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Widersprüchliches zusammengeführt

Neubau eines Warenhauses in Mönchengladbach
Widersprüchliches zusammengeführt

Das neue real-Warenhaus im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt zeigt, wie durch die konstruktive Zusammenarbeit von Architekten, Stadtplanern, Gemeinde und Bauherren Architektur mit Impulswirkung entstehen kann. Die differenzierte Fassadengestaltung verbindet die unterschiedlichen städtebaulichen Anforderungen und wertet somit die Innenstadt auf.

Dipl. Ing. Olaf Meier | jo

Warenhäuser sind leider meist reine Zweckbauten. Architektonische Ansprüche erfüllen sie eher selten. Das ist solange nicht dramatisch, wenn diese in Industriegebieten oder städtebaulich wenig prägnanten Gebieten stehen. Doch anders sieht es aus, wenn ein SB-Warenhaus mitten im Stadtzentrum entstehen soll, wie im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt. Dessen Innenstadt – Rheydt wurde im Zuge der Gebietsreform 1975 eingemeindet – hat wie viele ehemals selbständige Kommunen mit einem schleichenden Funktionsverlust und schwindender Vitalität zu kämpfen. Umso wichtiger war es, für ein seit zehn Jahren brachliegendes Gelände im Zentrum eine attraktive Nutzung zu realisieren, dem architektonisch, aber auch städtebaulich eine Impulswirkung für die gesamte Innenstadt zukommen sollte.
Prägende Umgebung
Die Planung und Realisierung einer attraktiven Bebauung auf der 12 639 m² großen Industriebrache war Aufgabe der dmp – Gesellschaft für Bauplanung und der H. & J. Jessen Baugesellschaft. Die Mönchengladbacher Unternehmen entwickelten einen Bebauungsplan, zu dem auch die Realisierung eines neuen „real“-Marktes gehört. Er liegt an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen: Während eine zur Innenstadt führt, ist die andere Teil des Rheydter Rings, der das Zentrum umgibt. Sie ist damit nicht nur ein vielbefahrener Hauptverkehrsweg, sondern auch Zufahrt zum benachbarten Theater. Dessen Ziegelstein-Architektur prägt wesentlich die Umgebung des geplanten Marktes, genauso wie das gegenüberliegende Bank-Gebäude, dessen runde Form den Kreuzungsbereich dominiert.
Vorgaben
Andreas Weith von dmp: „Bei dem Bebauungsplan für das Gelände haben wir eng mit Stadtplanern zusammengearbeitet und standen immer im Gespräch mit der Stadt.“ Ein Wunsch der Gemeinde war zum Beispiel, die insgesamt 400 Parkplätze für die Kunden im Gebäude unterzubringen. Dazu wurde im ersten und zweiten Obergeschoss des Gebäudes eine Pkw-Hochgarage geplant, unter ihr befinden sich die rund 5 000 m² Verkaufsfläche. Auf Grund der exponierten Lage musste zudem bereits bei der Planung auf besondere gestalterische und wirtschaftliche Komponenten geachtet werden: So wurden im Bereich der Warenannahme Schallschutzwände eingeplant und die Zu- und Abfahrt so angeordnet, dass der Innenstadtverkehr möglichst wenig behindert wird. Zwei Drittel der Dachfläche sind zudem als Kompensationsfläche für die erforderlichen straßenbaulichen Maßnahmen begrünt. Städtebaulich war die Gesamthöhe des Gebäudes auf 14,50 m begrenzt.
Andreas Weith: „Wir mussten eine Lösung finden, die die teils widersprechenden Wünsche von real und Stadt vereint: Das real-Konzept sieht nicht vor, dass in den Verkaufsbereich hineingeschaut werden kann, die Stadt wünschte aber eine leichte und lichte Wirkung der Fassade.“
Sie sollte zudem eine starke Raumkante bilden, Ruhe in das Stadtbild bringen aber auch die unterschiedlichen städtebaulichen Einflüsse an diesem Standort verbinden. Erschwert wurde die Aufgabe noch durch die Dimension des Gebäudes – es erstreckt sich über rund 145 m. Trotz dieser Länge durfte die Fassade nicht langweilig wirken.
Optik einer Arkade
Zur Entwicklung der Fassade nach diesen Vorgaben beauftragte dmp das Architekturbüro Bolzen, Mehring und Partner, BM&P Architekten BDA aus Mönchengladbach.
Katja Mehring: „Um die Vertikale zu betonen und eine optische Höhe zu erreichen, die für die Proportion der Fassade und die Länge des Gebäudes von großer Bedeutung ist, orientierten wir uns am engen Stützraster des Gebäudes.“
Die Verkleidung sollte aus rechteckigen, holzfarbenen Paneelen bestehen, die eine schlanke, hohe Optik vermitteln. Sie wechseln sich im Rhythmus der Stützen ab mit emaillierter Verglasung bzw. mit Lochblechen.
„So erzielen wir das Gefühl, an einer Arkade mit Schaufenstern vorbei zulaufen“, so Katja Mehring. „Die Fassade hat dadurch den Charakter einer homogenen, hochwertigen Einkaufsstraße.“ Die von BM&P erstellten Visualisierungen der Fassade waren ein wichtiges Hilfsmittel bei den Gesprächen mit der Stadt und Vorlage für die Realisierung.
Als Paneele wählte dmp-Architekt Andreas Weith Trespa Meteon Platten im Dekor „Italian Walnut“. Sie basieren auf thermohärtenden Harzen, die homogen mit 70 % Fasern auf Holzbasis verstärkt und unter hohem Druck und hohen Temperaturen verpresst wurden. Die Platten haben eine integrierte dekorative Oberfläche, sind besonders wetterbeständig und langlebig. Von der Dimensionsstabilität und Bearbeitung sind sie mit Hartholz vergleichbar. Die glatte, porenfreie Oberfläche verhindert Schmutzablagerungen und ist einfach zu reinigen. Montiert wurden die hinterlüfteten Paneele mit Tragprofilen an verzinkten Stahl-Fassadenträgern. Die 1 325 x 345 mm großen Paneele wurden quer montiert, zusammen mit den offenen Fugen zwischen den Platten und dem sichtbaren Befestigungssystem TS 700 von Trespa ergibt sich ein leichtes, optisch abwechslungsreiches Bild. .
Die Blindglas-Fassade wurde als hinterlüftete Kalt-Fassade ausgeführt. Zum Einsatz kamen Pfosten-Riegel-Profile für Kalt-Warm-Fassaden des Systems FW 50+ CW von Schüco. Das System ist für die Aufnahme aller glatten und flächigen Füllungen geeignet und beinhaltet alle Komponenten für den Wandanschluss sowie die Befestigung der Unterkonstruktion. Die Verglasung besteht aus 8 mm Einscheiben-Sicherheitsglas, das vollflächig im Farbton RAL 9008 emailliert ist. Gedämmt wurde mit 120 mm Mineralfaser-Platten mit UV-beständiger, wasserabweisender Vlies-Kaschierung.
Auf Höhe des Parkdecks kamen schließlich Lochbleche in RAL 9007 als Fassadenverkleidung zum Einsatz.
Andreas Weith: „Die Fassade auf Höhe des Parkdecks musste durchlüftet sein. Mit einer Konstruktion aus Aluminiumblechen in Wellenprägung mit einem Lochanteil von 36,5 % konnten wir das gewährleisten, gleichzeitig aber auch die Anmutung von Fenstern beibehalten.“
Die verschiedenen Fassadenabschnitte aus Trespa-Paneelen, Blindglas und Lochblech sind durch eine Alublech-Stützenbekleidung in RAL 9007 getrennt. Zusätzlich wurde das Treppenhaus und die Einfahrt zum Parkdeck vollflächig mit Blechen verkleidet, die im real-typischen Rot gehalten sind.
Architekt: dmp – Gesellschaft für Bauplanung mbH & Co. KG, Mönchengladbach Fassadenentwicklung: Bolzen, Mehring & Partner, BM&P Architekten BDA, Mönchengladbach
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