DIN prEN 1627 an – Gelegenheitstäter mit einfachem Werkzeug. Nach prEN 1627:2006 (D) wird hier der Verglasungstyp P5A nach EN 356 empfohlen. Die Glasdicke wird von Interpane anhand der Geometrie und Lagerung, Windlast und zu erwartenden Lasten im öffentlichen Einsatzbereich ermittelt.
Die 2-fach-Isolierverglasung besteht nun aus 10 mm VSG (25 kg/m²) außen und 8 mm Floatglas (25 kg/m²) innen. Sie wiegt 45 kg/m² und bleibt damit knapp unter der geforderten Obergrenze von Veka. Interpane schlägt das Wärmedämmglas iplus E vor, das großflächige Verglasungen mit geringem Wärmeverlust ermöglicht.
Mit einem Scheibenzwischenraum von 16 mm und Argonfüllung erreicht es den vorgegebenen Ug-Wert von 1,1 W/m²K. Die Schalldämmung beträgt trotz der geringen Gesamtstärke des Glases von 34 mm ca. 41 dB.
Fensterabdichtung
Zur Abdichtung der Fugen in der äußeren Verblenderschicht empfiehlt Tremco illbruck das vorkomprimierte Schaumstoff-Dichtband illbruck TP600 illmod 600. Dieses vom ift Rosenheim, der MPA-Bau Hannover und der RAL Gütegemeinschaft FDKS geprüfte und fremdüberwachte Band dichtet außen liegende Fugen schlagregensicher bis 1050 Pa ab, erfüllt alle Anforderungen nach DIN 18542, BG1 und ist zugleich dampfdiffusionsoffen, winddicht und höchst witterungsbeständig. Aufgrund seines großen Anwendungsbereichs von mehreren Millimetern schließt es Fugen unterschiedlichster Breite. Für den Fußpunkt der Fensterelemente empfiehlt der Hersteller außen die feuchteadaptive Fensterfolie illbruck ME501 TwinAktiv HI, in der Mitte den FM230 Fensterschaum+ und innen das ME404 Butylband Vlies. Die Fensterfolie TwinAktiv eignet sich aufgrund ihres variablen Dampfdiffusionsverhaltens für innen und außen. Sie reduziert die Gefahr von Verwechslungen, bietet hohes Trocknungspotenzial und schützt Bauanschlussfugen und Material dauerhaft gegen Durchfeuchtung und Schimmel. Die Folie ist besonders reißfest und freibewittert bis zu neun Monate UV-stabil.
Abdichtung mit Entwässerung
In der EG-Zone sind Fragen der Entwässerung und des Stromertrags durch Abdichtung mit alwitra Evalon-Solar auf dem neuen Flachdach zu klären. Die neuen Treppenhäuser werden durch Schattenwurf den solaren Ertrag mindern. Bei gleichen Voraussetzungen wie im Penthouse (siehe bba 4/2010) – Ausrichtung nach Süden, 3° Dachneigung – ergäbe sich ein 15,8 % niedrigerer spezifischer Jahresertrag. Deshalb schlägt alwitra als Alternative ohne PV-Nutzung einen verklebten Flachdachaufbau mit der selbstklebenden, vlieskaschierten Evalon VSK vor.
Zur Entwässerungsfläche zählen 50 % der Fassadenfläche wegen windgetriebenem Regen: Aus 150 m² Dachfläche werden so 450 m² zu entwässernde Fläche. Diese Daten muss der Planer liefern, ebenso die statisch mögliche Anstauhöhe. Auf den kleineren, äußeren Dachflächen werden rechnerisch je ein Ablauf alwitra Systemgully mit senkrechtem Ablauf und Flachdachsieb DN 70 sowie ein Notüberlauf alwitra System-Notüberlauf V mit seitlichem Auslauf DN 100 benötigt, in der Mitte zwei Abläufe und ein Notüberlauf.
Der Hersteller unterstützt Architekten und Planer bei der Planung von PV-Anlagen mit z. B. dem Online-Flachdach-Atlas, der Ausstattung für eine normgerechte Entwässerung und einem fertigen Entwässerungsnachweis samt Leistungsverzeichnis und Details.
Markisenbefestigung
Der Bereich vor der EG-Zone wird von Markisen mit 3 m Breite und 2,5 m Ausladung beschattet, die gemäß der neuen DIN EN 13561 befestigt werden müssen. Nach Norm wird die Windklasse 2 (Windstärke 5) angenommen – man geht davon aus, dass bei stärkerem Wind die Markise eingefahren wird. Die Lastermittlung wird z. B. durch den Markisenhersteller durchgeführt, Richtlinien zum Befestigen von Markisen bietet der Bundesverband technischer Textilien an (www.bktex.com). Befestigt werden muss gemäß Norm auf druck- und standsicherem Untergrund, kein Problem bei der hier geplanten Vorsatzschale.
Für nicht tragfähige Untergründe, etwa aus Dämmmaterial, bietet Hilti seine ISO Konsole HK mit 68 mm Durchmesser an, deren Tiefe variabel ist. Die Konsole enthält einen Gewindestab, an dem die Markise befestigt werden kann, und wirkt wärmedämmend. Wenn der Untergrund wie im aktuellen Gebäude aus Hochlochziegeln besteht und druckfest ist, können die Markisen an eine Befestigungsplatte montiert werden, die ihrerseits vom Hilti-Injektionssystem HIT HY 70 gehalten wird. Die Hohlräume in den Ziegeln überbrücken Siebhülsen, in die der Mörtel injiziert und die Ankerstange eingesetzt wird.
Treppenhausfassaden mit Glasmosaik
Die zwei Treppenhäuser werden erweitert und erhalten je einen Aufzug. Die Fassade wünscht sich der Bauherr optisch hochwertig. Dabei darf die Funktion des Treppenhauses als Fluchtweg nicht beeinträchtigt sein, der U-Wert muss gemäß EnEV bei ≤ 0,5 W/m²K liegen. In Erwägung gezogen wird ein VHF-System: StoVerotec-Fassade mit kleinteiligem Glasmosaik. Dieses System mit einer Aluminium-Unterkonstruktion erreicht den U-Wert mit einer Dämmplattendicke von 120 mm. Statt der Aluminium-Konstruktion, die wie eine „Kühlrippe“ wirkt, schlägt Sto eine exklusive Neuerung vor: Wandhalter aus Edelstahl mit profilierten T-Profilen vermindern den Wärmeabfluss zur Vorhangfassade, und die Dämmschicht kann auf 80 mm reduziert werden.
In Hinsicht auf den Brandschutz steht eine A2-Lösung für die StoVerotec Fassade zur Verfügung. Einzig in Kombination mit der Glasmosaik-Belegung muss hier noch eine Zustimmung im Einzelfall erwirkt werden. Die entwickelten Standard-Detaillösungen, mit denen dieser Hersteller Planer und Architekten unterstützt, umfassen u. a. den Sockelbereich zum Bürgersteig, die Fensterleibungen und den Anschluss an den Bestandsbau. Hier wird die Trägerplatte mit dem verfugten Glasmosaik bis unmittelbar vor das verputzte WDVS geführt und mit dem Sto-Fugendichtungsband 2D für Verformungen zwischen 6 und 12 mm abgedichtet.
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